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Legenden-Revival beim 41. Finkenbach-Festival: Guru Guru und Kraan begeistern im Odenwald

Das traditionsreiche Krautrock-Event im Odenwald war an beiden Tagen fast ausverkauft und nicht nur wegen des Comebacks von Festival-Gründer Mani Neumeier ein voller Erfolg.

Von 
Thomas Wilken
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Der Festivalgründer ist zurück: Drummer Mani Neumeier (85, hier in seiner Paraderolle im Song "Elektrolurch" wird beim Comeback seiner Band Guru Guru nach fünf Jahren in Finkenbach intensiv gefeiert. © Thomas Wilken

Oberzent-Finkenbach. Es war ein Treffen der Legenden beim 41. Finkenbach-Festival im kleinen Oberzent-Stadtteil. Erstmals seit langen Jahren standen Guru Guru um Festivalgründer Mani Neumeier und Kraan wieder auf der Bühne. Was dem „Woodstock des Odenwalds“ an zwei Tagen einen überragenden Besuch bescherte, der schätzungsweise fast an die Zahlen der ausverkauften Veranstaltung von 2019 heranreichte. Die Kapazität liegt bei rund 2000 Gästen. Denn auch die anderen Bands waren allererste Sahne und unterhielten die Fans am Freitag und Sonntag bis tief in die Sommernächte.

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Herrliches Festivalwetter am Samstagnachmittag, fast zu warm, ließ die Besucher in Massen in den Odenwald strömen. Das diesjährige Programm war vom Feinsten, nicht nur wegen des Auftritts der beiden Krautrock-Urgesteine. Bereits am Freitagabend füllte sich der Festivalplatz rasend schnell. Denn mit Peter Pankas Jane mit Klaus Walz stand eine Truppe auf der Bühne, die mit ihrem druckvollen, melodiösen Sound zu begeistern wusste.

Peter Pankas Jane mit starken Anklängen von Uriah Heep

Starke Anklänge an Uriah Heep durch den fetten Orgelsound ließen die früheren 70er-Jahre wieder auferstehen. Eine Zeit, in der dem Anschein nach etliche Besucher auch schon auf den Konzerten dieser und anderer Bands waren. Die Musik kam so gut an, dass lautstark eine Zugabe gefordert und gewährt wurde. Gegenüber den Vorjahren war der Publikumsandrang deutlich stärker.

Agitation Free bei ihrem Finki-Debüt. © Thomas Wilken

Mit Agitation Free stand danach eine Newcomer-Band auf der Bühne. Aber nur deshalb, weil die Berliner das erste Mal beim Finki zu Gast waren. Denn die Gruppe zählte bereits in den frühen 70er Jahren zu den führenden Vertretern der deutschen experimentellen Rockmusik. Ihre besondere Mischung aus Rock-Impros, gepaart mit verschiedenen anderen Musik-Elementen, bescherte ihr früh Kultstatus. Von zwischenzeitlichen Stromausfällen, deren Ursache aber rasch gefunden wurde, ließen sich die Mannen um Lutz „Lüül“ Graf-Ulbrich nicht beeindrucken.

Rosalie Cunninghams Streifzug durch klassischen Psychedelic, Progressive und Hard Rock

Eingängig, hypnotisch, perlend kamen die Songs rüber. Musikalisch eine ganz andere Nummer wie ihre Nachfolgerin auf der Bühne, Rosalie Cunningham. Die unternahm einen höchst unterhaltsamen Streifzug durch klassischen Psychedelic, Progressive und Hard Rock. Auch ein paar Pop- und Folk-Elemente klangen ab und zu durch. Das Ganze aber nicht nach der 08/15-Schablone, sondern raffiniert arrangiert, mit interessanten Breaks und Klängen. Kein Stück glich dem anderen.

Die Stimmung beim Auftritt der eindrucksvollen Sängerin Rosalie Cunningham (Mitte). © Thomas Wilken

Die Schweizer von Dirty Sound Magnet rissen mitten in der Nacht noch einmal alle mit. Um die 600 Fans hielten es bis um 1 Uhr aus, als die Band mit einer Intensität los rockte, als gäbe es kein Morgen. Für manche war das der beste Auftritt des Tages und sowieso ein krönender Abschluss des ersten Tages. Das Trio aus dem Alpenland machte deutlich, warum es im Frühjahr eine in zahlreichen Locations ausverkaufte Tour spielte.

