Mannheim. Wenn man mit Sebastian Wagner spricht, spürt man die Leidenschaft für Pickleball von der ersten Sekunde an. Kein Wunder, ist er doch ein Pionier in Mannheim bei dem Tennis-ähnlichen Rückschlagspiel. Der TV 1877 Waldhof hat den Sport am 23. September offiziell als Teil der Tennisabteilung aufgenommen. Bis Jahresende rechnet Wagner bereits mit 70 Pickleball-Spielern beim TVW, derzeit sind es rund 50. „Mannheim kann noch mehr Vereine mit einer Pickleball-Abteilung gebrauchen“, ist Wagner überzeugt.
Denn der Sport ist auf der Überholspur. In den USA gibt es inzwischen eine Major League Pickleball, in deren Top-Liga 16 Mannschaften spielen. Das ist an sich noch nicht so beeindruckend. Spannend wird es, wenn man berücksichtigt, dass etwa so Sport-Weltstars wie American-Football-Legende Tom Brady oder Basketball-Ikone LeBron James sowie Ex-Tennis-Ass Kim Clijsters in die Teams investieren und damit dem Sport einiges an Potenzial attestieren. Die in Mannheim geborene 22-malige Grand-Slam-Siegerin Steffi Graf ist mit ihrem Mann Andre Agassi, der acht Grand-Slam-Turniere gewann, im Pickleball aktiv. Zu ihrem Management hat Wagner Kontakt aufgenommen, um sie als eine Art Botschafterin zu gewinnen.
Pickleball beim TVW
- Die Pickleball-Trainingszeiten beim TV Waldhof sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und freitags von 20 bis 22 Uhr, jeweils in der Boehringerhalle, Boehingerstraße 5.
- Wer Interesse hat, kommt am Mittwoch zum Training. Leihschläger sind vorhanden.
- Kontakt , auch für Vereine, die mit dem Gedanken spielen, eine Pickleballabteilung zu eröffnen: Sebastian Wagner, 0163 – 7446628.
Doch was macht die Faszination des Sports aus? Das Spiel wird auf einem Badminton-ähnlichen Feld mit gleicher Größe gespielt. Die TVW-Pickleballer nutzen daher die Badmintonfelder in der Boehringerhalle. „Wir müssen nur eine einzige Linie pro Seite aufkleben“, berichtet Wagner. Das gehe relativ zügig. Von daher verstehe er noch nicht so recht, warum andere Vereine mit freien Hallenkapazitäten noch nicht auf den Pickleball-Zug aufgesprungen sind. Für die Tennis-Außenanlage des Turnvereins seien bereits Pickelballfelder geplant.
Die Verantwortlichen waren sofort Feuer und Flamme
Die Schläger haben eine Platte, zumeist aus Graphit oder Fiberglas, und einen kurzen Griff. Die Bälle bestehen aus Kunststoff und verfügen für drinnen über 26 Löcher und wegen des Windes für draußen über 40, jedoch kleinere, Löcher. Das sorgt dafür, dass der Ball nicht zu schnell wird. Gespielt wird bis elf Punkte je Satz, wobei für einen Satzgewinn zwei Punkte Vorsprung vonnöten sind. Wie beim Tennis, Tischtennis oder Badminton gibt es die Disziplinen Einzel oder Doppel.
„Ich habe Pickleball in den USA kennengelernt“, berichtet Wagner, der über Umwege zum TVW kam und mit Björn Bissantz und Thomas Lehmann die Abteilung aufgebaut hat. Als er den Sport im Verein vorgestellt habe, hatten sich die Verantwortlichen schon über den Sport informiert: „Da musste ich gar nicht mehr so viel reden. Sie waren Feuer und Flamme und haben sofort einen Hallenplatz zur Verfügung gestellt“, sagt Wagner.
Am Anfang sei es mit zwei, drei Mann noch eine zähe Geschichte gewesen. Daher seien sie auf dem Franklin-Sportfest mit Flyern unterwegs gewesen und hätten Mundpropaganda gestartet, damit die Leute auf das neue Sportangebot aufmerksam wurden. Auch die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften der noch jungen Sportart im vergangenen Jahr habe ihr Übriges getan: „Damit wollen wir uns nicht schmücken, aber das war damals einfach so“, sagt Wagner.
Zwölfjährige spielen im Training gegen 76-Jährige, Frauen gegen Männer
Am Sonntag, 12. Oktober, startet der TVW beim Heimspieltag in Böhl-Iggelheim in die 1. Liga Südwest. „Wir haben in Mannheim keine passende Hallenkapazität, weil wir auch die Mannschaften der zweiten und dritten Liga dabeihaben wollen“, erklärt Wagner, warum der Verein in die Pfalz ausweicht. Der TVW ist mit zwei Mannschaften in der 2. Liga Südwest vertreten und stellt damit gemeinsam mit dem TV Borgholzhausen und der TG Schwalbach die meisten Teams. Mit am Start ist auch die VT Böhl mit zwei Mannschaften.
Im Training würden etwa Zwölfjährige gegen 76-Jährige spielen, Frauen gegen Männer: „Und alle lachen und haben ihren Spaß“, macht Wagner Werbung für seinen Sport, zu dem er über Tischtennis und Tennis gekommen ist. Er bekomme viele Rückmeldungen gerade von älteren Menschen, die nach Jahren der Abstinenz mit Pickleball wieder den Weg zurück in den Sport gefunden hätten. Für Kinder und Jugendliche soll schnellstmöglich etwas Eigenes an den Start gebracht werden: „Das ist für sie hoch spannend. Sie sehen Pickleball bei TikTok oder bei Youtube. Es ist ein sehr niederschwelliger Sport. Man ist schnell drin, weil er schnell zu erlernen ist“, betont Wagner.
Schnell wird der Sport vor allem dann, wenn man nahe am Netz steht und auf kurzer Distanz „volley“ spielt, also ohne dass der Ball im Feld aufschlägt. Wer es etwas ruhiger angehen lassen möchte, der spielt von der Grundlinie und hat somit etwas mehr Zeit, auf das Rückspiel des Gegners zu reagieren. „Jeder Sportler gibt so ein bisschen sein eigenes Tempo vor“, sagt Wagner. Im Verein gebe es durchaus ambitionierte Sportler, die im Ligabetrieb, aber auch auf Turnieren etwas reißen wollen. Dieses Kaliber müssen Interessierte aber nicht zwingend mitbringen.
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