Das Wichtigste in Kürze
- Die Biennale für Neue Musik in Heidelberg verbindet Wissenschaft und Klang durch Helmholtz.
- Dominique Mayr betont die interdisziplinären Ansätze und das regionale Thema.
- Die Veranstaltung bietet Uraufführungen und eine spannende Mischung aus alter und neuer Musik.
Heidelberg. Es soll die ganz große Bühne sein für das wohl kleinste Gewächs der Kulturszene: die zeitgenössische Musik. Mit der 3. Biennale für Neue Musik widmen sich zehn kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen unter dem Motto „Hören mit Helmholtz“ jenen Klängen, die heute von Komponistinnen und Komponisten erforscht, erdacht und – eben – komponiert werden. Inoffiziell federführend ist dabei das Klangforum Heidelberg, das mit seinen Ensembles Schola Heidelberg und Ensemble Aisthesis auch den Hauptteil der Konzerte bestreitet. Geschäftsführer Dominique Mayr beantwortet Fragen zu dem Vorhaben mit 16 Veranstaltungen.
Herr Mayr, jetzt beginnt die 3. Biennale für Neue Musik. Was haben Sie aus den beiden Ausgaben davor gelernt?
Dominique Mayr: Natürlich ist es spannend, mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Institutionen städteübergreifend eine solche Biennale zu entwickeln. Reizvoll sind die wechselnden Schwerpunkte, denn so lernen wir alle immer wieder ganz neue Seiten an den Städten kennen. So haben viele Gäste sicher viel Neues über Ernst Bloch bei der 1. Biennale gelernt und werden nun über Hermann von Helmholtz ganz Neues entdecken. Und ja: Auch wir Planenden haben viel dazugelernt. Beispielsweise sind die Planungsvorlaufzeiten der beteiligten Institutionen sehr unterschiedlich. Oder es ist eine große Herausforderung, das richtige Zeitfenster im Jahr zu finden, das für alle passend ist.
Neuer Musik wird ja immer wieder vorgeworfen, zu theoretisch oder wissenschaftlich zu sein. Warum thematisieren Sie nun mit Helmholtz zusätzlich einen Wissenschaftler?
Mayr: Es geht uns ja auch darum, den Menschen eine inhaltliche Themensetzung anzubieten. Für ein reines Unterhaltungsprogramm kommen die Zuschauerinnen und Zuschauer ganz sicher nicht zu einer Biennale für Neue Musik (lacht). Unsere Programme sind stets sehr genau durchdacht und konzipiert. Wir haben immer eine starke inhaltliche Komponente – in diesem Jahr den Städteschwerpunkt Heidelberg mit der Person Helmholtz. Der war eine zentrale Figur in Heidelberg. Gerade in Verbindung mit den wissenschaftlicheren Institutionen der Universität ist ein umfangreiches Rahmenprogramm entstanden. Welche zentrale Rolle Helmholtz für die Musik gespielt hat, kann man dann eben bei der Biennale erfahren.
Dominique Mayr und das Programm
- Der Gesprächspartner: Dominique Mayr (Bild) ist seit 2013 Geschäftsführer des Klangforum Heidelberg. Er studierte Musik sowie Medien & Musik Management.
- Die Eröffnung der Biennale: Die Biennale für Neue Musik beginnt am Freitag, 31. Januar, um 20 Uhr im Betriebswerk Heidelberg mit dem Vortrag „Helmholtz und die Musik“ und einem Konzert der Schola Heidelberg mit dem Ensemble Aisthesis (Werke von Elnaz Seyedi (UA), C.J. Walter (UA), Ursula Mamlok u.a.). Danach folgt ein Komponistengespräch.
- Der Verlauf: Bis 16. Februar folgen weitere Konzerte in Heidelberg, Ludwigshafen (6. und 11.2. Bloch-Zentrum), Mannheim (9.2. Opal, 14.2. Epiphanias, 16.2. Rosengarten).
- Programmübersicht hier: biennale-neue-musik.com
Haben Sie denn keine Angst, dass das noch mehr in die elitäre Richtung geht und Leute abschreckt?
Mayr: Absolut nicht. Ein Studium an einer Universität kann man natürlich als elitär bezeichnen, aber zum einen ist das eine riesige Zielgruppe in der Region – und schon lange nicht mehr elitär. Und zum anderen gehen unsere Vermittlungsansätze auch darüber hinaus. Seit zwei Jahren haben wir hier etwa den „Klang Club“ ins Leben gerufen, der gezielt mit Jugendlichen arbeitet und tolle Projekte auf die Beine gestellt hat. Inhalte mit Anspruch für unterschiedliche Zielgruppen – das muss und darf sich überhaupt nicht ausschließen.
Schaut man das Programm an, so entsteht bei mir der Eindruck, dass es sich vor allem um Veranstaltungen des Klangforum handelt. Täuscht das?
