Ab dem 14. Juni findet in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft statt. Gleich zum Auftakt spielt die Nationalmannschaft in der Münchner Allianz Arena gegen Schottland - und vielleicht wird’s wieder ein „Sommermärchen“ wie anno 2014. Um die Wartezeit zu überbrücken, können sich eingefleischte Fans bei den diversen Streamingdiensten auf das Kicker-Spektakel einstimmen. Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ (auf Rakuten TV & Kino on Demand) ist aus heimischer Sicht ein Muss, ebenso wie die Dokumentationen über Real-Madrid-Star Toni „Kroos“ (auf WOW, RTL+ etc.) oder „Asif Kapadias („Amy“) Porträt von „Diego Maradona“ (auf Prime Video etc.).
Unbedingt empfehlenswert ist der Netflix-Vierteiler „FIFA uncovered“, in dem die kriminellen Machenschaften des Weltfußballverbands beleuchtet werden. Von Fair Play kann keine Rede sein. Neben Archivmaterial mit Stimmen der ehemaligen US-Justizministerin Loretta Lynch und des Ex-FBI-Direktors James Comey kommen Journalisten, Berater, Anklägerinnen und Vertreterinnen des US-Justizministeriums, Funktionäre sowie hochrangige FIFA-Vertreter zu Wort. Eine Nabelschau spannender als so mancher Kriminalfilm.
DVD/Blu-ray- und VoD-Tipps für Juni
Ella und der schwarze Jaguar (Studiocanal / DVD & Blu-ray; digital / ab 20. bzw. 6. Juni): Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, inszeniert vom Tierfilmspezialisten Gilles de Maistre.
Geliebte Köchin (Weltkino / DVD, Blu-ray & digital / ab 21. Juni): Eine mit kulinarischen Köstlichkeiten „gewürzte“ Lovestory mit Juliette Binoche und Benoît Magimel. Tràn Anh Hung wurde in Cannes für die Regie prämiert.
Home Sweet Home (Constantin Film HE / DVD, Blu-ray & digital / ab 13. Juni): Die hochschwangere Maria (Nilam Farooq) stößt im Landhaus des Schwiegervaters auf ein furchtbares Familiengeheimnis. One-Shot-Horrorfilm, von Thomas Sieben in Echtzeit erzählt.
Kafka - Die Serie (polyband / limitiertes DVD-Mediabook & digital / ab 28. Juni): Episoden aus dem Leben Franz Kafkas (Joel Basman). Das Drehbuch des Sechsteilers schrieb Daniel Kehlmann („Ruhm“). Mit David Kross, Lars Eidinger, Liv Lisa Fries und Charly Hübner in den Hauptrollen
Mars Express (Capelight Pictures / Mediabook, Blu-ray & DVD; digital / ab 6. Juni): Eine bestechend animierte Zukunftsvision in Form eines Neo-Noir-Thrillers. Regie führt Jérémie Périn. 2023 war der Film der Gewinner des „Fresh Blood“-Publikumspreises beim Fantasy Filmfest.
Um den Ärger über die schamlose Korruption zu vergessen, bieten sich die Culture-Clash-Komödien „Next Goal Wins“ (auf Disney+, Apple TV etc.) über das (Loser-)Team von Amerikanisch-Samoa oder - längst ein Klassiker - „Kick It Like Beckham“ von (auf Blu-ray, DVD & VHS-Kassette) mit Keira Knightley an.
Ein Film um kämpferische Frauen in Afghanistan
Selbstbewusste, kämpferische Frauen stehen im Zentrum von „Bread & Roses: A Fight for Women’s Rights“ (ab 21. Juni auf Apple TV+). In ihrem Dokumentarfilm begleitet Sahra Mani drei Frauen, die in Afghanistan um ihre Selbstbestimmung ringen. Die Regisseurin zeigt die Widerstandsfähigkeit ihrer Protagonistinnen, die sich nicht der Terrorherrschaft und Willkür der Taliban beugen. Eine schonungslos offene, zugleich intime Darstellung dreier Einzelschicksale. Als Produzentinnen des brisanten Projekts zeichnen Jennifer Lawrence sowie die Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtsaktivistin Malala Yousafzai.
