Mannheim. In der Mitte des Spiegelpalastes schwebt ein zart durchwirkter Vorhang von der Decke bis fast auf den Bühnenboden herab. Noch bleibt etwas Zeit, die Blütenmotive auf ihm zu studieren. Es sind Sonnenblumen und Rosen zu erkennen, Veilchen und Astern. Dazwischen ziehen leuchtend blaue Schmetterlinge ihre Flatterbahnen. Gleich wird sich das kreisrunde, hauchdünne Gebilde für den ersten Showblock erheben, denn im Palazzo auf dem Taylor Areal laufen die letzten Proben für die neue Spielzeit 2025/2026 auf Hochtouren. Einen Tag vor der Generalprobe gewährt das Team einen Einblick in die Opening-Acts und die fein ausgeklügelte Choreografie hinter den Kulissen.
Dort, wo die Heidelberger Lichtdesigner-Ikone Günter Jäckle und Friederike Krauch, auch „Deko-Fritze“ genannt, wirken. Immer in engem Kontakt zum künstlerischen Leiter Stefan Huber und seiner Frau Rhiannah Kitching, Chefin des Palazzo-Revue-Ensembles und Kostümdesignerin in Personalunion. Und mit Zeltboss Raul Salazar, der mit seinem Team rund 600 Gäste jeden Abend punktgenau zwischen den Acts ein Vier-Gang-Menü aus der Ideenschmiede von Kochlegende Harald Wohlfahrt genießen lässt.
„Everybody at your position please – alle auf ihre Plätze bitte“, tönt es per Mikro durch den Palast, der jetzt nur spärlich von zwei Handvoll Journalistinnen und Fotografen besetzt ist. „Es gibt für Künstler nichts Schlimmeres, als vor einer leeren Halle zu spielen. Udo Lindenberg hasst das so, dass er immer viele Leute zu den Proben einlädt“, plaudert Beleuchtungspapst Jäckle aus dem Nähkästchen. Doch schon stürmen die Palazzo-Tänzerinnen – die auch bei den Bühnenshows von Rockröhre Udo mitwirken und die er liebevoll „meine Blumen“ nennt – in prachtvollen Kostümen das Parkett, verwandeln das Bühnenrund in eine einzige leuchtend bunte Fantasiewelt jenseits aller verregneten Herbsttristesse.
Prachtvolle Kostüme und ein farbenfroher Spiegelpalast beim Mannheimer Palazzo
Die ausgefeilte Beleuchtung und farbenfrohe Dekoration rücken die Mädchen samt der stimmgewaltigen Sängerin Sandra Groove ins rechte Licht und in den Mittelpunkt des Geschehens, das nur so vor temperamentvoller Lebensfreude sprüht. Und noch bevor Magie-Azubi Dustin Nicolodi mit seinem von Konfettiregen begleiteten „Eh Wow“ den ersten kulinarischen Gang ansagt, präsentieren die Messoudi Brothers die Ästhetik von muskelbepackten Körpern auf dem Niveau von Weltklasse-Akrobatik.
„Und zwischen Flusskrebstörtchen und Trapezkunst müssen wir immer wieder die Spannung, die Dynamik des Bühnengeschehens von Null hochfahren“, erklärt Jäckle: „Denn, wenn ich eine Show von André Heller in Szene setzte, dann ist das ein zweistündiger Block. Hier sind es fünf Teile, unterbrochen von den Menügängen.“ Und die Servicekräfte mit ihren Tellern und Getränken sind Teil der Gesamtinszenierung.
Palazzo: Neue Spielzeit
Der Radio Regenbogen Harald Wohlfahrt Palazzo startet in die Spielzeit 2025/2026 auf dem Taylor Areal an der Schneebergerstraße 1. Tickets für Show und Menü gibt es ab 69 Euro unter der Hotline 01805 / 60 90 30 (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, 14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, max. 42 Ct./Min. aus dt. Mobilfunknetzen) sowie unter www.palazzo-mannheim.de.
Showbeginn ist werktags um 19 Uhr, Einlass ab 17.30 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geht es um 18 Uhr los. Montags sowie am 24. Dezember und 1. Januar ist spielfrei.
Es gibt etwa 70 kostenlose Parkmöglichkeiten auf dem Gelände rund um den Palazzo-Spiegelpalast oder ebenfalls kostenlos im in der Havellandstraße 14a.
Inzwischen lotst Jäckle die Zuschauer durch verwinkelte Treppenaufgänge zum Ort des technischen Allerheiligsten. Wo zwei Abende später Premierengäste Platz nehmen, feilen Licht- und Tonspezialisten an der Show. Während der Spielzeit regelt dann nur noch ein Profi, für die Besucher unsichtbar im hintersten Teil des Spiegelpalastes verborgen, die Inszenierung. Für sie sind 300 Scheinwerfer und 100, teils im Boden versenkte, Lautsprecher im Einsatz.
Doch trotz aller Bemühungen zugunsten einer möglichst spektakulären Show: „Der Sicherheitsaspekt für Gäste und Akrobaten steht immer an allererster Stelle“, versichert Jäckle. Seine Heidelberger Kollegin Krauch stimmt zu: „Ein Licht, das blendet, ein Tuch, das fällt, alles könnte zur Gefahr werden.“
Im Mannheimer Palazzo-Team herrscht Lampenfieber und Vorfreude auf die Show
Apropos: „Schon ganz schön aufgeregt“, ist auch Raul Salazar. Er trainiert mit seinen Servicekräften gerade die perfekte Anrede des Gastes. „Willkommen zur Show! Ich bin Nadine und begleite sie kulinarisch durch den Abend“, wäre eine charmant-showbezogene Begrüßung. „Aber bei manchen Gästen vielleicht nicht klassisch genug. Da wäre ein Guter-Abend-Gruß sicher passender. Dafür muss man ein Gespür entwickeln“, sagt der Show-Profi. Schließlich seien seine Mitarbeitenden meist sehr junge Menschen: „Die haben oft noch nie in solch einer Produktion gearbeitet. Die Musik, das Licht, die Tänzerinnen, das kann schon einschüchtern.“
Natürlich steigt die Nervosität des Teams jetzt stündlich. „Ja, das ist immer so, vor allem bei den Artisten und Technikern“, verrät Deko-Fritze, die kräftig mitfiebert, obwohl sie eigentlich längst beruhigt sein könnte: „Denn meine Tücher hängen ja schon.“ Dennoch: „Trotz allem Lampenfieber, wenn alles gelingt, dann ist es Glück pur! Ich liebe dieses Gefühl.“
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