Mannheim. Da hängen sie, die neun Vorgängerinnen und Vorgänger. Fein aufgereiht blicken sie von den Wänden des Dalberg-Saals auf uns herab, also wollten sie sagen: Schaut, was aus uns geworden ist. Immerhin: Aus Saša Stanišić („Herkunft“) ist ein erfolgreicher Deutscher Buchpreisträger geworden. 2013 war es, als er die Einzimmerwohnung in der Alten Feuerwache beziehen durfte, um an einem Kinder- und Jugendbuchprojekt zu arbeiten. Nun, zwölf Jahre später, heißt der „Feuergriffel“, der damit für drei Monate zum Übergangsmannheimer wird, Markus B. Altmeyer. Er ist die Nummer zehn in der zweijährigen Reihe und, wie Bürgermeister Dirk Grunert nicht ohne Stolz (und Augenzwinkern) anmerkt: „Er ist der erste gebürtige Mannheimer unter den Stadtschreibern.“
Und unter ihnen, den Hängenden, sitzt er, der 1984 geborene frisch gebackene Preisträger. Still und entspannt sitzt er lange zwischen den 13 anwesenden Verantwortlichen da (nur der Platz von NTM-Intendantin Ulrike Stöck bleibt leer). Weil die anderen reden: Christine Wieder von der Stadtbibliothek, Unternehmer Mustafa Baklan vom Deutsch-Türkischen Institut für Arbeit und Bildung (DTI) - und eben Grunert.
Vom Drehbuch zum Fernsehfilm-Erfolg
Im Interview mit Bettina Harling (Stadtbibliothek) aber kommt Altmeyer dann ausführlich zu Wort. Er erzählt in ruhigem, sachlichem Ton über sich. Mit leichtem Stirnrunzeln muss da der Bildungsbürgermeister etwa zur Kenntnis nehmen, dass Altmeyer bekennt: „Die Schule hat meine literarische Faszination erst mal nicht befördert.“ Zum professionellen Schreiben sei er eher über den Film gekommen, über die ersten Drehbücher. Und da hakt auch Harling gleich ein und erinnert daran, dass am Samstag im ZDF ein Film nach einem Buch von Altmeyer lief: „Wilsberg: Achtsam bis tödlich“. Er sei der erste Feuergriffel, der im Fernsehen eine Rolle spiele, so Harling, die in dem Moment sicher nicht an Stanišić denkt.
Der Feuergriffel
- Der Mannheimer Feuergriffel ist ein Literaturstipendium , das von der Stadtbibliothek Mannheim vergeben wird. Es richtet sich an Nachwuchsautorinnen und -autoren im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur.
- Das Stipendium bietet den ausgewählten Schriftstellern die Möglichkeit, für einen bestimmten Zeitraum in Mannheim zu leben und dort an einem neuen literarischen Werk zu arbeiten. Während dieser Zeit können sie sich auf ihre Schreibprojekte konzentrieren und an Veranstaltungen wie Lesungen und Workshops teilnehmen, um den Austausch mit der Öffentlichkeit und der literarischen Gemeinschaft zu fördern.
- Der Name „Feuergriffel“ spielt auf das Schreibgerät an, das als Werkzeug für kreative und inspirierende Arbeit dient.
Auf die Idee, für Kinder zu schreiben, ist er über den eigenen Sohn gekommen. 2018 wurde Altmeyer, der in Neustadt lebt, Vater, und in der Beschäftigung mit Kinderliteratur ist die Idee entstanden, dem Sohnemann, heute sechs Jahre alt, etwas Eigenes anzubieten.
Ein magisches Museum verändert Hugos Leben
Dieses Werk, das am Alten Messplatz entstehen soll, hat schon einen Namen: „Das magische Museum der Madame Michel“. Es soll vom achtjährigen Hugo handeln, dessen Vater aufgrund von Depressionen das Vater-Sohn-Verhältnis nicht mehr gut aufrechterhalten könne. Mutter und der beste Freund sind auch keine Hilfe, da tauche „die kunterbunte Madame Michel“ auf. Das ändert Hugos Leben. Madame Michel habe ein magisches Museum und bewahre in einem kleinen Koffer ihre Gefühle auf.
Es sei ihm wichtig, betont er, auch düstere Gefühle in seiner Kinderliteratur zuzulassen. Im Zentrum stehe dann auch das Bild „Der Schrei“ von Edvard Munch, das im magischen Museum begehbar sei. Da Altmeyer sehr frankophil ist und findet, dass Paris „die schönste Stadt der Welt“ sei, spielt auch sein Buch in Paris.
Auf Altmeyer warten nun ab 4. April, wenn die Antrittslesung stattfindet, bis zum Abschluss am 27. Juni mit der offiziellen Preisverleihung einige Veranstaltungen. Der Auftakt findet in der nostalgischen „Sixties“-Bahn statt.
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