Freude am Kochen und gesunde Ernährung haben sich zu Megatrends entwickelt – und Küchen sind vom Arbeits- zum Wohnraum geworden. Das macht sich auch in der Gestaltung von Häusern oder Wohnungen bemerkbar. Denn dort ist die Küche mittlerweile zum Herzstück geworden.
Mit der Aufwertung des Kochbereichs geht auch der Trend zur offenen Küche einher. Aufgekommen ist er schon vor knapp zehn Jahren – und ein Ende ist nicht in Sicht, wenn man den Experten aus der Branche glaubt. „In Neubauten werden Küchen meist offen gestaltet, oft mit einer Kochinsel als Zentrum“, sagt Stephan Frannek, Leiter der Küchenabteilung im Möbelhaus Gilb in Herxheim bei Landau. Dank solcher Inseln muss der Koch nicht mehr mit dem Rücken zu seinen Familienmitgliedern stehen – und wenn Gäste da sind, kann er sich mit ihnen im selben Raum aufhalten. „Das ist viel geselliger, als wenn der Gastgeber erst mal für eine Stunde in der Küche verschwindet.“
Der Übergang vom Kochbereich ins Ess- und Wohnzimmer ist bei einer offenen Küche fließend. „Oft befinden sich an der Insel einige Sitzgelegenheiten für das Frühstück im Familienkreis oder für Snacks zwischendurch“, erläutert Frannek. Der Esstisch steht dann meist schon im Wohnzimmerbereich.
Die Küche selbst kommt in der offenen Variante besser zur Geltung – sie ist jederzeit einsehbar. Bei modern-wohnlichen Küchendesigns ist das meist im Sinne der Besitzer. Einige jedoch schreckt diese Transparenz ab – weil sie nicht wollen, dass Besucher ihr „Küchen-Chaos“ zu sehen bekommen. „Bei unseren Kunden ist das aber meistens kein Thema“, sagt Frannek. „Wer viel Wert auf Ordnung legt, räumt ohnehin immer auf – und wer da legerer ist, den stört es auch nicht, wenn Gäste das sehen.“
Ein Punkt, den sich die meisten Küchenkäufer gut überlegen, ist dagegen der Geruch: Was, wenn Duftschwaden durchs Wohnzimmer ziehen? „Heute gibt es effiziente Lüftungssysteme – man muss sie nur frühzeitig anstellen“, so Frannek. „Viele schalten ihre Lüftungen erst ein, wenn es dampft. Dann ist es aber schon zu spät.“ Küchengerätehersteller wie Bora oder Miele haben dafür eine Lösung: Lüftungen, die mit dem Kochfeld vernetzt sind. „Das Kochfeld steuert die Aktivierung des Dunstabzugs“, sagt Michael Prempert, Pressesprecher bei Miele.
Ganz vermeiden lassen sich Essensgerüche im Wohnraum aber nicht. „Wer viel asiatisch kocht oder viel mit Knoblauch, der wird bei einer offenen Küche eben auch mit Gerüchen leben müssen.“ Für mehr Wohnlichkeit und Geselligkeit nehmen das aber viele in Kauf.
Helle Fronten am beliebtesten
Was das Design der Küchen angeht, haben die Küchenhersteller für 2018 Avocado zur Trendfarbe ausgerufen. Dass außergewöhnliche Farben aber meist nicht dem Kundenwunsch entsprechen, hat Stephan Frannek beobachtet: „Die Leute schauen sich das in unserer Ausstellung gerne an – farbige Fronten sorgen für einen Wow-Effekt“, sagt der Küchenexperte. „Gekauft wird dann aber doch in 80 Prozent der Fälle eine helle Küche in Weiß oder Magnolia.“ Viele Küchenkäufer hätten aber nichts dagegen, wenn ihre hellen Fronten von einigen Türen in Holz oder in Grautönen unterbrochen würden.
Was die Arbeitsflächen angeht, beobachtet Frannek einen Trend zu filigraneren Platten. Keramik-Oberflächen etwa´gibt es in verschiedenen Ausführungen – von Stein- bis zur Holzmaserungs-Optik. Auch Arbeitsplatten aus Naturstein lägen im Trend. Platten aus Naturholz würden seltener nachgefragt – aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Wasser. „Der Vorteil bei Keramik und Naturstein ist, dass sich Spülen und Kochfelder bündig einbauen lassen“, sagt Frannek. „Holz kommt eher bei Fronten zum Einsatz.“
Ein großer Trend für 2018 sind auch grifflose Küchen. Fronten ohne Griffe wirken nicht nur elegant, geradlinig und schlicht, sie lassen sich auch leicht reinigen. Geöffnet werden die Schränke durch abgeschrägte Frontkanten und Griffmulden – oder mit einer Berührungs-Mechanik. Auch Elektrogeräte mischen bei diesem Trend mit: Die neue Einbaugeräteserie ArtLine von Miele etwa fügt sich flächenbündig in die Möbelfronten. „Wenn Küche und Wohnzimmer eins werden, würden Griffe nur stören“, sagt Prempert.
Doch nicht nur optisch lassen sich einige Trends bei Küchengeräten ausmachen: Kombigeräte wie Dampfgarer mit vollwertiger Backofenfunktion oder Backöfen mit integrierter Mikrowelle kommen zurzeit gut an, so der Miele-Pressesprecher.
„Diese Geräte, die wir auch in 45 Zentimeter Höhe anbieten, lösen Platzprobleme“, sagt Prempert – und weist auf eine Neuheit hin, die Miele im April 2018 auf den Markt bringen will: einen Dialoggarer, der elektromagnetische Wellen mit wechselnden Frequenzen einsetzt. Speisen würden darin wesentlich schneller gar als in einem herkömmlichen Backofen, zudem lassen sich unterschiedliche Lebensmittel gemeinsam hineingeben.
Vernetzte Geräte
Und dann gibt es da noch den Aspekt der Vernetzung. Auch in der Küche spielt die Kommunikation zwischen den Geräten eine immer größere Rolle – und das betrifft nicht nur die bereits erwähnte Vernetzung von Kochfeld und Dunstabzug. Moderne Backofen-Displays zeigen etwa den Status anderer Geräte im Haus an. Wer wissen will, ob die Waschmaschine im Keller schon fertig ist oder ob die Türen des Gefrierschranks ordentlich geschlossen sind, muss also nur einen Blick auf den Backofen werfen.
Auch mit dem Smartphone lassen sich Küchengeräte der neuen Generation verbinden. Das kann etwa beim Einkauf im Supermarkt hilfreich sein: Der Kühlschrank macht bei jedem Öffnen der Tür ein Foto. Wer sich unsicher ist, ob noch Butter oder Käse vorrätig sind, kann sich das aktuellste Kühlschrankfoto auf dem Handy anschauen.
Ob all diese Neuerungen nötig sind, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Natürlich kann man sich auch einfach einen Einkaufszettel schreiben. Die Möglichkeiten werden durch die neuen Trends aber sicher vielfältiger.
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