Mayr: Das täuscht. Wir bestreiten fünf von 16 Veranstaltungen. Richtig ist aber, dass die meisten Uraufführungen von uns in Auftrag gegeben wurden. Es ist aber wirklich großartig, dass mit der Deutschen Staatsphilharmonie, dem Nationaltheater Mannheim, dem Heidelberger Theater & Orchester, der Gesellschaft für Neue Musik, dem Ernst Bloch Zentrum und eben uns ein vielseitiges Spektrum präsentiert wird. Hinzu kommen ja noch weitere Partner wie die Jesuitenkirche Heidelberg, die verschiedenen Institute der Universität sowie das Helmholtz Gymnasium.
Ihre Antworten klingen, als seinen Sie wunschlos glücklich. Schön. Was erwartet die Menschen?
Mayr: Ich bin froh über das, was uns trotz der herausfordernden Zeiten gelungen ist. Aus den Krisen der letzten Jahre haben wir gelernt, dass man es nur gemeinsam schaffen kann. Leider gab es Mittelkürzungen, weshalb unser Programm nicht so umfangreich ist wie geplant. Umso mehr freuen wir uns, dass am Eröffnungsabend musikalisch zwei Uraufführungen von Elnaz Seyedi und Caspar Johannes Walter zu hören sein werden. Zur Eröffnung spricht Alfred Nordmann über „Helmholtz und die Musik“.
Wem wurden Mittel gekürzt?
Mayr: In diesem Fall sind leider nicht alle beantragten Mittel des Klangforum bewilligt worden.
Welche Rolle spielt die Biennale im Land, das mit den Donaueschinger Musiktagen und Eclat in Stuttgart zwei große Festivals hat?
Mayr: Natürlich sind wir mit Abstand das jüngste zeitgenössische Festival. Und wir sind das einzige, das in jedem Durchgang ein spezifisches regionales Thema hat. Und wir bestreiten das Festival ausschließlich mit Partnern aus der Metropolregion selbst, was ein Alleinstellungsmerkmal ist.
Kennt in Stuttgart, Karlsruhe oder Freiburg jemand die Biennale?
Mayr: Laut den Ticketkäufen ja.
Was wissen Sie über Ihr Publikum?
Mayr: Das Publikum setzt sich bei der Biennale zum einen aus den jeweiligen Besucherinnen und Besuchern der Akteure zusammen und dann aber eben auch von ganz anderen Interessierten, die entweder wegen des Themas selbst oder eben der Biennale an sich kommen.
Worum genau wird es bei der Thematik Helmholtz gehen?
Mayr: Ich glaube, für die Zuhörerinnen und Zuhörer wird es sehr spannend festzustellen, wie sehr die Erkenntnisse von Helmholtz heute noch relevant für unserer Hören sind. Es wird die Chance geben, seine ersten Messinstrumente zu erleben und natürlich ganz unterschiedliche Ansätze der künstlerischen Verarbeitung.
Sie sprechen von seinem Band „Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik“?
Mayr: Das ist die theoretische Ausgangssituation. Aber was diese Erkenntnisse für weitreichende Folgen hatte, versuchen wir interdisziplinär erlebbar zu machen.
Könnten Sie das mal konkreter machen – an einem Beispiel?
Mayr: Was Helmholtz erforscht hat, versuchen wir durch viele Betrachtungsweisen erlebbar zu machen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir großartige Expertinnen und Experten gewinnen konnten, die ihre Perspektiven aus Philosophie, Physik, Neurobiologie oder Musikwissenschaft einbringen. Zeitgleich haben sich die Komponierenden Helmholtz vorgenommen. Die Besucherinnen und Besucher sollten sich also auf eine spannende Reise mit ganz neuen Erkenntnissen freuen.
Das ist für Sie konkret?
Mayr: Ich finde es spannend, sich bewusst zu machen, wie Musik auf unseren Körper und Geist trifft und was sie individuell bei uns auslöst. Diesem Phänomen versuchen wir näher zukommen und sind am Ende hoffentlich um viele Erkenntnisse und musikalische Erfahrungen reicher.
Wäre nicht für eine Biennale für Neue Musik interessant, wie anders etwa Bach und Caspar Johannes Walter da wirken? Und wie misst man das dann?
Mayr: Ja, genau das sind die spannenden Fragen, die uns beschäftigen. Nicht ohne Grund stellen wir sehr gerne Alte und Neue Musik in unseren Programm gegenüber und lösen beim Publikum immer wieder eine Faszination aus. Gerade bei der Biennale gäbe es da Schubert und Caspar Johannes Walter in einem Programm zu hören oder Palestrina mit der Uraufführung von Arne Gieshoff, der sich sogar explizit darauf bezieht.
Wie sehen Sie die Zukunft der zeitgenössischen Musik? Sehen Sie gravierende Änderungen? Immerhin zeigt der traditionelle Konzertbetrieb, dass die Abspaltung der Avantgarde von der Gesellschaft quasi irreversibel ist…
Mayr: Ich glaube, gesellschaftliche Veränderungen und Fragestellungen werden immer durch zeitgenössische Kultur kommentiert und aufgenommen. Das war auch vor Hunderten von Jahren so. Das Besondere ist ja, dass die zeitgenössische Musik sich stets im Wandel befindet und daher ihren Reiz nie verlieren wird.
