Bei Kindern soll es auch heute noch beliebt sein: vorgegebene Zahlen in numerischer Reihenfolge verbinden, damit ein klares Bild entsteht. Daran versuchen sich in der Pandemie auch Politiker und Wissenschaftler. Besonders wichtig sind die Impfquoten. Aus denen lässt sich ableiten, wie gut die Gesellschaft geschützt ist und welcher Maßnahmen es noch bedarf. Sie sind somit maßgeblich für die Schärfe nahezu aller Coronaregeln bis hin zur Frage, ob eine allgemeine Impfpflicht erforderlich ist. Umso unfassbarer, wie wenig verlässlich bis widersprüchlich die offiziellen Impfquoten sind.
So veröffentlicht das Stuttgarter Sozialministerium, eigentlich sehr löblich, Statistiken über die Impfquoten in den Kommunen. Daran können etwa die Mannheimer Verantwortlichen ablesen, was sie mit ihren Impfbemühungen erreicht haben. Allerdings liegen die Durchschnittswerte für Baden-Württemberg da um mehr als zehn Prozentpunkte niedriger als in den abendlichen Veröffentlichungen des Landesgesundheitsamts, das zum selben Ministerium gehört. Als Erklärung wird auf unterschiedliche Datengrundlagen verwiesen. Unfug bleibt es. Das Robert Koch-Institut hat ganz andere Werte – die es selbst als zu niedrig einstuft.
Deutschland bräuchte längst dringend ein nationales Impfregister, in dem alles sauber erfasst wird. Malen nach Zahlen geht nur, wenn die Zahlen klar sind.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bei Impfquoten Malen nach Zahlen?
Steffen Mack über die Unklarheiten bei den Impfquoten