Noch einmal Frauenpower, bei Disney+ in der Dokumentation „Diane von Furstenberg: Woman in Charge“ (ab 25. Juni). Die zweifache Oscar-Preisträgerin der Kategorie Kurzdokumentation Sharmeen Obaid-Chinoy und Trish Dalton gewähren Einblick ins rastlose Leben der Modeikone. Von Furstenberg, DVF gerufen, ist ein Musterbeispiel in Sachen Durchsetzungskraft und Unternehmenskultur. Die Tochter einer Holocaust-Überlebenden veränderte 1974 mit ihrem legendären Wickelkleid nicht nur ihr Schicksal, sondern auch das unzähliger Geschlechtsgenossinnen weltweit.
Unglaublich, aber wahr ist „How to Rob a Bank“ (ab 5. Juni auf Netflix) von Stephen Robert Morse und Seth Porges. In der True-Crime-Story hält Scott Scurlock - mindestens 19 Banküberfälle werden ihm zugeschrieben - in den 1990er-Jahren Seattle in Atem. Er sieht gut aus, hat Charme, bewohnt ein tolles Baumhaus und besitzt Talent dafür, sich mit perfektem Make-up unkenntlich zu machen - daher sein Spitzname „Hollywood“. Alles läuft gut, bis die Exekutive seine Spur aufnimmt. Um sich und sein Team in Sicherheit zu bringen, plant er einem letzten riskanten Coup. Zu den Gesprächspartnern des Regie-Duos zählen Scurlocks Komplizen und Freunde, Reporter und Polizisten, die den Meisterdieb stellten.
Von der Realität zur Fiktion. Zur Dramedy-Serie „Land of Women“ (ab 26. Juni auf Apple TV+). „Desperate Housewife“ Eva Longoria spielt die New Yorkerin Gala, deren Alltag auf den Kopf gestellt wird, als ihr Mann sich in finanzielle Machenschaften verstrickt und sie sich gezwungen sieht, mit ihrer alternden Mutter (Carmen Maura) und ihrer erwachsenen Tochter (Victoria Bazúa) aus der Stadt zu fliehen. Die Frauen verstecken sich in jenem Weinort in Nordspanien, aus dem Galas Mama vor 50 Jahren geflohen ist und geschworen hat, niemals dorthin zurückzukehren. Sie versuchen einen Neuanfang, doch der Klatsch und Tratsch in der Gemeinde fördert schnell schlummernde Familiengeheimnisse zutage.
Ein Wiedersehen mit Martin Scorsese bietet - nach kurzer, einwöchiger Kinoauswertung - „Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger“ (ab 28. Juni auf MUBI). Der legendäre Filmemacher, Schöpfer von Meisterwerken wie „GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia“ (auf Prime Video, Netflix etc.) oder „Killers oft he Flower Moon“ (auf Prime Video, Google Play etc.) reflektiert in David Hintons Doppelporträt über das Vermächtnis der visionären, Titel gebenden Zelluloidgenies.
Er beleuchtet das umfangreiche Schaffen des Duos, analysiert deren Leinwandmeilensteine, darunter „Die roten Schuhe“ (auf DVD & VHS-Kassette), „Irrtum im Jenseits“ (auf Google Play) oder „Die schwarze Narzisse“ (auf Prime Video, Apple TV etc.), mittels einer Fülle von Clips und seltenem Originalmaterial, verdeutlicht ihren kühnen Geist und den kolossalen Einfluss, den sie auf die Filmhistorie hatten.
Filmemacher auch persönliche Vorbilder für Scorsese
Auf eine sehr persönliche Reise nimmt Scorsese die Zuschauer mit, berichtet, wie er von klein auf vom Oeuvre Powell und Pressburgers fasziniert war, wie die beiden sein eigenes Filmemachen prägten und zieht erstaunliche Parallelen zwischen ihren Filmen und seinen eigenen Arbeiten. Dabei wird deutlich, wie enorm ihn die spätere Freundschaft mit Powell beeinflusste. Der fesselnde visuelle Essay ist in enger Zusammenarbeit mit Thelma Schoonmaker, Scorseses Stammcutterin und Powells Witwe, entstanden.
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