Übrigens… tragen die jüngsten Meldungen von Messerangriffen vielleicht dazu bei, dass ich Gespenster sehe. Etwa bei einer kleinen Demonstration der Mannheimer Antifa auf dem Alten Meßplatz, die nach dem erschreckend guten Wahlergebnis der AfD am Sonntagabend in Thüringen und Sachsen die anti-faschistische Flagge hochhielten.
Während ein Redner der Gruppierung eine Ansprache hielt, näherte sich ihm ein offensichtlich alkoholisierter Mann bis auf Armeslänge. Das ist verdammt nah. Und kann sich verdammt bedrohlich anfühlen, wenn man an die Messerangriffe in Siegen, Ravensburg, Berlin, Solingen und natürlich Mannheim denkt. Und daran, dass bei einem Messerangreifer laut Mannheimer Polizei schon bei sieben Metern Abstand Lebensgefahr besteht.
Der Mann hatte kein Messer in der Hand. Er machte auch keine Drohgebärden. Stellte sich nur frontal direkt vor den Redner. Eine Frau und ein Mann aus der Gruppe stellten sich forsch zwischen die beiden und schirmten so den Redner ab. Doch mein ungutes Gefühl blieb. Ein Angriff ist schnell ausgeführt. Ein Messer schnell gegriffen.
Der Mann wanderte dann komplett um die Gruppe von rund 50 Personen herum, baute sich erneut vor dem Redner auf. Dann ging er weg. Hätten die Polizisten, die direkt neben der Szene in ihren Fahrzeugen saßen, nicht wenigstens aussteigen müssen? Präsenter sein, um zu deeskalieren? Näher dran, um im Notfall schneller eingreifen zu können? Von dem Mann ging keine Gefahr aus, erklärte ein Polizeisprecher später auf Nachfrage.
Die Polizisten vor Ort hätten die Situation im Blick gehabt, und auch von den Demonstranten habe niemand gemeldet, dass er sich bedroht fühle. Womöglich habe ich die Situation falsch eingeschätzt. Angst habe ich nicht. Aber ein waches Auge auf Gespenster.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Beklemmendes Gefühl
Valerie Gerads beschreibt vor dem Hintergrund der jüngsten Messerangriffe ihre beklemmenden Gefühle auf einer Demonstration gegen das Wahlergebnis der AfD