Kommentar Abschied und Abrechnung beim Mannheimer Neujahrsempfang

Für Florian Karlein klingt die Rede von Oberbürgermeister Peter Kurz beim Mannheimer Neujahrsempfang oft nach Abschied - und an manchen Stellen auch nach Abrechnung

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Florian Karlein
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So schnell kann es gehen. Nach dem Komplettausfall des Mannheimer Neujahrsempfangs 2021 und der abgespeckten Notversion mit ernüchternder Besucherresonanz im Mai 2022 ist am Dreikönigstag 2023 das Leben zurück im Mannheimer Rosengarten. Die Großveranstaltung lockt nicht nur ähnlich viele Menschen an wie in Vor-Corona-Zeiten. Nein, die Besucher sind auch durchweg gut gelaunt, gelöst und optimistisch. Es weht ein Hauch von Aufbruchstimmung durch die Räume. Immerhin liegt ein bedeutsames und richtungsweisendes Jahr vor Mannheim.

Der Noch-Oberbürgermeister wirkt befreit

Vor nicht einmal acht Monaten musste Peter Kurz in seiner Rede beim Frühlingsempfang noch starke Schultern und Entschlossenheit vorleben. Er machte den Bürgerinnen und Bürgern Mut, wollte sie mitnehmen auf Mannheims Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2030. Damals war es erst wenige Wochen her, dass die Stadt als eine von 100 europäischen Kommunen als EU-Modellstadt ausgewählt worden war. Und jetzt ist es erst wenige Wochen her, dass sich Kurz gegen eine erneute Kandidatur als Oberbürgermeister entschieden hat. Und diese Mannheimer Zeitenwende spürt man auch in seinen Worten. Zum Auftakt ins neue Jahr und die letzten Monate seiner Amtszeit wirkt der Noch-Oberbürgermeister befreit.

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Eine Abschiedsfeier sei der Neujahrsempfang nicht für ihn, betont Peter Kurz zwar. Und doch arbeitete das scheidende Stadtoberhaupt unüberhörbar an seinem Vermächtnis - er findet in seiner Rückschau viel Positives. Das ist legitim. Der Rückblick gehört zum Neujahrsempfang wie der Ausblick. In dem wiederum rührt Kurz kräftig die Werbetrommel für die Bundesgartenschau, die er im April noch eröffnen und die auf ewig mit seinem Namen verbunden sein wird.

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Deswegen sind die „Packen wir es an“-Momente in seiner Rede diesmal deutlich seltener. Was auch daran liegt, dass er Kritik und Mahnungen viel Platz einräumt. Seine Ausführungen zu deutschem Behördenwahnsinn und Regulierungsunsinn klingen nach bald 16 Jahren in den langsam aufreibenden Mühlen einer Verwaltung nach Abrechnung.

So energisch fordernd er in Richtung Politik und Gesellschaft auftritt, so energisch dankt und verteidigt Kurz die Mitarbeiter seiner Verwaltung, die „Außergewöhnliches“ leisteten, dafür aber nicht ausreichend wertgeschätzt würden. Das klingt genauso nach dem Anfang eines - seines - Abschieds wie fast anderthalb Minuten Applaus mit stehenden Ovationen für Peter Kurz nach dessen Neujahrsansprache.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim