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Prequel „Furiosa: A Mad Max Saga“: Apokalypse wow!

George Miller spinnt mit „Furiosa: A Mad Max Saga“ seine fulminante Endzeitmär weiter und erzählt, wie die Titelfigur zur Kampfmaschine mutierte

Von 
Gebhard Hölz
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Chris Hemsworth (Mitte) gibt den Schurken Dementus – getreu der Mad-Max-Tradition nicht der einzige aberwitzig motorisierte Protagonist. © Courtesy Of Warner Bros. Picture/Warner Bros. Pictures/dpa

Vor neun Jahren sorgte George Miller, seines Zeichens promovierter Mediziner aus Down Under, in Cannes mit „Mad Max: Fury Road“ für Furore. Dieses Jahr lautete die Frage, erneut gestellt auf dem neben Venedig wichtigsten A-Festival der Welt, ob es ihm gelungen ist, mit „Furiosa: A Mad Max Saga“ den Vorgänger zu toppen. Die Antwort: Ja. Unbedingt!

Noch während auf der Leinwand das rostige, verbeulte und angebrannte Warner-Bros.-Logo zu sehen ist, hört man das Röhren von Motoren. Nonstop wird in der Folge Gas gegeben. Die Nach- beziehungsweiese Vorfahren von „Mad Max“, bürgerlich Max Rockatansky, sind wieder unterwegs.

1979 avancierte er zum Kulthelden. Den Ex-Cop gab der damals noch wenig bekannte Mel Gibson, gewandet in schwarzem Leder machte er am Steuer seines getunten Ford Falcon eine gute Figur. Im „Wasteland“, im „Ödland“ Australien, herrschten Chaos und Anarchie, ganz archaisch galt ausschließlich das Recht des Stärkeren. Eine Katastrophe hatte die Zivilisation ausgelöscht. Wasser war Mangelware, Treibstoff das begehrteste Gut.

Pure kinetische Energie und unbändige physische Wucht zeichneten das Werk und seine beiden Nachfolger, „Mad Max 2 - Der Vollstrecker“ und „Mad Max - Jenseits der Donnerkuppel“, aus. Die Lesarten - ob als Kommentar auf die Ölkrise der Siebzigerjahre oder die grassierende Angst vor einem nuklearen Desaster - waren mannigfaltig, stilbildend für das Postapokalypse-Subgenre waren alle Produktionen.

Aufgemotzte, kunstvoll „verzierte“ Zwei- und Vierräder bretterten über Stock und Stein, in hautengen (Sado-Maso-)Outfits steckten die johlenden, durchgeknallten Biker-Bösewichte, die an (Spät-)Western-Outlaws erinnerten und auf klingende Namen wie Ironbar, Pig Killer oder Blackfinger hörten.

Das Prequel „Furiosa: A Mad Max Saga“ enthüllt in fünf Kapiteln Furiosas Ursprünge

Diese Grundkonstruktion hat der Regisseur - mit Nick Lathouris zudem Co-Drehbuchautor - klugerweise einfach beibehalten. Die Vorgeschichte von „Fury Road“ - im Abspann sind Szenen daraus zu sehen - wird erzählt.

Ein in fünf Kapitel aufgeteiltes Prequel, das die Ursprünge der Titelfigur - 2015 von Charlize Theron mit stählerner Armprothese, blondem Kurzhaarschnitt und schwarz umrahmten Augen verkörpert - enthüllt. Als junges Mädchen (Alyla Browne) lernt man sie in einem idyllischen Garten (Eden) kennen. Auf einen Baum ist sie geklettert, um einen Pfirsich zu pflücken - durchaus biblisch als Sündenfall zu deuten.

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Einer Bikergang unter Führung des Warlords Dementus - in bester NASCAR-Manier gibt er mit „Gentlemen, start your engines!“ gerne das Signal zum Aufbruch - fällt sie in die Hände. Mit Rauschebart und Waschbrettbauch besticht Chris Hemsworth - einschlägig erfahren als Marvel-Supergott Thor - als geschwätziger, charismatischer Schurke. Bevorzugt bewegt er sich auf einem von drei Motorrädern gezogenen Streitwagen fort.

Mutter Mary (sportiv: Charlee Fraser), behände Action-Amazone - ob auf dem Zweirad oder mit dem Finger am Abzug eines Scharfschützengewehrs -, kommt bei dem Versuch sie zu befreien, ans Kreuz geschlagen grausam ums Leben. Durch ein Tauschgeschäft landet Furiosa in der Wüsten-Zitadelle von Immortan Joe (Lachy Hulme), wo sie sich den Übergriffen von dessen Sohn Rictus Erectus (Nathan Jones) entzieht und dann innerhalb der Reihen hocharbeitet.

Wüstes, unterhaltsames und streckenweise blutiges Spektakel auf der Leinwand

Bis sie zur rechten Hand von Praetorian Jack (Tom Burke) aufsteigt. Er steuert den Monster-Lastzug mit dem Lebensmittel, Munition und Benzin transportiert werden. Niemand kann dies besser als er, was er in einer rund halbstündigen, atemraubenden Verfolgungsjagd - bei schnell verfliegenden 148 Minuten Laufzeit - nachhaltig unter Beweis stellt.

Er freundet sich mit der maulfaulen Furiosa - sie spricht insgesamt keine 30 Worte - an, inzwischen grandios von Anya Taylor-Joy („Das Damengambit“) gespielt, will ihr die Flucht ermöglichen. Was durch einen Hinterhalt vereitelt wird und sie endgültig auf den Pfad der Rache führt...

Wendungsreich ist der Plot. Zahlreiche Haken werden im Verlauf der mehrere Jahre umspannenden Handlung geschlagen. Über Zitate und Insiderwitze dürfen sich Fans der düsteren Mär freuen, ohne dass dies auf Kosten der Franchise-Neulinge geht. Frauenpower ist politisch korrekt angesagt.

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Dennoch ist die clevere, vielschichtige und gesellschaftskritische Story - inklusive (IS-)-Selbstmordattentäter - primär Folie, um ein wüstes, unterhaltsames und streckenweise blutiges Spektakel zu entfalten. Dr. Miller, im Kinobusiness mindestens Professor, setzt neue Maßstäbe in Sachen Schauwerte und Tempo, besticht mit neuen Einfällen wie den innovativen Kitesurfer-Luftangriffen sowie einer komplexen Bildsprache.

Lustvoll wird mit Farben jongliert, Rot und Gelb dominieren, die Nacht erstrahlt in kräftigem Blau. Immer wieder fängt Kameramann Simon Duggan („Hacksaw Ridge: Die Entscheidung“) die grandiose, malerische Wüstenlandschaft mittels Flugaufnahmen ein, nur um dann zwischen über den Boden wirbelnde Räder und Achsen abzutauchen und das Publikum in die schweißtreibende Lage der Heldin zu zwingen. Adrenalin pur - Hochspannung, verwegene Stunts und ein Donner-Soundtrack von Tom Holkenborg („Deadpool“).

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