Mannheim. Vorfreude ist übrigens auch beim Essen oft die schönste Freude. Etwa, wenn sich das auf der Speisekarte lecker lesende Winzersteak als gegarter Knorpel entpuppt und die Bratkartoffeln nicht knusprig, sondern matschig sind. Oder das Zanderfilet eine Kinderportion ist und man nach wenigen Gabeln hungrig vor dem leeren Teller sitzt. Wo das jeweils war, sei mal dahingestellt. Unser Leser Erich Trefzger dagegen sagt klar, wer seine Freude an Kuchen empfindlich getrübt hat. Fünf Stück kaufte er sich in einer Feudenheimer Bäckerei (die ist unschuldig), zweimal Käse-Mandarine, dreimal Waldbeeren mit Schoko-Sahne. Mutmaßlich voller Vorfreude radelte er die Hauptstraße nach Osten, dann die Wallstadter Straße hinauf. Als er die Pappschachtel öffnete, waren es nur noch vier intakte Kuchenstücke. Eines mit Waldbeeren war in sich zusammengefallen.
Der Leser hat sich mit seinem Missgeschick inklusive Beweisfoto an den „MM“ gewandt. Er spricht von einem Qualitätstest der Mannheimer Radwege. „Nitroglycerin würde mit Sicherheit einen Bums machen“, schreibt er. Vom Sprengstoff-Transport auf Fahrrädern wird hier generell abgeraten. Bei Kuchen gibt es keine grundsätzlichen Bedenken. Aber wäre Erich Trefzger in die andere Richtung geradelt und in der Feudenheimer Straße auf der linken Seite gefahren (doch, das darf man), hätte ihm noch Schlimmeres passieren können. Der Radweg dort wurde vor zwei Jahren saniert, ist jedoch unverändert eine Buckelpiste sondergleichen. Aus fünf Stück Kuchen wäre wohl ein einziger Käse-Mandarinen-Waldbeeren-Klumpen mit Sahne- und Schoko-Sprengseln geworden. Aber immerhin leckerer als ein knorpeliges Winzersteak mit matschigen Bratkartoffeln und sättigender als ein Miniatur-Zanderfilet.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben_artikel,-ansichtssache-wie-die-holprigen-mannheimer-radwege-ein-stueck-kuchen-zerstoerten-_arid,2242143.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Wie die holprigen Mannheimer Radwege ein Stück Kuchen zerstörten
Ein Leser aus Feudenheim hat sich mit einem schockierenden Erlebnis an den "Mannheimer Morgen" gewandt. Redakteur Steffen Mack kann seine Enttäuschung nachfühlen, ihm ist ähnlich Schlimmes widerfahren