Kant eröffnen den zweiten Tag mit Rock zwischen Black Sabbath und Deep Purple

Einen mehr als guten Eindruck hinterließ als Opener des zweiten Tags die junge Band Kant aus Aschaffenburg. Sie trotzte der Hitze mit ihren druckvollen Hardrock-Songs Marke Black Sabbath oder Deep Purple. Genau das passende Material für einen heißen Sommernachmittag hatten Dr. Woggle & The Radio aus Weinheim mitgebracht. Mit dem fulminanten Bläsersatz begannen auch beim Letzten die Beine zu zucken.

Guru Guru beim Comeback mit ungeheurer Spiellaune

Dann kam der Moment, auf den sie alle gewartet hatten: die Rückkehr von Guru Guru. Seit 2019 waren die Mitgründer des Finkenbach Festivals dort nach Unstimmigkeiten um die musikalische Ausrichtung des Festivals nicht mehr dort auf der Bühne gestanden. Mani Neumeier und seine Musikerkollegen wurden frenetisch gefeiert. Das beflügelte: Die Band zeigte sich von einer ungeheuren Spiellaune. Sämtliche Klassiker inklusive dem „Elektrolurch“ wurden aus dem Hut gezaubert.

Guru Guru in Aktion. Die Krautrock-Klassiker um Festivalgründer Mani Neumeier (links) waren in Finkenbach bis 2019 immer am Start. Die Unstimmigkeiten in der Zwischenzeit wurden beigelegt. © Thomas Wilken

Mani ließ es sich nehmen, sein Solo auf Schüsseln und Deckeln am Bühnenrand zu zelebrieren. Roland Schaeffer (Gitarre und Saxophon), Peter Kühmstedt (Bass) und Zeus B. Held (Keyboards) spielten sich in einen wahren Rausch an ihrer „Homebase“. Manchen jüngeren Musikern dürfte angesichts dieser Energie der Mund von Staunen offen gestanden haben. Die Gruppe wurde frenetisch gefeiert. Es fühlte sich fast nach einem Abschied an, denn Mani Neumeier – der danach noch lange am Merchstand Platten und CDs signierte – ist mit seinen bald 85 Jahren nicht mehr der Jüngste.

Hellmut Hattler und Co. werden ohne Ende gefeiert

Kraan gehören inzwischen zum Festival wie das Salz zur Suppe. Peter Wolbrandt, Hellmut Hattler und Jan Fride, unterstützt von Keyboarder Martin Kasper, lieferten bewährt ihre Mixtur aus Jazz und (Kraut-)Rock ab. Auch sie wurden von den Fans wie jedes Jahr ohne Ende gefeiert. Ein medizinischer Notfall, der zum Glück glimpflich verlief, sorgte danach für eine längere Unterbrechung.

Eine Institution im Krautrock und beim Finkenbach Festival: Kraan mit (von links) Keyboarder Martin Kasper, Gitarrist Peter Wolbrandt, Schlagzeuger Jan Fride und Bassist Hellmut Hattler. © Thomas Wilken

Doch die Münchner von Colour Haze machten um Mitternacht klar, dass an Schlaf noch lange nicht zu denken ist. Es dröhnte eine Power aus den Boxen, dass alle, die zuvor vielleicht vor sich hindämmerten, schlagartig wieder da waren. Und mit dem Trio kräftig krautrockig mitfeierten, bis dann der Mann traditionell das Festival beschloss, der das schon seit ein paar Jahren macht: der Xavier-Naidoo-Gitarrist Alex Auer mit seiner Banda.

Nicht nur Keyboarder Xaver Fischer und Bassist Carsten Kulina waren dieses Mal neu dabei, auch die Musik hatte sich gegenüber den früheren Gigs mit den Detroit Blackbirds gewandelt. Zwei Stücke von Mitmusiker Adax Dörsam wurden gespielt, außerdem viele eigene, teilweise neue Songs des Heidelberger Sängers und Gitarristen.

Nächste Auflage am 7. und 8. August 2026

Auer sorgte wie in den Vorjahren für einen super Ausklang des wie immer sehr friedlich und harmonisch verlaufenen Festivals. Angesichts der überaus positiven Bilanz, die die Verantwortlichen des FCF zogen, wird es natürlich 2026 eine Fortsetzung geben: Das 42. Finkenbach-Festival findet am 7. und 8. August des kommenden Jahres statt. Zur Festival-Homepage: finkenbachfestival.de.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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