Cinema Quadrat

Diese Filme aus Lateinamerika sind besonders sehenswert

In der Reihe Cine Latino zeigt das Cinema Quadrat in Mannheim neue Filme aus Lateinamerika, die allesamt von starken Frauen, von Abschied und Aufbruch erzählen.

Von 
Wolfgang Nierlin
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Läuft in der Filmreihe Cine Latino im Cinema Quadrat: der Film „Für immer hier“. © DCM

Mannheim. Filmentdeckungen aus Lateinamerika verspricht auch in diesem Jahr das Festival Cine Latino im Mannheimer Cinema Quadrat. Für die mittlerweile 21. Ausgabe haben die Veranstalter in bewährter Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Karlstorkino ein Programm aus insgesamt elf aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen zusammengestellt. Diese werden in jeweils leicht veränderter Auswahl zwischen dem 8. und dem 14. Mai in den beiden kommunalen Kinos der Metropolregion gezeigt, und zwar wie immer in der jeweiligen Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Gewohnt politisch und kämpferisch ist das Spektrum der Themen, das von der Unterdrückung indigener Völker und den Verheerungen durch Militärdiktaturen bis hin zu gegenwärtigen, mitunter wenig beachteten sozialen Krisen reicht. Gespiegelt werden die gesellschaftlichen Konflikte oftmals in Familiendramen, in deren Mittelpunkt starke Frauen stehen.

Das gilt besonders für Walter Salles bewegenden Film „Für immer hier“, der zu Beginn der 1970er Jahre in Rio de Janeiro unter der Militärdiktatur spielt und auf realen Ereignissen basiert. Das zunächst heitere und harmonische Miteinander einer bildungsbürgerlichen Familie wird nachdrücklich erschüttert, als der Vater plötzlich verhaftet wird und in einem Foltergefängnis verschwindet. Von Angst und Ungewissheit förmlich paralysiert und umlagert, gelingt es der Frau des Verhafteten, einer Mutter von fünf Kindern, erneut Mut zu fassen und sich neu zu erfinden.

„Reinas – Die Königinnen“: Innere Beziehungsdynamiken

Auch in Klaudia Reynickes autobiografisch getöntem Film „Reinas – Die Königinnen“, der im Sommer des Jahres 1992 in der peruanischen Hauptstadt Lima spielt, geht es um eine Familie zwischen Abschied und Aufbruch. Als vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise die sozialen Unruhen zunehmen, plant eine Mutter, mit ihren beiden minderjährigen Töchtern in die USA zu emigrieren, benötigt dafür aber die Unterschrift ihres Ex-Mannes – eines ziemlich windigen Überlebenskünstlers und Aufschneiders, der sich daraufhin wieder seinen mittlerweile fremd gewordenen Kindern annähert. Der einfühlsame Film wird dabei mehr von der inneren Beziehungsdynamik als von den äußeren politischen Verhältnissen bestimmt.

Starke, unbeugsame Frauen stehen auch im Mittelpunkt von Juan Oleas spannendem, die klassischen Genre-Muster aufbrechenden Neo-Western „Bitter Gold“, der die schutzlose Weite der chilenischen Atacama-Wüste mit den Untiefen eines Bergwerksstollens verbindet. Hier löst sich eine junge Frau aus den patriarchalen Strukturen illegaler Goldsucher und kämpft für ein anderes Leben. Auch die Titelheldin in Nathalie Álvarez-Meséns magisch-realistischem Film „Clara Sola“, der inmitten der paradiesischen Natur von Costa-Rica angesiedelt ist, muss sich gegen überkommene Traditionen und mütterliche Bevormundung wehren. Als Heilerin mit angeblich übernatürlichen Kräften findet sie schließlich einen Weg, sich selbst zu heilen und von aufoktroyierten Erwartungen zu befreien. In dem Dokumentarfilm „Die Vision der Claudia Andujar“ wiederum porträtiert Heidi Specogna eine Fotografin und Menschenrechtsaktivistin, die einst vor den Nazis fliehen musste und die sich später in Brasilien für den Schutz und die Rechte der indigenen Völker am Amazonas einsetzte – in einem Kampf, der bis heute andauert.

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