Festival

OG Keemos harter Hip-Hop lässt Mannheim hochkochen

Der Mannheimer Rapper OG Keemos und sein Produzent Funkvater Frank feiern mit Gästen wie Shindy, Schmyt oder Reezy vor 5000 Fans ein hitziges Süd:Süd Fest.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Als Rapper nicht nur körperlich eine Urgewalt: OG Keemo bei seinem Süd:Süd Fest auf dem Mannheimer Maimarktgelände. © Michael Ruffler

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Süd:Süd Fest in Mannheim zog bei seiner vierten Auflage 5000 Fans an.
  • OG Keemo und Funkvater Frank begeisterten mit bekannten Gästen wie Shindy, Smyth und Reezy.
  • Die nächste Auflage läuft am 13. Juni 2026 auf dem Maimarktgelände.

Mannheim. Das Süd:Süd Fest auf dem Mannheimer Maimarktgelände hat sich nun endgültig als Gipfeltreffen der deutschen Hip-Hop-Szene etabliert. Wobei die vierte Auflage des Festivals des Mannheimer Erfolgsduos OG Keemo und Funkvater Frank am Samstag bei unerbittlichen 33 Grad auch Sud:Sud Fest hätte heißen können. Denn spätestens nach der zweistündigen All-Star-Show der Gastgeber im aufgeheizten Zelt mit 5000 tobenden Fans sehen so ziemlich alle Beteiligten aus wie aus dem Wasser gezogen. Dem eigenen…

5000 Karten waren lange im Voraus ausverkauft

Der Stellenwert dieses Duos aus dem teilweise in Mannheim und Edingen aufgewachsenen Rapper Karim Joel Martin und seinem Produzenten Dominic „Franky“ D‘Amato aus Heddesheim zeigt sich bei ihrem Festival auf vielfältige Weise: Dass die 5000 Karten wie im Vorjahr lange im Voraus ausverkauft waren, ist heute nicht selbstverständlich. Eine – bis Showbeginn um 20 Uhr strikt geheim gehaltene - Gästeliste auf der Bühne von Schmyt, dem jugendlichen Liebhaber des deutschen Indie-Pop, bis zum Deutsch-Rap-Geldadel wie Shindy auch nicht.

Funkvater Frank und OG Keemo beim OG Keemos Süd Süd Zeltfestival in Mannheim.Foto © Ruffler *** Foto ist honorarpflichtig! *** Auf Anfrage in hoeherer Qualitaet/Aufloesung. Belegexemplar erbeten. Veroeffentlichung ausschliesslich fuer journalistisch-publizistische Zwecke. For editorial use only. © Michael Ruffler

Am beeindruckendsten aber: Die enorme. körperlich spürbare e Wucht, die das Duo im Zusammenspiel mit seinem Publikum auf kleinen Bühnen wie in der Alten Feuerwache oder im Forum entfesseln konnten, überträgt es mühelos auf die mit imposanter Gipfelkulisse ausgestattete Zeltfestivalbühne. Dabei fällt auf, wie authentisch, bodenständig, ja demütig und – irgendwie typisch Kurpfalz – herzlich die beiden Nummer-eins-Rapper mit diesem Triumph umgehen. Vielleicht muss man dafür in einer vom Großvater selbstgebauten Gartenlaube in Heddesheim angefangen haben.

Das Ganze spiegelt sich auch im Publikum: Natürlich ist der ganze Tag ab 16 Uhr dominiert von Jungs-Musik. Junge Männer sind bei weitem in der Überzahl. Selbst die Trap-DJane Lesola fährt zu Beginn des Fests nur Männerstimmen auf. Da stehen noch weit mehr Fans in der imposanten Einlassschlange als vor der Open-Air-Bühne, auf der sechs Acts die Wartezeit auf das abendliche Spektakel verkürzen. Auffällig ist, wie viele Menschen sich permanent am Merchandising-Stand drängen, der gut sortiert ist – und frische T-Shirts und das Süd:Süd-Fest-Badetuch wird man später noch gut brauchen können.

Gelassen und diszipliniert gehen die Fans mit der Hitze um

Auch die Einlassschlange bleibt lange imposant. Trotz des massiven Herrenüberschusses herrscht überhaupt keine Testosteron-geladene Stimmung. Die Fans sind aufgeschlossen und teilweise gut informiert, was das „Vorprogramm angeht. Diszipliniert und spaßorientiert stehen sie an Essens- und Getränkeständen an – und in schier endlosen Schlangen vor den Ausgabestellen von kostenlosem Wasser. Aber dabei bekommt man ja auch das Programm auf der Freiluftbühne mit. Friedlich teilt man sich Bänke und Schattenplätze – die Crowds bei hartem Hip-Hop verhalten sich mitunter auch anders.

