Mannheim. Felix Lobrecht gehört zu den wenigen Künstlern, die absolut krisenresistent sind. Der Komiker und Podcast-Abräumer muss nur irgendwo posten „,All you can eat’ ist das neue Programm von Felix Lobrecht. Und es ist sehr gut“ – schon sind die größten Hallen ausverkauft. Gern mehrfach. So auch die Mannheimer SAP Arena. Und zwar dreimal vom 20. bis 22. Oktober (wobei es für den Samstag noch eine halbwegs nennenswerte Zahl von Restkarten gibt).
Da seine Auftritte wirklich gut sind, hätte unsere Redaktion gern wie bei früheren Auftritten des 33-Jährigen im Pfalzbau oder zuletzt im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses berichtet. Allein: Presse ist dieses Mal nicht zugelassen. Mit der Begründung des neuen Veranstalters Fortuna Ehrenfrau, dass man nicht möchte, dass die Witze öffentlich verbreitet werden. Das ist entweder vorgeschoben, weil man sich die Mühe mit Fotografen und Presseplätzen nicht machen möchte. Oder völlig abgehoben.
Lobrecht sucht keine mediale Präsenz
Nun muss es einen Berliner-Zotenmillionär nicht kümmern, ob Zeitungen ihrer Chronistenpflicht nachkommen können. Lobrecht sucht und braucht keine mediale Präsenz über eigene Projekte hinaus. Sein millionenfach geklicktes Gesprächsformat „Gemischtes Hack“, seit Jahren einer der erfolgreichsten deutschen Podcasts, reicht offensichtlich völlig. Trotzdem sollte man sich auch in freundlich ausgerichteten Absagen nicht lächerlich machen. Denn man wird wenig Comedy-Rezensionen finden, die nur Pointen aneinanderreihen. Kritiken, egal, ob positiv oder negativ, haben über Jahrzehnte niemandem geschadet. Siehe die Karriere von Mario Barth, den Comedy-Boom im Ganzen und – natürlich Lobrechts eigene Geschichte.
Denn es gibt ohnehin massenhaft „Wiederholungstäter“ im Publikum, die sich dasselbe Programm mehrfach anschauen. Und die haben in Lobrechts Erfolgsprogramm „Hype“ über Jahre immer dieselben Witze gesehen, gespielt wie vom Blatt. Das hat nicht verhindert, dass die Bühnen ständig größer wurden. Auch die Publikumsvideos aus der SAP Arena, die spätestens ab Freitag in den sozialen Medien rundgehen, werden den Run auf Lobrecht-Tickets nicht mindern.
Er vergibt mit seinem „Presseverbot“ (ansonsten nur bei AfD und Straßenrappern üblich) mehrere Chancen: sein absolut vorhandenes Potenzial beim Publikum über 45 zu aktivieren, zum Beispiel. In diesen Generationen erntet man trotz aller Erfolge meist nur ein Schulterzucken, sobald der Name fällt. Was schade ist, denn Boomerinnen und Boomer wird der Zugang zur Gedankenwelt der jungen Generation nie so leicht und unterhaltsam bereitet wie durch Comedy und Sonstige Popkultur. Und wenn das junge Publikum sich wegen ihm mal einem klassischen Medium nähern würde, nützt das nicht nur dem Medium. Demokratietheoretisch gesehen. Wenn hierzulande irgendwann amerikanische Verhältnisse ohne differenzierte Presselandschaft in der Fläche herrschen, vergeht auch Lobrecht das Lachen.
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