Kriminalität

Schock auf dem Lindenhof: 27-jähriger Mann greift 63-jährige Frau an

Hat der psychisch kranke Sohn seine Mutter attackiert? Diese Frage muss die Polizei nach einem Gewaltdelikt in Mannheim ermitteln. Was bisher bekannt ist.

Von 
Kai Plösser und Stefanie Ball
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Großer Polizeieinsatz auf dem Lindenhof, nachdem ein 27-jähriger Mann eine 63-Jahre alte Frau angegriffen haben soll. © Rene Priebe

Mannheim. Um 9.30 Uhr ist es vorbei mit der morgendlichen Stille auf dem Lindenhof. Polizei- und Krankenwagen rasen durch das Viertel, wenig später ist das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei Baden-Württemberg vor Ort, in Windeseile hängen Beamte Absperrbänder auf, mehrere Straßen in der Nähe des Waldparks sind fortan unpassierbar. Menschen stehen auf der Straße, die ersten Reporter und Kamerateams sind auch da.

Die Lage ist zunächst unklar: Eine Frau ist schwer verletzt, ein Mann hat sich in einem Haus – ein Einfamilienhaus – verschanzt. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim gibt ein erstes Pressestatement und spricht darin von einem Täter. Nach drei Stunden ist klar: Es gibt auch nur eine Person, die sich im Haus aufhält, die Umgebung ist abgesichert, sodass die Spezialkräfte das Gebäude stürmen.

Polizeieinsatz in Mannheim: Auseinandersetzung zwischen Sohn und Mutter?

Der Mann ergibt sich – widerstandslos. „Nachdem heute Morgen gegen 9.30 Uhr ein 27-jähriger Mann eine 63-jährige Frau verletzt hat, konnte der Tatverdächtige nun durch Spezialeinsatzkräfte festgenommen werden“, vermeldet der Polizeisprecher gegen 12.30 Uhr. Verletzt wurde bei der Festnahme niemand.

Spezialeinsatzkräfte der Polizei stürmten das Haus und nahmen den Tatverdächtigen widerstandslos fest. © René Priebe

Die Polizei spricht von einem „innerfamiliären Streit“, der sich zugetragen haben soll. Zur Familienkonstellation will sich die Behörde jedoch nicht äußern: „Die familiären Verhältnisse der 63-Jährigen zu dem 27-Jährigen können wir noch nicht an die Öffentlichkeit steuern“, sagt der Sprecher.

Nach Informationen dieser Redaktion war es der Sohn, der die 63 Jahre alte Mutter angriff, die Tatwaffe soll ein Messer gewesen sein. Wie die Verletzungen jedoch genau zustande gekommen seien, muss nach Angaben des Polizeisprechers noch ermittelt werden: „Über die Bewaffnung oder nicht Bewaffnung können wir auch keine Auskunft geben“, sagt er.

Anwohner auf dem Lindenhof zeigen sich schockiert

Wo sich der Vater zum Zeitpunkt der Tat aufhielt, bleibt zunächst offen, er soll nach unbestätigten Berichten seine Frau verletzt aufgefunden haben. Ebenfalls nicht bestätigt sind Berichte, wonach der Sohn bereits seit vielen Jahren psychisch erkrankt sei. Die Mutter wurde im Krankenhaus notoperiert, wie schwer die Verletzungen sind, dazu gab es bis zum Nachmittag keine neuen Angaben.

Ermittler sichern am Tatort auf dem Lindenhof Spuren. © René Priebe

Die Anwohner zeigen sich schockiert, ihren Namen wollen sie nicht nennen. „Es ist eine traurige Geschichte, wir kennen die Betroffenen“, meint eine Frau. Eine andere Frau sagt: „Das ist so schlimm, die arme Familie.“ Ein Mann erklärt, dass der Tat eine lange Geschichte vorausgehe, der Sohn sei immer wieder in psychischer Behandlung gewesen.

Ob der 27-Jährige eine Ausbildung gemacht oder studiert hatte, wo er zuletzt wohnte, ist nicht bekannt. Auch was dem konkreten Streit vorausging, ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen, genau wie der genaue Tatablauf.

Polizei schafft statische Einsatzlage auf dem Lindenhof

Für die Öffentlichkeit habe keine Gefahr bestanden, sagte der Sprecher und gab einen Einblick in den Polizeieinsatz: „In einem Fall wie in diesem haben wir schon von vornherein eine statische Lage geschaffen, sodass es keine Möglichkeit der Flucht gab.“ Da eine dritte Person im Haus habe ausgeschlossen werden können, „hatten wir alle Zeit der Welt, um uns eine entsprechende Einsatztaktik zurechtzulegen“, erklärt er die rund dreistündige Dauer, die bis zur Festnahme verging.

Auch sei eine Verhandlungsgruppe eingesetzt gewesen, die versucht habe, mit dem 27-jährigen Tatverdächtigen in Kontakt zu treten. „In solchen Fällen setzten wir ganz stark auf die Kommunikation“, erläutert der Sprecher: „Sollte die Kommunikation nicht fruchten, dann bleibt uns nur noch das letzte Mittel der Wahl. Und das ist leider die Anwendung von unmittelbarem Zwang“, so der Behördensprecher.

Weitere Informationen zu den Ermittlungen am Dienstag

Nach der Festnahme wurde der Tatverdächtige in Polizeigewahrsam genommen. Ob ein Antrag auf Untersuchungshaft gestellt werde, müsse von der Staatsanwaltschaft geprüft werden, so der Polizeisprecher. Weitere Informationen zu den Ermittlungen soll es erst am Dienstag geben.

Laut des ersten Pressestatements des Sprechers am Montagmittag wird je nach Verletzung der Frau in Richtung eines versuchten Tötungsdeliktes oder einer gefährlichen Körperverletzung ermittelt. „Die Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen in vollem Gange. „Es wird sich jetzt herausstellen müssen, wie es zu dieser Tat kam und was die Hintergründe sind“, sagt der Polizeisprecher.

Redaktion

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