Mannheim. Dass am Oststadttheater viel Herzblut fließt, ist bekannt. Dass es zu emotionalen Hochfesten wie Geburtstagen um so heißer fließt, dürfte niemanden überraschen, der das engagierte Leitungsteam um Prinzipalin Carmen P. Linka-Gamil und die große Fangemeinde der Komödienbühne im Stadthaus kennt. Freunde, Weggefährten, Sponsoren und Förderer, die das Haus als Privattheater ebenso dringend braucht wie sein zahlendes Publikum, kamen also zuhauf zur Premiere von „ABBA nur mit dir!“.
Die Uraufführung aus der auch Regie führenden Hand von Felicitas Hadzik hat sich Mannheims heitere Bühne selbst zum Geburtstag geschenkt. Das Publikum, reich an aktiven und ehemaligen Darstellerinnen und Darstellern wie auch an Gemeinderatsmitgliedern, hatte sichtlich Spaß an der launigen Liebeskomödie mit den unverwüstlichen Songs der schwedischen Popgruppe ABBA.
Pächter statt Mieter am Paradeplatz
Mit Bildungsbürgermeister Dirk Grunert und Thorsten Riehle waren gleich zwei Bürgermeister zur Geburtstagsfeier gekommen. Der Kulturbürgermeister hatte neben warmen, wertschätzenden Worten zumindest ein ideelles Geschenk mitgebracht. Das Oststadttheater Mannheim (OTM) ist nun kein Mieter mehr, sondern künftig Pächter des umgebauten Bürgersaals in N1. Das macht nicht nur vertraglich einen Unterschied, sondern öffnet dispositorisch und organisatorisch bessere Perspektiven für die künstlerische Arbeit. Linka-Gamil bemühte sich seit dem vor zehn Jahren erfolgten Umzug vom Kahnweilersaal ins Stadthaus um eine solche Vertragsveränderung.
Es gab aber noch mehr Geschenke. Die Theaterleiterin verkündete freudig eine neue Personalie, nämlich die, dass die Autorin und Regisseurin des Abends ab sofort als Künstlerische Leiterin des Hauses fungiert, worüber sich Felicitas Hadzik sichtlich freute. Bevor sich der Vorhang zum ABBA-Vergnügen hob, galt es freilich noch all denen zu danken, ohne deren ehrenamtliche Hilfe das Haus nicht existieren könnte: den OTM-Urgesteinen Michael Hördt und Knut Frank sowie den Förderkreisvorsitzenden Jörg Riebold und Evelin Blank.
Dann kann es losgehen, mit der Liebeskomödie. Eine solche schaut Alina (Michelle Tafelmayer) im Fernsehen und träumt sehnsüchtig von der großen Liebe, wobei sie seelenvoll „Mich trägt ein Traum/I Have A Dream“ interpretiert. Da kommt ihre Schwester Clara (Melodi Yurtsever) mit ganz anderen Problemen nach Hause.
Ein Wackelpudding als innere Mitte
Sie hat den Job gekündigt und keine Lust mehr auf den Büro-Stress, über den ihr nur ihr Yoga-Guru Dr. Huru (unverkennbares Original: Knut Frank) telefonisch noch einigermaßen hinweghelfen kann. Doch „dänn innarä Wagglbudding“ zu finden, ist gar nicht so einfach. Da hilft nur ein gemeinsamer Griechenland-Urlaub, in dem es eine ganze Menge zu erleben und zu singen gibt: ABBA-Hymnen auf Deutsch und Englisch zum Zuhören, Mitsingen, Mittanzen und Klatschen.
Auf Mykonos stoßen die Schwestern auf das Fitnesspaket Felix (Denis Bode, in der Zweitbesetzung Sören Messing), dessen weltumfassendes Selbstbewusstsein mindestens ebenso gestählt ist wie sein Trainerkörper. Sein Hotelbesitzerkumpel Dominik (David Lison) gibt sich bescheidener, blickt derzeit auch auf bescheidene Verhältnisse, fehlt ihm doch „Money, Money, Money“. Die zündende Idee: eine ABBA-Themenwoche mit großer Abschluss-Show soll sein Hotel retten.
Termine und Karten
Weitere Aufführungen am 19. und 20. September, 18. Oktober, 21. und 30. November sowie am 12., 19. und 30. Dezember, jeweils um 20 Uhr. Drei Vorstellungen an Silvester , 31. Dezember: 15.30 Uhr, 19 Uhr und 22.30 Uhr.
Karten zu 28 Euro gibt es montags bis freitags 11 bis 15 Uhr in der Friedrich-Karl-Straße 4 (nähe Wasserturm) oder telefonisch unter 0621/1 60 60 sowie an Spieltagen jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im 1. Obergeschoss des Stadthaus N1.
„Gemächlich wie ein Rentner beim Nordic Walking“ – so Dr. Hurus Empfehlung für den Urlaub – läuft hier für Alina und Clara nun leider nichts mehr. Aber das war ja, wie einiges an diesem Abend, auch vorhersehbar. Doch gemeinsame Projekte schmieden bekanntlich zusammen. Und so haben das Quartett wie auch das Publikum gemeinsam eine gute Zeit.
Uneingeschränkt gute Stimmung
Felicitas Hadzik gelingt es, die Songs kompatibel mit dem Handlungsfortgang zu machen und fügt sie situativ passend in ihre ein wenig forciert gesetzten Dialoge der Spielszenen, die dennoch auch einiges an Witz bereithalten.
Uneingeschränkt gute Stimmung kommt freilich bei den Gesangsnummern auf, die von einer schäumenden ABBA-Euphorie-Welle getragen werden und sich in einer Nummer mit Südfrucht – mehr soll hier nicht verraten werden – besonders hoch aufbäumen. Sogar die Videoprojektion erhält einen Extra-Applaus.
Zum Finale, wenn Jubel und Begeisterung groß und der Zugaben viele sind, steht der Saal Kopf und die klatschenden Zuschauer auf den Füßen. So lässt sich Geburtstag feiern.
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