Mannheim. Ist es möglich um das Thema psychische Krankheiten ein Comedy-Programm zu stricken? Im Fall von Nektarios Vlacholpoulos funktioniert das sogar sehr gut. Der Komiker, der eine Weile in Mannheim gelebt hat, hat ein Händchen dafür, die ernste Materie humoristisch zu beleuchten und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Sein aktuelles Programm „Der beste Tag der Welt“ handelt davon, wie Vlachopoulos an Depressionen litt, die irgendwann in eine Manie umschlugen.
Bei der Premiere in der Alten Feuerwache hat der 39-Jährige die mehr als 100 Gäste mit niveauvoller Comedy unterhalten, die er mit einer guten Portion Empathie und Fingerspitzengefühl präsentierte – und damit viel Beifall erntete.
Das Ehrlichste und Persönlichste, was ich in meinem Leben jemals geschrieben habe
„Also ich weiß nicht, ob das heute so ein komplett unbeschwerter Comedy-Abend wird, aber ich kann euch garantieren, es ist das Ehrlichste und Persönlichste, was ich in meinem Leben jemals geschrieben habe“, kündigt er an. Vlachopoulos startet zunächst mit einer Geschichte, die zum Cliffhanger des Abends wird. Nämlich, wie er verhaftet wird. Geschickt und mit vielen Ausschmückungen erzählt er die Vorgeschichte, wie er, weil er keine 15 Euro in bar für den Taxifahrer hatte, in der Arrestzelle der Polizei landete.
Erzählungen von der Anpassungsstörung und der Trauerarbeit in Mannheim
„2019 wurde bei mir eine mittelschwere depressive Anpassungsstörung diagnostiziert“, erzählt er. Dann sei Corona mit unschönen Begleiterscheinungen gekommen. „Dann wurde aus der mittelschweren Depression eine schwere depressive Anpassungsstörung. Und dann ist mein Vater gestorben.“ Dem Heilbronner mit griechischen Wurzeln gelingt es, den traurigen Anlass durch eine kuriose Beschreibung der hellenischen Gepflogenheiten satirisch zu beleuchten.
Eigentlich wolle er seinen Vater im Stillen betrauern. „Wenn jemand stirbt, muss man sich von ganz vielen Leuten besuchen lassen“, erzählt er. „Die gucken einem dann beim Trauern zu und gucken, ob man auch korrekt trauert.“ Dies sei der letzte traurige Moment in meinem Leben, „bevor meine Stimmung in die Stratosphäre katapultiert wurde.“ Danach kippte seine Depression in eine Manie über. „Stark verkürzt könnte man sagen, es ist das Gegenteil einer Depression. „Mit einem Mal hat sich diese Handbremse gelöst und das Leben schien auf einmal so unfassbar leicht.“
Vlachopoulos erzählt in Mannheim vom Mangel an Selbstbewusstsein
Vlachopoulos habe sich in dieser Zeit gefühlt, als habe er Superkräfte: Er habe viele Geschäftsideen gehabt, und um wie ein Business-Mann auszusehen, habe er sich einen sündhaft teuren Anzug auf den Leib schneidern lassen. „Es hat mir wirklich nicht an Selbstbewusstsein gemangelt.“ So meldet er sich etwa bei einer Model-Agentur. Doch die Manie eskalierte zu einer akuten polymorphen psychotischen Störung mit schizophrenen Symptomen. Er glaubte, Raum und Zeit seien Illusionen, und er sei mit einer Urintelligenz verbunden. Glücklicherweise geht es ihm inzwischen wieder gut.
Er hatte zudem Menschen die zu ihm gehalten haben. „Ich habe gelernt, dass man seinem Verstand nicht immer alles glauben darf, egal ob er einem weismachen will, du bist nicht genug niemand mag dich.“ Ihn ist klargeworden, dass man immer genug Bargeld dabei haben sollte. Final hat er noch eine wichtige Botschaft. „Und ich habe gelernt, dass man kaputtgehen darf. Es ist nicht verboten, es ist okay.“
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