Mannheim. Chocolatier Jan Stoffel hat nur kurz Zeit zu sprechen. Dauernd kommt Kundschaft ins Geschäft in O7, 25. Doch wenn die jüngeren Kunden kommen, wollen die aktuell etwas ganz besonderes: Dubai-Schokolade. Dubai was? Ja, richtig gelesen. Dubai-Schokolade ist derzeit in aller Munde. Zumindest bei denen, die es sich leisten können.
Dubai-Schokolade: Rezept verführt auch in Mannheim
Sie besteht aus Pistaziencreme und aus Kadayif, dünnen Teigfäden, die hier auch Engelshaar heißen. Zuerst stellte die Schokolade die Firma Fix Dessert aus Dubai her. Sie verkaufte sie für 16 Euro pro 100 Gramm. Durch Online-Influencer startete ein regelrechter Hype um die Spezialität. Jetzt hat er Mannheim erreicht und bringt Chocolatier Jan Stoffel und sein Team seit Wochen zum Schwitzen. Denn sie suchten sofort die perfekte Rezeptur. Eine Mammutaufgabe.
„Das Engelshaar muss angeröstet werden, da haben wir viele Versuche gemacht. Mal mit Öl, mal mit Butter mal in der Pfanne, mal im Ofen“, sagt Stoffel. „Kompliziert war die Größe des Engelshaars: Es darf nicht zu lang, nicht zu kurz sein. Wir haben so viele Versuche gebraucht, um sie perfekt hinzubekommen...“, sagt Stoffel. Er fährt sich durchs Haar: „Aber das war’s noch nicht: Auch die Pistaziencreme darf nicht zu trocken, nicht zu nass sein, die Konsistenz muss perfekt werden!“
Dubai-Schokolade bei Chocolaterie Stoffel in Mannheim: Eine Bestellung als Auslöser des Hypes
Eigentlich hat alles damit angefangen, dass bei Stoffel jemand 300 Stück für ein Event bestellen wollte. Stoffel aber hatte noch nie von der Schokolade gehört. Der Kunde sagte: „Im Netz kostet sie 15 Euro plus neun Euro Versand.“ Stoffel: „Ich sagte scherzhaft: Also für den Preis mach ich sie dir in Gold.“ Dann hatte er anstatt der 300 eben 330 Tafeln gefertigt. Und so nahm alles seinen Lauf. Denn sofort war alles verkauft.
Und jedes Mal, wenn Stoffel und sein Team wieder neue produzierten, war sie in Windeseile wieder ausverkauft. Stoffel nimmt 9,95 Euro für 100 Gramm. Er sagt: „Ich denke, der Hype wird so lange andauern, bis ein großes Unternehmen, ob Lindt oder Ritter Sport, darauf kommt, das auch zu machen und es im Supermarkt zu kaufen sein wird.“
Chocolatier Jan Stoffel aus Mannheim zu Dubai-Schokolade: „Gussformen geschlossener Geschäfte retten uns gerade“
„Die Firma Fix Dessert hat mittlerweile, glaube ich, 30 Sorten im Programm“, sagt Stoffel. „Auch mit Mascarpone.“ Diese Art will Stoffel demnächst auch produzieren. Wenn er denn dazu kommt. Denn die Produktion der Dubai-Schokolade hält das vierköpfige Team auf Trab. „Wir haben ja auch noch andere Waren zu fertigen“, sagt er lachend.
„Wir haben das Glück, dass wir ein sehr altes Geschäft sind. Dementsprechend hatte ich auch noch alte Formen und ich habe die alle rausgekramt und im Einsatz“, so Stoffel. Anders würde er nicht mit der Produktion nachkommen. „Hier haben in den letzten zehn Jahren auch viele Chocolatiers zugemacht und deren Formen habe ich damals aufgekauft. Das rettet uns jetzt auch“, so Stoffel.
„Gott sei Dank kommen wir hier in Mannheim gut an Engelshaar, weil der Hersteller hier sitzt“, beschreibt der Chocolatier. „Sesam geht auch recht gut zu beschaffen. Aber qualitativ hochwertige Pistazien, das ist wirklich schwierig!“, sagt er. „Wissen Sie, wir machen vielleicht mal Pistazie als Deko auf die Praline.“
Als er letztens bei dem Händler wieder Pistazien bestellte, und zwar in Massen, um die Füllung für die Dubai-Schokolade zu machen, sagte der: „Was ist denn jetzt los? Wollen Sie Millionen Pralinen machen?“ Stoffel grinst: „Nee, sagte ich, ich brauche die für was anderes.“Aktuell hat er die Dubai-Schokolade in den Sorten Pistazie Hell/Dunkel und Nougat Hell/Dunkel im Angebot.
„Es ist gerade einfach ein Vorteil, dass wir alles selbst machen. Wir können auf diese massive Nachfrage schnell reagieren.“ Seit drei Wochen suchen auch Influencer seinen Laden auf, sie sind treibende Kraft des Hypes. „Zwei bis drei sind vorbeigegangen, haben in die Kamera gesagt, ,Eyyyy Leute, ihr glaubt nicht, was es hier gibt’“, sagt Stoffel und imitiert ein Selfievideo. „Es ist echt unglaublich, von wieweit her die Leute kommen“, sagt er dann fast ungläubig.
„Ich habe in meinem gesamten Leben noch nicht so viele unter 14-Jährige in meinem Laden gesehen wie in den letzten drei Wochen. Bis vor kurzem dachte ich, TikTok sei ein Eis von Langnese, aber jetzt weiß ich, dass das ein soziales Netzwerk ist...“, murmelt er und runzelt seine Stirn.
Dubai-Schokolade auch schon bei Supermärkten in der Rhein-Neckar-Region gesichtet - aber nur kurz
Beim Netzwerk Instagram kündigt nun vor einigen Stunden die Confiserie Freundt in N3 7-8 an: „Die virale Dubai Schokolade gibt es ab sofort auch bei uns!“ – und postet ein verführerisches Video.
Unglaublich, wie weit die Leute für Dubai-Schokolade fahren.
In Supermärkten der Region gibt es Dubai-Schokolade für sechs Euro pro 100 Gramm. Aber nicht lange. Man muss Glück haben, sie zu erwischen. Hergestellt ist sie etwa in der Türkei und oft frisch angeliefert, das Herstellungsdatum liegt oft nur zwei Tage vor Kaufdatum. Legt man sie aufs Band an der Kasse, zupft es von hinten sofort am Ärmel: „Wo ist die her?“ Ein Wink Richtung Regal reicht, und ein Pulk Kunden rennt auf den Aufsteller zu. Wer die Schokolade isst, versteht den Hype.
Die Mischung aus kross und cremig hat es in sich. Und die Geschmacksnote mit Röstaromen ist etwas ganz besonderes. Auch bei der Schokolade von Stoffel: Die feine Butter-Pistaziennote und Handarbeit kann man hier besonders rausschmecken. Wie geht es mit dem Hype weiter? Der Schweizer Chocolatier Läderach etwa auf den Planken verneint auf Nachfrage, ob er Dubai-Schokolade führt. Doch: „Im Februar bekommen wir eine ganz neue, eigene feine Schokolade mit Pistaziencremefüllung“, macht die Verkäuferin Lust.
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