Mannheim. In der Regel ist die Tram ein Transportmittel, um von A nach B zu kommen. In der Comedy-Straßenbahn dagegen wird die Fahrt zum unterhaltsamen Happening. Das Team des Mannheimer Comedy Cups hat mit Radio Regenbogen, der RNV und weiteren Medienpartnern die Jungfernfahrt der restaurierten Event-Straßenbahn aus dem Jahr 1967 mit einer Comedyshow gekrönt – und damit gleich zwei Premieren auf einmal auf die Gleise gesetzt. Denn der Comedy Cup möchte solche Shows künftig als Reihe in der Bahn etablieren.
„Die Comedy-Straßenbahn wird Teil oder Erweiterung des Comedy Cups“, sagt Jens Wienand, der, wie auch Gregor Spachmann, zum Team gehört. Die Idee dazu hatte das Veranstaltungsteam schon vor einigen Jahren, so Comedy Cup-Initiator Roland Junghans. Ursprünglich habe man für die Show die alte, grüne Traditionsbahn ins Auge gefasst. Allerdings hat die Renovierung fast zwei Jahre gedauert.
„Sie war in den 60er Jahren die längste Straßenbahn der Welt“
Nicht zuletzt die Länge von 38,5 Meter macht die Bahn, die eine von drei Eventbahnen der RNV ist, zu etwas Besonderem, sagt Martin in der Beek, technischer Geschäftsführer der RNV. „Sie war in den 60er Jahren die längste Straßenbahn der Welt und ist bis 2007 im Linienbetrieb gewesen“, sagt er. „Das Besondere ist, dass eine Theke und Tische eingebaut worden sind.“ Die Nachfrage nach den Eventbahnen sei groß, sagt RNV-Marketingleiter Matthias Grimm. Rund 300 Mal seien diese im vergangenen Jahr vermietet worden.
Bei der ersten Aktion mit rund 70 geladenen Gästen und Gewinnern einer Verlosung von Radio Regenbogen sorgten die Comedians Nektarios Vlachopoulos, Katharina Block und Marvin Spencer mit ihren Auftritten für Lachsalven und ausgelassene Stimmung. Im Führerhäuschen sitzt Radio-Regenbogen-Moderator und Straßenbahnfahrer Jens Schneider. Er hat dennoch einen zweiten Fahrer dabei. „Weil wir aus Sicherheitsgründen nicht wollten, dass er die ganze Strecke fährt und moderiert“, sagt Junghans.
„Mannheim ist eine Comedy-Metropole“
„Herzlich willkommen an Bord von Baden-Württembergs erster Comedy Straßenbahn“, sagt Schneider zur Begrüßung. „Wir haben vor Jahren gesagt, hey, wir müssten doch mal irgendwas total ausgeflipptes, freakiges machen“, so der Moderator. An diesem Tag wolle man „die Spinnerei in die Tat umsetzen“. Lob gibt es auch von Kulturbürgermeister und ehemaligem Capitol-Chef Thorsten Riehle, der den Comedy Cup mitinitiiert hat: „Mannheim ist eine Comedy-Metropole.“
Los geht es vom Flughafen in Richtung Innenstadt, über die Planken, den Marktplatz und vorbei an der Alten Feuerwache. Die Gewinner Andreas und Nathalie aus Wallstadt lieben Comedy. „Da sind wir voll dabei“, sagt sie und lacht. „Ich bin gespannt auf die Auftritte“, sagt Henry aus Sandhofen, der zu den regelmäßigen Capitol-Besuchern gehört. Die Schwestern Sabrina und Katharina wollten schon immer mal in einer Event-Straßenbahn fahren. Außerdem hoffen die Adler-Fans auf ein Selfie mit Jens Schneider.
Das Thema Beziehungen kommt in der Comedy-Straßenbahn nicht zu kurz
Der 39-jährige Vlachopoulos verrät: „Ich freue mich wie Bolle drauf, bald endlich 40 zu sein.“ Er übe schon kräftig, wie man sich in diesem Alter korrekt verhält. „Ich habe mir zum Beispiel eine Jack-Wolfskin-Bergsteigerausrüstung zugelegt, um einkaufen zu gehen.“ Doch eine Sache passe überhaupt nicht zu dem Alter. „Single sein.“ Da er vor kurzem verlassen wurde, müsse er wieder auf Dates gehen. Dabei wolle er einfach nur morgens in einer Langzeitbeziehung aufwachen. Außerdem gesteht er, kein großer Freund von Dirty Talk zu sein. Vor allem nicht auf Schwäbisch. Als Beispiel liest er aus „Fifty Shades of Grey“ die Rolle des Christian Grey alias Christof Grau in der Mundart vor, der Worte wie „Komm her, Spätzle“ benutzt.
Auch bei Block, die 2024 den Newcomer Award beim Comedy Cup gewonnen hat, kommt das Thema Beziehungen nicht zu kurz. Die alleinerziehende Mutter erzählt, warum sie sich nach 23 Jahren Ehe getrennt hat. „Mein Mann hat an und für sich nichts gemacht, aber das war auch Teil des Problems“, sagt sie. „Nachdem ich mich bei einer Dating-Plattform angemeldet habe, habe ich innerhalb von 48 Stunden mein erstes Dick Pic bekommen.“ Ihren Auftritt würzt sie mit Nachhilfe in weiblicher Anatomie. „Unser Unterleib ist das reinste Raumwunder“, sagt sie. „Die Klitoris ist bisschen wie der Thermomix: Am Anfang echt schwer zu verstehen, aber wenn du einmal den Dreh raus hast, willst du nicht mehr ohne.“
Stimmen aus dem Publikum: „Es war etwas ganz Besonderes“
Am Hauptbahnhof steigt Marvin Spencer ein. Der Hamburger war ebenfalls Finalist beim Comedy Cup. Die Diagnose seines Arztes, übergewichtig zu sein, hat ihn erschüttert. „Ich hatte früher schon mal so ein mulmiges Gefühl. Aber man denkt ja nicht ans Schlimmste.“ Spencer hat ebenfalls seltsame Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht. Etwa beim Date mit einer Frau, die nach dem Essen Wurstsaft und Mayo aus Schale geleckt hat – mit Folgen. „Mittwoch sind wir fünf Jahre verheiratet.“
Die Fans sind glücklich. „Es war etwas ganz Besonderes“, sagt Cornelia. Jasmine fand die Idee gut, eine Show in der Straßenbahn anzubieten.
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