Ich konnte kaum in den Kochtopf schauen, da stand ich bei meiner Mutter in der Küche und unterstützte sie beim Kochen. Bereits von Kindesbeinen an interessierte mich die Vielfalt an Obst, Gemüse und Fleisch. Eigentlich alles, was diese wunderbare Welt aus Sicht einer rosaroten Kinderbrille zu bieten hat. Spielzeugautos waren für mich uncool. Ein toller Kochlöffel, mit dem ich stolz auf dem Hocker am Herd stehend im Topf rührte, ja das war ein Geschenk, mit dem man bei mir punkten konnte.
Meine Mutter ließ mich gewähren, auch wenn das eine oder andere auch mal daneben ging. Mit zwölf Jahren hatte ich dann die Idee, als Geburtstagsüberraschung für meine Mutter ein 5-Gang-Menü zu kochen, inklusive Bedienung und Aufräumen. Und wie Sie an dieser Stelle erahnen, der Grundstein meiner heutigen Tätigkeit und Berufung wurde in frühester Kindheit gelegt. Dazu haben meine Eltern einen entscheidenden Beitrag geleistet, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.
Der Autor
Tristan Brandt war Deutschlands jüngster Zwei-Sterne-Koch. Der Küchenmeister ist Geschäftsführer im Restaurant „959“ in Heidelberg und war vorher Geschäftsführer der „engelhorn Gastro GmbH“. Er ist Namensgeber eines Schweizer Restaurants.
In seiner monatlichen Kolumne erzählt er von der Entwicklung neuer Gerichte und verrät Rezepte.
Nun bin ich selbst stolzer Papa eines vierjährigen Jungen. Mit ihm gemeinsam entdecke ich die Welt wieder aus Kinderaugen: Er sammelt eifrig Schnecken, Blüten und Blätter und möchte, dass ich alles probiere. Er dekoriert Teller, die er eigenständig kreiert und uns Eltern stolz präsentiert. Aber warum erzähle ich Ihnen das alles? Wir Eltern meinen es immer gut mit unseren Kindern. Wir wollen sie am liebsten in Watte packen und sie vor dieser Welt beschützen. Manches Mal ist das „Gute“ aber auch zu viel.
Hübsch angerichtet
Mir fällt immer wieder auf, dass Eltern, die mit ihren Kindern zu uns ins Restaurant kommen, für ihre Kinder den üblichen Piratenteller oder „Schnipo“, also Schnitzel mit Pommes bestellen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich selbst esse sehr gerne ein gutes Schnitzel. Kinder sind neugierig, unvoreingenommen und lieben es, ihre Welt mit allen Sinnen zu entdecken.
Fühlen, Riechen und Schmecken – dies sind drei elementare Dinge, die von Beginn an gefördert werden sollten. Wenn man den Kindern das gewohnte Gericht bestellt, nimmt man ihnen gleichzeitig die Chance, etwas geschmacklich Neues zu entdecken. In meinen Gastronomien richten wir uns daher immer auch nach den Bedürfnissen der Kinder. Sie können ein Spitzen-Menü mit mehreren Gängen essen oder etwas von uns frisch Gekochtes, das auf dem Teller genauso hübsch angerichtet wird, wie für die Erwachsenen auch. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Gerade unser Mehrgang-Menü regt die Neugier der Kinder an. Die Speisen sind schön angerichtet, bunt und auf verschiedene Tellerchen verteilt. Und man erkennt zudem nicht immer, was es ist. Ich erlebe, dass die Kinder erst einmal in Ruhe das Gericht betrachten und vorsichtig damit beginnen, die Zutaten in die Hand zu nehmen, daran riechen und anschließend in den Mund stecken. Und siehe da, die Kinder finden es meist sehr lecker und sind positiv überrascht. Oftmals essen sie dann Gemüse, das sie sonst eher verschmähen. Wir hatten auch schon des Öfteren den Fall, dass sich die Kinder von ihren Eltern gewünscht haben, wieder zu uns essen zu kommen, und sich extra dafür schick gemacht haben, genauso wie die Großen!
Aber nicht nur am Tisch, sondern auch in der Küche zuhause gibt es viel zu lernen: Koordination, Teamarbeit sowie mit Erfolg und Misserfolg umzugehen, wenn eine Speise mal nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat. Aber auch das Erfolgserlebnis, wenn es sehr gut schmeckt. Der Ort Küche und die Kulinarik sind also zwei entscheidende Faktoren, die zur pädagogischen Bildung eines Kindes beitragen und es fördern. Dazu macht es viel Spaß und ist ein Familienerlebnis! Probieren Sie es doch einfach mal mit ihren Kids aus. Manches Mal sind es die kleinen Dinge, mit denen man beginnen kann: eine Pizza backen, wo man den Teig selbst knetet, einen Teller hübsch anrichten, indem man aus den Gemüsezutaten ein Gesicht bastelt oder ein Gericht mit Blüten oder bunten Gewürzen dekoriert. Lassen Sie der Kreativität Ihrer Kinder einfach freien Lauf, denn das kulinarische Entdecken macht richtig gute Laune!
Sie können schon im Babyalter mit der kulinarischen Verwöhnung Ihrer Kinder starten. Als unser Sohn geboren wurde, habe ich gemeinsam mit meiner Frau ein Babybrei-Rezept entwickelt. Dieses schicken wir Ihnen gerne auf Anfrage unter kontakt@tristan-brandt.de zu.
Mit kulinarischen Grüßen
Ihr Tristan Brandt
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