Kommentar AfD-Kandidat ohne Scheu

Stephan Alfter sorgt sich über die tiefen Verstrickungen des AfD-Bewerbers um das Ludwigshafener Oberbürgermeisteramt.

Veröffentlicht
Kommentar von
Stephan Alfter
Lesedauer

Ludwigshafen. „Remigration“ – ein hässliches Wort, das auf viele von uns zunächst so wirkte, als sei es nur aus Versehen aus der Werkzeugkiste rechter Rhetoriker gefallen. Mehr als zwei Jahre nach seiner erstmaligen Verbreitung ist es in unserem Sprachschatz angekommen. Manchmal vergessen wir deshalb sogar, es in Anführungszeichen zu setzen. Extremen Kräften gelingt allein durch die Infiltrierung unserer Sprache eine Diskursverschiebung, der wir uns bewusst sein müssen.

Und nicht nur das: Nicht mehr undenkbar ist in einer Stadt wie Ludwigshafen, dass am Abend des 21. September nur noch eine der beiden mitgliederstärksten Parteien aus SPD und CDU in der Stichwahl vertreten ist.

Die andere Partei könnte AfD heißen, was in einer westdeutschen Großstadt bisher nicht vorgekommen ist. Immerhin rund 25 Prozent gaben der vermeintlichen Alternative bei der Bundestagswahl ihre Stimme. Es ist also nicht mehr nur die Sprache, die in unser Bewusstsein einsickert. Es ist ein ganzer Zeitgeist.

Ein Vertreter der sich immer selbstbewusster gebenden rechten Bewegung ist der OB-Kandidat der AfD, Joachim Paul. Der Landtagsabgeordnete und Burschenschaftler ist tief im Milieu seiner Partei verwurzelt. Er sucht den Kulturkampf, um eine Wechselstimmung zu schaffen.

Er sucht den Kulturkampf, um eine Wechselstimmung zu schaffen.

Er hat keine Scheu davor, sich mit international bekannten Rechtsextremisten wie Martin Sellner abzulichten, deren Gedankengut er zu teilen scheint. So geschehen im Juli im thüringischen Schnellroda, wo in Person von Götz Kubitschek eine rechte Denkfabrik ihre Heimat gefunden hat. Und nicht nur das: Aktiv arbeitet Paul mit Magazinen wie „Freilich“ zusammen, die den ideologischen Rahmen für zukünftige Regierungsübernahmen beschreiben. Dies nicht nur im regionalen Bereich, sondern mit Blick auf Europa. Joachim Paul ist nicht das unbeschriebene Blatt, für das ihn vielleicht mancher zu diesem Zeitpunkt noch hält. Auch das Wort „Remigration“ hat Karriere gemacht.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Thema : Bilfinger

  • Bilfinger Streit am Lufthansa-Gate: Das sagt Bilfinger-Aufsichtsratschef Cordes

    Der Chefkontrolleur des Mannheimer Konzerns, Eckhard Cordes, durfte nach einem Streit mit dem Piloten in Berlin nicht mitfliegen. Was der Manager jetzt kritisiert.

    Mehr erfahren
  • Bilfinger Bilfinger-Chef Thomas Schulz schimpft über Bundesregierung

    Die Wirtschaft brauche einen Schub, so der Chef des Mannheimer Konzerns. Dafür müsse die Regierung endlich in die Puschen kommen. Was Schulz vom Kanzler will.

    Mehr erfahren
  • Bilfinger Letzte Nachfahrin der Unternehmerfamilie Bilfinger gestorben

    Gisela Bilfinger-Spieß ist im Alter von 90 Jahren friedlich gestorben und wurde in Mannheim beigesetzt. Als Zeitzeugin einer prägenden Industriellenära pflegte sie das Erbe des traditionsreichen Baukonzerns.

    Mehr erfahren
VG WORT Zählmarke