Von der Stimmung profitiert das rappende Line-Up neben dem Zelt, das trotz der Hitze regelmäßig zumindest kleiner Moshpits zu sehen bekommt. Ruski53 – die Nummern stehen gern für die Postleitzahl der Herkunftsregion, hier das Rheinland – macht den Anfang mit leichten Haftbefehl-Vibes. Dass ihm in der Hitze irgendwann Luft und Power ausgehen, wie er selbst bekennt, kann man nachvollziehen. Um so erstaunlicher, dass Gangsta-Rapper Eurothug seine halbe Stunde bis zum Hit „Brechen und biegen“ mit Banküberfall-Maske absolviert.

Rapper Lelosa (links) war der Secret Act auf der Open-Air-Bühne. © Klotz

Ein bisschen aufgeregt erwarten die Fans den Secret Act um 17.30 Uhr. Der ist ein Meister im Spannungsaufbau, mit Einheizer und riesigem freien Kreis für einen Moshpit vor der Bühne. Da Lelosa dann erstmal nicht kommt, ist der Spannungsabfall ziemlich rapide. Immerhin ist sein Rap-Timing danach besser als das beim Auftreten. Am eindrucksvollsten agiert zum Schluss des Aufgalopps Nizi19, Teil der Berliner Band 1019 – aus Charlottenburg und Mitte. Der hat einige gefeierte, abwechslungsreiche Nummern wie „Schoko & Keks“, „Gift“, „Pass“ oder „Mein Akh“ und die 1019-Kollegen Haribo19 oder Karamell19 am Start. Mit „Eurothug“ rappt er effektvoll „Uzi“ und zum Schluss, kurz vor 19 Uhr feiert eine annähernde Vollversammlung den Millionenklicker „Y-3“.

Eindrucksvolles Gipfelpanaroma als Bühnenbild rundet die Show ab

Dann ist eine gute Stunde Geduld gefragt. Die Menge versammelt sich trotz Sauna-Bedingungen schon lange vor 20 Uhr im Zelt. Irgendwann ertönen „Keemo, Keemo“-Rufe, laut, nichtendendwollend. Die Spannung entlädt sich in gigantischem Begrüßungsapplaus, der ein langes Filmzitat halb überlagert. Was gut zu den atmosphärischen Sounds, aus Funkvater Franks analogem Sound-Labor passt, der nicht umsonst schon zweimal als Hip-Hop-Produzent des Jahres ausgezeichnet wurde. In dem Monolog steckt das Leitmotiv des Abends: „Willkommen an der Spitze“. Das passt hier zu vielem: nicht nur den Platzierungen in den Charts, vor allem, was den Rang des Duos als künstlerisch ambitionierter, hocherkannter Teil der ansonsten vor allem kommerziell ausgerichteten Rap-Szene angeht. Und natürlich gilt es für das Gipfeltreffen von Deutsch-Rapstars, das man so selten erleben kann.

Das Duo nimmt die Euphorie auf mit den Fanfavoriten „Civic“ und „Malik“. Im Publikum sitzt jedes Wort, der nicht gerade kurzen oder unkomplexen Texte. Und sie rappen mit einer Wucht mit, die auch ein Kendrick Lamar erlebt. „Wahnsinn!“, urteilt OG Keemo und holt sich tosenden Applaus auch für seinen „besten Freund, DJ und Produzenten Funkvater Frank“ ab. „Wir haben uns heute ein paar spezielle Sachen ausgedacht. Aber zum Warmwerden spielen wir ein paar vertraute Lieder“, beschreibt der Rapper die extrem bildstark inszenierte Show, die sein Partner in einer Art Gondel über der Bühne absolviert. Speziell wird dann nach dem Abräumer „Big Boy“ und „Suplex“ vor allem das vergleichsweise einfühlsame Duett „Mach kaputt“ mit Schmyt.

