In der Weinregion Bergstraße haben sich 20 Jungwinzerinnen und -winzer der Winzergenossenschaft Schriesheim zusammengetan: Die „Bergstreet Guys“ - deutsch „Bergstraßen-Leute“ - haben große Pläne in der Region. Sie wollen den Wein ihrer Heimat einem jüngeren Publikum schmackhaft machen, aber auch das Thema Nachhaltigkeit im Weinbau in den Fokus rücken. „Man muss eben nicht unbedingt Sommelier sein und einen Weinkeller zu Hause haben, um sich für das Thema Wein zu begeistern“, findet Weinkönigin Ann-Kathrin Haas.
„Die Idee war, die nächste Generation für uns zu gewinnen“, berichtet Manuel Bretschi, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Schriesheim. Das habe aus Sicht der Genossenschaft mehrere Gründe: Die Winzer an die WG zu binden, auf der anderen Seite aber auch die Ansprache der nächsten Zielgruppe zu verbessern. Er habe alle jungen - damit meint er die unter 40-jährigen - Winzer von Heidelberg bis Lützelsachsen zusammengetrommelt, um unter dem Namen „Bergstreet Guys“ die Region nach vorn zu bringen. In der neuformierten Gruppe hätten sich seit dem ersten virtuellen Treffen zu Coronazeiten bereits einige spannende Projekte entwickelt, die nun sukzessive umgesetzt werden.
Die Veranstaltungsgruppe hat als Startschuss ihre erste Veranstaltung „RebenBeben“ geplant, die am 26. Mai im Kelterhaus Schriesheim stattfinden soll. Zwei DJs werden für tanzbare Musik, die Schriesheimer Perseria und das Viernheimer Café Bike für die Verköstigung der Gäste sorgen. „Wir denken, das ist ein guter Rahmen, um die Aufmerksamkeit der jüngeren Generation auf uns zu ziehen. Bei jüngeren Menschen herrscht eher die Meinung, dass Wein ein Getränk für ältere Leute ist. Aber Wein ist was Modernes, Tolles und Individuelles“, sagt die 22-jährige Weinkönigin.
Eine Herzensangelegenheit der „Bergstreet Guys“ ist es, ihrer jungen Zielgruppe die Augen für die Schönheit der Bergstraße zu öffnen und „in die Weinberge zu bringen“, wie Haas es ausdrückt. „Wir wohnen ja wirklich, wo andere Urlaub machen. Unsere Region ist so schön“, schwärmt sie. Demnächst sollen After-Work-Partys auf einer Hütte in den Weinbergen stattfinden, mit Blick über die Rheinebene bei Sonnenuntergang, Weinseminare im Zehnkeller der Winzergenossenschaft und vieles mehr.
Die zweite Arbeitsgruppe befasst sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Transparenz. „Vieles, was wir tun, ist in Verruf, weil die Leute sehen, dass wir spritzen“, berichtet Winzerin Christina Schmitt. Dabei wüssten sogar die Anwohner oftmals gar nicht, welche Mittel da eigentlich gespritzt würden - nämlich meist ganz harmlose. So würden Schwefel und Kupfer nicht nur im konventionellen, sondern auch im biologischen Anbau verwendet. Und gegen den Mehltau, der gerade im Weinbau ein Problem darstellt, werde Backpulver verteilt. Das wirke hygroskopisch und entziehe dem Pilz die Nährstoffe. „Nicht automatisch ist eine Pflanzenschutzspritze schlimm. Manchmal hat man einfach nur Wasser geladen, weil es zu trocken ist.“
Die Nachhaltigkeitsgruppe der „Bergstreet Guys“ bringt zusammen mit den örtlichen Kindergartenkindern Saatbomben auf Blühstreifen aus, um ihnen zu vermitteln, wie wichtig Blumen für Bienen und Insekten sind. Mit der Realschule in Schriesheim sind mehrere Projekte für Nistkästen und Insektenhotels geplant, die gemeinsam sie im Technikunterricht bauen und an der Anbaufläche aufstellen wollen - die Nützlinge brauchen die Winzer im Weinberg, sie wollen aber auch ein Insektenhotel auf dem Schulhof aufstellen. „Wir wollen den Blick der Kinder und Jugendlichen wieder für die Natur schärfen“, sagt Schmitt.
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