Vollkommene Sicherheit kann es nicht geben. Das hat die tragische Amokfahrt auf den Mannheimer Planken leider wieder einmal gezeigt. Eine solche Tat lässt sich nie ganz vermeiden. Die Polizei kann in einem solchen Fall nur noch reagieren. Die Behörde hat ab dem ersten eingegangenen Notruf am Montag alles in ihrer Macht stehende getan, um für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen.
Das beweist das schnelle Handeln der Einsatzkräfte. 29 Minuten dauerte es vom ersten eingegangenen Notruf um 12.14 Uhr bis zur Festnahme des flüchtigen Tatverdächtigen um 12.43 Uhr. Auch dass die Polizei bei solch einer dynamischen Einsatzlage die Bevölkerung über Handy-Apps und der Cell-Broadcast-Technik der Mobiltelefone warnt, ist richtig und wichtig.
Viel zu lang ließ man die Öffentlichkeit im Unklaren, wie sich die aktuelle Sicherheitslage darstellt
Weniger gut als die Gefahrenabwehr hat dafür die Kommunikation der Polizei geklappt. Viel zu lang ließ man die Öffentlichkeit im Unklaren, wie sich die aktuelle Sicherheitslage darstellt. Erst gegen 14.10 Uhr bestätigte die Polizei die Festnahme des Tatverdächtigen. Nur hin und wieder wurden Wasserstandsmeldungen mit wenig neuen Informationen an die Medienvertreter durchgegeben. Das befeuert nicht nur Spekulationen und Gerüchte, sondern vor allem auch Falschmeldungen.
In sozialen Medien kursierten zahlreiche davon. Etwa, dass es mehrere Einsatzlagen geben soll oder dass Menschen mit Messern bewaffnet durch die Innenstadt laufen. Darauf angesprochen, hielt sich die Polizei bedeckt. Nur bei einem im Internet veröffentlichten Ausweisdokument, dass den Tatverdächtigen zeigen soll, machte die Polizei auf X deutlich, dass es sich dabei um Falschinformationen handelt.
Indem die Polizei nichts zu den Gerüchten und Spekulationen sagt, wird diesen kein Einhalt geboten. Und sind sie einmal in der Welt, sind sie nur schwer aufzuhalten. Es hieß lediglich, dass man auf diese nicht eingehen und sie nicht teilen soll, um sie nicht noch weiter zu verbreiten. Doch genau dafür lässt die Polizei mit ihrem Handeln Platz.
Dabei wäre es wichtig – insbesondere, wenn in offiziellen Warnmeldungen auf den Handys von einer lebensbedrohlichen Lage zu lesen ist –, die Öffentlichkeit genau über den Stand der Dinge zu informieren, um ihr die nötige Sicherheit zu geben. Natürlich sollte der Polizei erst mal Zeit zum Ermitteln gegeben werden. Doch sobald Erkenntnisse vorliegen, müssen diese auch zeitnah an die Öffentlichkeit getragen werden. Denn gerade Gerüchte und Spekulationen steigern in solchen Lagen die Unsicherheit der Bevölkerung nur noch mehr.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Amokfahrt in Mannheim: Gute Gefahrenabwehr, ausbaufähige Kommunikation
Das schnelle und erfolgreiche Handeln der Polizei ist lobenswert. Jedoch hat die Kommunikation der Behörde weniger gut geklappt, meint Kai Plösser.