Kommentar Ausgefallene Ampeln zeigen: Mannheims Infrastruktur fährt auf der letzten Rille

In Mannheim fallen Ampel immer öfter längere Zeit aus als früher. Die schwarzen Ampeln sind ein Sinnbild für den Zustand der Infrastruktur in der Stadt, kommentiert Sebastian Koch.

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Sebastian Koch
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Mannheim. Sie sind Sinnbild eines größeren Problems: die Ampeln in Mannheim. Mal blinken sie, mal sind sie schwarz, manche tagelang außer Betrieb – teils wegen mutmaßlichem Vandalismus, vor allem aber, weil Personal fehlt und Anlagen teils so veraltet sind, dass sie unzuverlässig arbeiten, Ersatzteile aber rar und teuer sind. Die Verwaltung bemüht sich um Erklärungen: Die Zahl der Störungen sei nicht gestiegen, die Reparaturen aber dauern wegen Renteneintritten und verkürzter Einsatzzeiten länger. Das ist nachvollziehbar, aber doch vor allem eines: höchst alarmierend.

Verkehr

Warum Ampeln in Mannheim häufiger für längere Zeit ausfallen

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Denn die Ampeln sind ja kein Einzelfall. Sie stehen für eine Stadt, deren Infrastruktur im wahrsten Sinne auf letzter Rille fährt: Marode Bauwerke wie die BBC-Brücke sind seit Jahren nur eingeschränkt nutzbar, Straßen sind – auch witterungsbedingt – in schlechtem Zustand und in öffentlichen Gebäuden bröckelt bestenfalls nur der Putz von der Wand. Die Ampeln stehen auf Rot – im Verkehr, aber auch in der Infrastruktur insgesamt.

Klar: Nicht immer sind es fehlende Ambitionen, sondern begrenzte Mittel, die Probleme zementieren. Das Geld muss priorisiert werden. Wer aber bei öffentlicher Infrastruktur spart, riskiert viel. Die Folgen sind schleichend – bis die Brücke gesperrt ist, die Kreuzung gefährlich wird oder Schule in Containern stattfindet.

Wer nur repariert statt erneuert, verliert am Ende mehr als nur eine funktionierende Infrastruktur. Er verliert das Vertrauen der Menschen in eine Stadt, die funktionieren soll.

Mannheim muss Hunderte Millionen stemmen – für Schulen, Brücken, für die Sanierung des Nationaltheaters. Gleichzeitig haben Menschen zu Recht die Erwartung, dass der Alltag funktioniert: Dass Ampeln leuchten, Straßen befahrbar sind und Gebäude nicht verfallen.

Die Ampeln zeigen dieses Dilemma. Zeigen, wie eng der Spielraum geworden ist. Wer aber Infrastruktur nur reaktiv verwaltet, anstatt sie vorausschauend zu modernisieren, kommt in eine gefährliche Routine: die des ständigen Flickens. Wer nur repariert statt erneuert, verliert am Ende mehr als nur eine funktionierende Infrastruktur. Er verliert das Vertrauen der Menschen in eine Stadt, die funktionieren soll.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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