Ihre Antworten klingen, als seinen Sie wunschlos glücklich. Schön. Was erwartet die Leute ab 31. Januar?
Mayr: Ich bin froh über das, was uns trotz der herausfordernden Zeiten gelungen ist. Aus den Krisen der letzten Jahre haben wir gelernt, dass man es nur gemeinsam schaffen kann. Leider gab es Mittelkürzungen, weshalb unser Programm nicht so umfangreich ist wie geplant. Umso mehr freuen wir uns, dass am Eröffnungsabend musikalisch zwei Uraufführungen von Elnaz Seyedi und Caspar Johannes Walter zu hören sein werden. Zur Eröffnung spricht Alfred Nordmann über „Helmholtz und die Musik“.
Wem wurden Mittel gekürzt?
Mayr: In diesem Fall sind leider nicht alle beantragten Mittel des Klangforum bewilligt worden.
Welche Rolle spielt die Biennale im Land, das mit den Donaueschinger Musiktagen und Eclat in Stuttgart zwei große Festivals hat?
Mayr: Natürlich sind wir mit Abstand das jüngste zeitgenössische Festival. Und wir sind das einzige, das in jedem Durchgang ein spezifisches regionales Thema hat. Und wir bestreiten das Festival ausschließlich mit Partnern aus der Metropolregion selbst, was ein Alleinstellungsmerkmal ist.
Kennt in Stuttgart, Karlsruhe oder Freiburg jemand die Biennale?
Mayr: Laut den Ticketkäufen ja.
Was wissen Sie über Ihr Publikum?
Mayr: Das Publikum setzt sich bei der Biennale zum einen aus den jeweiligen Besucherinnen und Besuchern der Akteure zusammen und dann aber eben auch von ganz anderen Interessierten, die entweder wegen des Themas selbst oder eben der Biennale an sich kommen.
Worum genau wird es bei der Thematik Helmholtz gehen?
Mayr: Ich glaube, für die Zuhörerinnen und Zuhörer wird es sehr spannend festzustellen, wie sehr die Erkenntnisse von Helmholtz heute noch relevant für unser Hören sind. Es wird die Chance geben, seine ersten Messinstrumente zu erleben und natürlich ganz unterschiedliche Ansätze der künstlerischen Verarbeitung.
Sie sprechen von seinem Band „Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik“?
Mayr: Das ist die theoretische Ausgangssituation. Aber was diese Erkenntnisse für weitreichende Folgen hatte, versuchen wir interdisziplinär erlebbar zu machen.
Könnten Sie das mal ein bisschen konkreter machen - an einem Beispiel?
Mayr: Was Helmholtz erforscht hat, versuchen wir durch unterschiedliche Betrachtungsweisen erlebbar zu machen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir großartige Expertinnen und Experten gewinnen konnten, die ihre Perspektive aus der Philosophie, Physik, Neurobiologie oder Musikwissenschaften einbringen. Zeitgleich haben sich die Komponierenden Helmholtz vorgenommen. Die Besucherinnen und Besucher sollten sich also auf eine spannende Reise mit ganz neuen Erkenntnissen freuen.
Ich finde es spannend, sich bewusst zu machen, wie Musik auf unseren Körper und Geist trifft und was die Musik individuell bei uns auslöst.
Das ist für Sie konkret?
Mayr: Okay, ich finde es spannend, sich bewusst zu machen, wie Musik auf unseren Körper und Geist trifft und was die Musik individuell bei uns auslöst. Diesem Phänomen versuchen wir näher zukommen und sind am Ende hoffentlich um viele Erkenntnisse und musikalische Erfahrungen reicher.
Wäre nicht für eine Biennale für Neue Musik interessant, wie anders etwa Bach und Johannes Caspar Walter da wirken? Und wie misst man das dann?
Mayr: Ja, genau das sind die spannenden Fragen, die uns beschäftigen. Nicht ohne Grund stellen wir sehr gerne Alte und Neue Musik in unseren Programm gegenüber und lösen beim Publikum immer wieder eine Faszination aus. Gerade bei der Biennale gäbe es da Schubert und Caspar Johannes Walter in einem Programm zu hören oder Palestrina mit der Uraufführung von Arne Gieshoff, der sich sogar explizit darauf bezieht.
Wie sehen Sie die Zukunft der zeitgenössischen Musik? Sehen Sie gravierende Änderungen? Immerhin zeigt der traditionelle Konzertbetrieb, dass die Abspaltung der Avantgarde von der Gesellschaft quasi irreversibel ist…
Mayr: Ich glaube, dass gesellschaftliche Veränderungen und Fragestellungen immer durch die zeitgenössische Kultur kommentiert und aufgenommen wird. Das war auch vor Hunderten von Jahren schon so. Das Besondere ist ja, dass die zeitgenössische Musik sich stets im Wandel befindet und daher ihren Reiz nie verlieren wird.
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