Funkvater Frank (links) und OG Keemo in imposanter Gipfelkulisse..Foto © Ruffler *** Foto ist honorarpflichtig! *** Auf Anfrage in hoeherer Qualitaet/Aufloesung. Belegexemplar erbeten. Veroeffentlichung ausschliesslich fuer journalistisch-publizistische Zwecke. For editorial use only. © Michael Ruffler

Nach der effektvollen Keemo-Hitparade „Vertigo“, „Vögel“ und dem gefeierten Ohrwurm „Regen“ wird die Herkunft der Fans abgefragt. Die Reaktionen belegen die Zugkraft der Mannheimer: Mannheim und Heidelberg werden zwar am lautesten bejubelt. Aber bei Frankfurt, Berlin und Hamburg wird es lauter als bei der Erwähnung von Ludwigshafen. Selbst als Funkvater Frank wissen möchte „Gibt es auch Leute aus Heddesheim?“ melden sich drei Jungs lautstark.

Ranzey, Gianni Suave, Souly, Jace - die Gäste geben sich das Mikro in die Hand

Dann geben sich die Gäste im Akkord das Mikro in die Hand: Ramzey rappt mit dem Mannheimer „Fieber“ mit besonders eindrucksvollen Tempo- und Dynamikwechseln und das extrem schlagkräftige gemeinsame Lied „Rammbock“, bevor er sich mit Gianni Suave für „Runter“ die Bühne teilt. Der Frankfurter spielt seinen Hit „Say Some“ und dann mit Souly „Ying Yang“. Der Stuttgarter bestreitet dann sein Solo nicht etwa mit dem großen Hit „Bundeswehr“, sondern wählt das atmosphärisch prädestinierte „Maske“ weg. Als OG Keemo wieder auftritt, rappen sie eine vom Funkvater großartig neu arrangierte Version von „Tasche“. Der Hamburger Jace alias Jacek 42 macht aus seiner aktuellen Nummer „Free Game“ einen Freestyle-Rap und unterstützt die Gastgeber bei „Fiesling“.

Weitere Shows

  • Für das fünfte Süd:Süd Fest am Samstag, 13. Juni 2026 , auf dem Mannheimer Maimarktgelände läuft bereits der Vorverkauf (59,90 Euro). Mehr unter zeltfestivalrheinneckar.de
  • Unter ogkeemo-tickets.de wurden beim Süd:Süd Fest Termine für OG Keemos „180 Grad“-Tournee im Herbst bekannt gegeben.
  • Der Frankfurter Termin am Donnerstag, 23. Oktober, musste wegen der großen Nachfrage in die Stadthalle Offenbach hochverlegt werden (Karten: 45,19 Euro plus Gebühren). Im Stuttgarter Wizemann wurden gleich zwei Shows nötig - am 30. und 31. Oktober .

Bei „Pimpsport“ ist dann richtig Star-Alarm angesagt: OG Keemos Kollaborationspartner Sumpa und Wiederholungstäter Shindy sind beide zu hören. Der schwäbische Nummer-eins-Abonnent legt noch sein mitreißendes „Prototyp“ nach. Der am meisten beschäftigte, durchweg überzeugende Karlsruher Eurothug trägt bei „Ledecky“, einer Kooperation mit Funkvater Frank, und dem Keemo-Duett „Bucks weiter tapfer Maske. „Galgen“ liefert mit dem Falken-Sound „Brrr“ ein zweites Leitmotiv der Show. Deren Frontmann hat ansonsten nicht zu viel versprochen, als er sagt, es gebe heute „ein paar Songs, die wir noch nie live gespielt haben.“

„Watch The Body Drop“ bereichert der Hamburger Kalim, zum Schluss der Starparade kommt der klickstärkste Künstler: Der Deutsch-Amerikaner Reezy aus der Frankfurter Nordweststadt, der auf „Money“ mit Keemo seinen Hit „Manchester“ folgen lässt. Der Jubel ist groß, die Menge unverwüstlich. Aber es ist auch schön, dass es gegen Ende nur noch Keemo/Funkvater pur gibt. Fünf der sechs letzten Songs stammen vom großartigen Debütalbum „Geist“ (2019), der sechste von der frühen EP „Skalp“. Dementsprechend bleibt der Stimmungspegel weit oben. Ein letzter Triumph, denn selbstreflektierende Lieder wie „Siedlung“ oder „Vorwort“ sind inhaltlich keine leichte Partykost. Live geht‘s weiter am 23. Oktober in der Stadthalle Offenbach mit Og Keemos „180 Grad“-Tour – da ist Mannheim im Zelt gefühlt schon nah dran.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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