Heidelberg. Miau! Miau! Miau! Die schwarze Katze will rein. Nicht in den „Katzentempel“, sondern ins Katzenzimmer. Eine der Servicekräfte öffnet die Tür, dass sich unten eine Katzenklappe befindet, hat die Katze offenbar nicht bemerkt. Es ist ja auch noch alles neu hier, am Montag ist Eröffnungstag für den „Katzentempel“ in Heidelberg. Die ersten Gäste stehen pünktlich um zehn Uhr vor der Tür des Cafés in der Bahnstadt, nur einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt.
Wobei Café eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist, da es hier Speisen und Getränke von morgens bis abends gibt, und das an sieben Tagen in der Woche. Alles vegan, denn wer würde schon einen Fleischburger essen wollen, wenn um seine Beine Katzen streichen oder über den Catwalk spazieren, eine Art Holzsteg, der unter der Decke hängend einmal quer durch den 190 Quadratmeter großen Raum verläuft?!
Tiere im Katzen-Café „Katzentempel“ in Heidelberg noch schüchtern
Doch von den sechs Katzen, die im Heidelberger „Katzentempel“ zu Hause sind, ist an diesem Morgen nur wenig bis gar nichts zu sehen. Eine schwarze Katze namens Dobby lässt sich mit ein paar Leckereien kurzfristig locken. Die Gäste zücken ihre Handys, das war’s. „Das ist etwas enttäuschend, aber ich habe mich darauf eingestellt“, sagt Maria. Die 24-Jährige hat eine Katzenhaarallergie, deshalb besitze sie selbst keine Katze, dafür halte sie zwei Mäuse.
Sie ist in den „Katzentempel“ gekommen, um natürlich Katzen zu sehen. Aber Katzen seien eben Katzen, die hätten ihren eigenen Kopf. Also haben sie und ihr Begleiter Tim ein Getränk bestellt, und das Essen kommt auch gleich.
Der „Katzentempel“
- Beate Künzer ist Gastgeberin im „Katzentempel“ in der Heidelberger Bahnstadt (Galileistraße 1).
- Die sechs Katzen , die hier leben, stammen aus dem Mannheimer Tierheim . Neben dem veganen Essen gibt es Streicheleinheiten von den Tieren und für die Tiere.
- Das Café hat an sieben Tage die Woche geöffnet , 10 bis 21 Uhr, Freitag und Samstag 10 bis 22 Uhr.
- Wie die Stadt Heidelberg mitteilt, benötigen Betreiber einer Einrichtung wie dem „Katzentempel“ eine Erlaubnis nach §11 des Tierschutzgesetzes, und es gelten sowohl tierschutzrechtliche als auch lebensmittelrechtliche Vorschriften. Die Einhaltung dieser Vorgaben werde durch das Veterinäramt überwacht .
- Die Zahl der Katzen ist auf sechs begrenzt, eigene Katzen dürfen nicht mitgebracht werden . Als Rückzugsort gibt es ein Katzenzimmer, das von Gästen nicht betreten werden darf. Durch ein Schleusensystem im Eingang soll verhindert werden, dass die Katzen nach draußen laufen. sba
Beim Schreiben der Speisekarte hat eine Katze die Hand geführt: Morgens das Kater- oder Fellnasenfrühstück, mittags das Ca(t)prese Sandwich und der Cheezeburger, zum Nachtisch Tiramiezu und als Getränk ein Meowjito, eine Limetten-Minz-Limonade.
Katzen im Katzen-Café in Heidelberg stammen aus dem Tierschutz
Der „Katzentempel“ funktioniert nach dem Franchise-System: Gründer sind Kathrin Karl und Thomas Leidner, sie führen gemeinsam den „Katzentempel“ München, den ersten dieser Art, den sie vor rund zehn Jahren in Deutschland eröffnet haben, sowie die „Katzentempel“ GmbH, die die Franchise-Lizenzen vergibt. In Heidelberg ist Beate Künzer nun Gastgeberin.
