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Wie sich der Regen auf die Weinwanderung in Schriesheim auswirkte

Die traditionelle Weinwanderung an der Badischen Bergstraße in Höhe Schriesheim litt unter dem schlechten Wetter. Trotzdem verzeichnete sie weitgereiste Gäste. Eine Bilanz.

Von 
Konstantin Groß
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Angesichts des schlechten Wetters machten sich erstaunlich viele auf zur Weinwanderung in Schriesheim. © Christoph Blüthner

Schriesheim. Anders als für die Besucher ist die traditionelle Weinwanderung entlang der Badischen Bergstraße für die ehrenamtlich Engagierten vom Schriesheimer Verkehrsverein keineswegs bereits am Sonntagabend beendet. „Wir sind gerade im Bachschlössel“, berichtet Vorsitzender Joachim Müller, als wir ihn am Montagvormittag im Domizil seines Vereins in der Talstraße telefonisch erreichen. „Wir verräumen gerade unsere Ausrüstung und sichten die Teilnehmerkarten.“

Diese Teilnehmerkarten am Gewinnspiel, das der Verkehrsverein wie jedes Jahr auch diesmal anbot – sie gewähren den erfahrenen Machern des überregional beliebten Events stets einen gewissen Anhaltspunkt auf die Resonanz. „Etwa 500 Teilnehmerkarten sind es in diesem Jahr geworden“, berichtet Müller: „Und damit wohl weniger als in den Vorjahren, als es um die 700 waren.“

Weinwanderung Schriesheim: Attraktive Wegstrecke mit attraktiven Ständen

Hochgerechnet belegen diese konkreten Zahlen jenen Eindruck, den Organisatoren, Teilnehmer und Besucher bereits am Sonntag gewinnen konnten: Die 10.000 Besucher der früheren Jahre sind es diesmal nicht geworden. „Genaue Schätzungen kann ich aber nicht sagen“, meint Müller.

Diejenigen, die gekommen waren, genossen jedoch die Atmosphäre. Vom Festplatz vor dem Neuen Rathaus aus, wo die offizielle Veranstaltung mit Müller, Bürgermeister Christoph Oeldorf und den Weinhoheiten stattfand, führte die acht Kilometer lange Strecke durch die Altstadt in die Weinberge. Von dort ging es wieder hinunter zum Historischen Zehntkeller und dann wieder nach oben zur Strahlenburg.

Entlang der Wegstrecke befanden sich ein Dutzend Stände von Winzern und Wirten, natürlich von der Winzergenossenschaft, aber auch der privaten Weingüter Bielig, Jäck, Merkel, Rosenhof, Konrad, Kirchner, Teutsch und Wehweck. Die meisten gemeinsam mit Gastronomen wie Forschners Schützenhaus, der Perseria oder Aubergin.

Deren gastronomisches Angebot ging weit über die sprichwörtliche Bratwurst hinaus (wenngleich es natürlich auch diese gab). Max Jäck etwa bot Dampfnudeln und Gulasch, andere Schwenkbraten, Käsewürfel, Kartoffelwaffeln und sogar einen Veggie Burger.

Verkehrsverein zieht zwiespältige Bilanz der Schreisheimer Weinwanderung

Wer etwas über den Weinbau erfahren sollte, auch dem/der konnte geholfen werden. Jeweils zur vollen Stunde gab es drei Führungen, die am Stand des Verkehrsvereins vor dem Neuen Rathaus begannen, geleitet von Leuten, die sich wirklich auskennen. Die erste von Georg Brand. Doch gerade als er starten wollte, ging ein Wolkenbruch hernieder. Dennoch machte sich die Truppe auf den Weg fort und gab damit die Trotzdem-Stimmung des Tages vor.

„Alles in allem sind wir zufrieden“, sagt Joachim Müller. „Und wo wir nicht zufrieden sind, da lag es am Wetter.“ Just zur Eröffnung hat es geregnet und dann gab es mittags noch einmal einen Schauer: „Aber da waren die Leute ja schon unterwegs.“

Dabei bewahrheitete sich allerdings nicht die frühere Erfahrung, wonach bei schlechtem Wetter zwar die Schriesheimer kommen, nicht aber die auswärtigen Gäste. „Hier habe ich gerade eine Teilnehmerkarte von jemanden aus Worms in der Hand, und hier ist noch einer aus Fulda“, berichtet Müller, als er während unseres Telefonats die Karten vom Gewinnspiel überfliegt. „Die am weitesten angereiste Besucherin war eine Inderin“, berichtet Müller und präzisiert: „Sie ist Studentin in Heidelberg.“

Winzer-Vorstand Karl-Heinz Spiess gehörte schon qua Amt mit seiner Familie zu den Besuchern der Weinwanderung. © Christoph Blüthner

Und wie sehen es die Teilnehmer? „Es waren weit weniger Besucher als in den letzten Jahren“, bestätigt Hartmut Haas, der stellvertretende Vorsitzende der Winzergenossenschaft: „Aber wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Es sei immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen trotz eines solchen Wetters vor Ort sind: „Die sind eben hartgesotten“, schmunzelt Haas.

Gastronomen verspüren deutlichen Rückgang

Das galt auch für ihn als Standbetreiber. „Natürlich macht es mehr Spaß, bei sonnigem Wetter aufzubauen als bei Regen.“ Und den gab es ja schon beim Aufbau am Samstag zur Genüge. „Aber ich komme ja aus der Landwirtschaft, und da sind wir solche Rahmenbedingungen gewohnt“, betont er: „So was haut uns nicht um.“ Gleichwohl war natürlich auch er froh, einen Standplatz auf befestigtem Untergrund am Kuhberg zu haben: „Da blieb uns und den Besuchern unseres Standes Matsch unter den Füßen erspart.“

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Karl Forschner, der an verschiedenen Stationen mit drei Imbiss-Ständen vertreten war, hat den Rückgang deutlicher gemerkt: „Ich muss erst einmal durchrechnen, ob überhaupt die Personalkosten reingekommen sind“, sagt er und schätzt den Besucherrückgang auf 20 Prozent. Natürlich sei vor allem das Wetter schuld: „Viele haben gesagt: Da gehen wir lieber zum Winzerfest nach Lützelsachsen, da sitzen wir im Trockenen.“

Zudem hegt der Veranstaltungsprofi Zweifel, ob der späte Termin im Oktober der richtige ist: „Früher war die Weinwanderung im September, und das war wettermäßig besser“, erinnert er. In diesem Jahr kam erschwerend hinzu, dass der Freitag ein Feiertag war und manche ein verlängertes Wochenende auswärts genossen. Und darüber hinaus ganz generell: „Man merkt, dass bei den Leuten das Geld nicht mehr so locker sitzt.“

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