Schon bei einem ersten Besuch in einem „Katzentempel“ in Bochum habe sie gedacht: „Das möchte ich auch machen“. Zweieinhalb Jahre später steht die gebürtige Mannheimerin, die unter anderem Prävention und Gesundheitsförderung studiert hat, in ihrem eigenen „Katzentempel“. Sie ist, wie soll es anders sein, Katzenliebhaberin. „Dass alle Katzen in den ,Katzentempeln' aus dem Tierschutz stammen, hat mich überzeugt“, sagt die 30-Jährige.
Uns war es wichtig, eine harmonische Gruppe, in der die Tiere gerne miteinander agieren, zusammenzustellen
In Anlehnung an die Harry-Potter-Saga hat sie ihre sechs Katzen - das ist die maximale Zahl, die das zuständige Veterinäramt genehmigt hat - Harry, Ginny, Fluffy, Hedwig, Seidenschnabel und Dobby getauft. Sie alle stammen aus dem Mannheimer Tierheim. „Uns war es wichtig, eine harmonische Gruppe, in der die Tiere gerne miteinander agieren, zusammenzustellen“, betont die Tierheimleitung auf Anfrage. Bei allen Tieren handele es sich um Wohnungskatzen. Beate Künzer ist überzeugt, dass sie ihnen nun ein besseres Zuhause bieten kann als sie es vorher hatten.
Ein Katzenknigge für den richtigen Umgang mit den Tieren im „Katzentempel“
Tierschützer sehen dies erwartungsgemäß anders; sie verweisen unter anderem darauf, dass Katzen ausreichend Freiraum benötigten und anderen Katzen sowie dem Menschen aus dem Weg gehen können müssten. Künzer hält dies in ihrem "Katzentempel" für gegeben: „Unsere Katzen können sich jederzeit in das Katzenzimmer zurückziehen, wenn es ihnen zu viel wird.“
Darüber hinaus gebe es einen Katzenknigge, der die Gäste auf den richtigen Umgang mit den Tieren hinweise. Katzen sollte nicht nachgelaufen werden, sie sollten nicht einfach hochgehoben und erst recht nicht gefüttert werden. Wenn ein Foto, dann nur ohne Blitz, und wer mit Kindern ins Café komme, solle diese im Blick behalten.
„Katzentempel“ nicht überall als Geschäftsmodell erfolgreich
Mehr als ein Dutzend „Katzentempel“ sind in den vergangenen Jahren entstanden – nicht immer lief das Geschäft erfolgreich. Die Standorte Hannover und Hamburg mussten zuletzt schließen, in Pressemitteilungen auf der Website heißt es mit Bezug auf den „Katzentempel“ Hamburg, dass „operative Fehler und Investitionsentscheidungen“ die wirtschaftliche Basis des Standorts geschwächt hätten, mit der Einhaltung der Systemstandards und „wiederholt angebotener Unterstützung“ hätten diese vermieden werden können. In Hannover habe es Anfang 2024 interne Veränderungen im Partnerinnenteam gegeben, was „organisatorische und wirtschaftliche Herausforderungen“ mit sich gebracht habe. Trotz intensiver Bemühungen seien diese nicht überwunden worden.
Die 14-jährige Lotte und ihre Mutter Diana sind aus Münster zu Besuch. Sie wollten schon länger einen ,Katzentempel' aufsuchen, nun hat es mit Heidelberg geklappt. „Mit vegan stimmt die Gastro, und das Ganze ist gut für den Tierschutz, die Katzen kommen ja nur zu einem, wenn sie Bock haben“, erklärt Lotte.
Bock scheint heute am ersten Vormittag des Heidelberger Katzentempels keines der Tiere zu haben. Sie bleiben fürs Erste lieber im Katzenzimmer.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben/geniessen_artikel,-restaurant-bars-und-essen-maunz-und-miau-katzencafe-katzentempel-jetzt-auch-in-heidelberg-_arid,2316559.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html