Schauspiel

„Der Operndirektor“: Ironischer Blick hinter die Kulissen

Die Theatersatire „Der Operndirektor“ von Domenico Cimarosa ist eine heitere Back-Stage-Oper mit hoher Qualität und viel Bewegung.

Von 
Raimund Frings
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Bartosz Urbanowicz als Don Criso in „Der Operndirektor“. Die Satire-Oper zeigt Machtspiele und Intrigen hinter den Kulissen des Opernbetriebs. © Christian Kleiner

Mannheim. Am kommenden Freitag wird im OPAL des Nationaltheaters Premiere gefeiert: Diesmal ist es ein Stück über das Leben auf der Probebühne eines Opernhauses, das Domenico Cimarosa 1786 erstmals in Neapel aufgeführt hat. Eine Opern-Satire mit Witz, Temperament, Spieltrieb und Komik darf das Publikum erwarten.

Der „Operndirektor“ (in Italienisch „L‘Impresario in angustie“) ist ein heiter-ironischer Stoff über einen typischen Theaterdirektor, dazu einen Kapellmeister, zwei Primadonnen und eine Vielzahl anderer Figuren. Eine quirlige Geschichte aus dem Leben der „Stars“, eine Boulevard-Produktion aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts: Eine Zeit, in der nördlich der Alpen ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozarts die Höfe und großen Bühnen Europas bezauberte. Eine Zeit, in der auch Johann Wolfgang von Goethe die verspielte Musikkultur und diesen quirligen Stoff auf seiner Reise ins hochgelobte Arkadien entdeckte.

Frisch inszenierte Oper für Familien geeignet

Vor über 200 Jahren ein Renner: Der gute Ruf des Stücks ist bis heute nicht ramponiert, sondern weiter präsent. Doch nicht jede Stadt nimmt diese kurze Opera buffa in sein Repertoire auf. Thomas Hermann, musikalischer Operndirektor am Nationaltheater, hat die „Farsa“ in jungen Jahren als Statist in Passau entdeckt und nun für die laufende Saison in Mannheim empfohlen. Ein Stück, das sich hervorragend eignet, auch neue Publikumsschichten zu erschließen. Eine Oper für die ganze Familie, Mädchen und Jungen ab 10 Jahren, so hofft man, können in größerer Zahl gewonnen werden. Um es glanzvoll aufzupolieren, braucht es frischen Wind und neue Perspektiven.

Opernregisseurin Annika Nitsch, die in Mannheim "Der Operndirektor" auf die Bühne der OPAL bringt. © Christian Kleiner

Die passende Regisseurin ist für Mannheim rasch gefunden: Annika Nitsch, die schon mit 19 Jahren ihr Regiedebüt in Rostock gegeben hat. Nitsch ist familiär vorgeprägt: Ihre Mutter tanzte im Ballett des Volkstheaters Rostock, mit sechs Jahren stand sie bereits als Maikäfer in der Burleske „Max und Moritz“ auf der Bühne. „Ich habe draußen in der Garderobe alles aufgenommen, was oben auf der Bühne passiert“, erinnert sich die pfiffige Regisseurin, die heute mit Mitte 30 bereits auf viele gelungene Regieprojekte zurückblicken kann.

Als Kind hat sie bei „Hänsel und Gretel“ bald auswendig mitsingen können, Mozarts „Zauberflöte“ weckte ihre Begeisterung für die Oper endgültig. Ihre Spezialität sind neben klassischen Opern besonders Stoffe des frühen 20. Jahrhunderts wie Paul Hindemiths „Neues vom Tage“ oder „Rufen Sie Herrn Plim!“ von Mischa Sopliansky, in denen sie spielerisch arbeiten kann. Annika Nitsch: „Es sind die Vorboten von Musicals, die mich reizen.“ Stoffe, die aus dem Theater kommen und die musikalisch weiter aufgewertet werden können.

„Der Operndirektor“ von Domenico Cimarosa

  • Die Satire-Oper in einem Akt aus dem Jahre 1786 zeigt Machtspiele und Intrigen hinter den Kulissen des Opernbetriebs . Primadonnen streiten sich um die Hauptrolle, der Dichter stellt sich als untalentiert heraus, die Altistin möchte kein hässliches Kostüm tragen.
  • Premiere ist am Freitag, 7. Februar, um 19 Uhr in der Interimsspielstätte OPAL (Oper am Luisenpark), Theodor-Heuss-Anlage 10.
  • Als Solisten wirken mit: Bartosz Urbanowicz, Ilya Lapich, Rafael Helbig-Kostka, Estelle Kruger, Amelia Scicolone, Ruth Häde, Marie-Belle Sandis.
  • Das Orchester des Nationaltheaters spielt unter der Leitung von Anton Legkii, Regie führt Annika Nitsch, das Bühnenbild ist von Anna-Sofia Kirsch, die Kostüme von Linda Siegismund.
  • Familienvorstellungen: Sonntag, 9., 16., 22. Februar, 2. und 15. März. Weitere Aufführungen bis 6. Juli.
  • Altersempfehlung: ab 10 Jahren. Karten mit 25 Prozent Rabatt über die Theaterkasse, über das Kartentelefon unter der 0621 1680 150 und per Mail an nationaltheater.kasse@mannheim.de. Ab dem 2. Kind gehen Kinder in alle Familienvorstellungen kostenlos.

Das Gleiche gilt natürlich auch für diese „Farsa“, die die Regisseurin mit neuen Requisiten, märchenhaften Kostümen und aktuellen Anekdoten anreichert. Da hat die Primadonna Fiordispina (Estelle Kruger bzw. Amelia Scicolone) den Zug verpasst, Don Crisobolo (Bartosz Urbanowicz) macht ihr ungelenk männlich den Hof, gleichzeitig klagt er über seinen finanziellen Ruin.

An dem 240 Jahre alten Werk hängen keine Staubflocken oder Wollmäuse. Die lebendige, variantenreiche Musik von Cimarosa, der seinerzeit die Spielpläne der Opernhäuser in Neapel, Rom und Mailand durcheinander fegte, tut ein Übriges. „Meine Figuren sollen sich ständig bewegen. Am Ende habe ich auch eine Tanznummer eingebaut“, verrät Annika Nitsch. Der Tanz, ihr Hobby aus Kindertagen, hängt ihr weiter sehr am Herzen.

Kurzweiliger Boulevard mit ernsten Zwischentönen

Gespielt und gesungen wird in der Verlagsfassung aus den 1970er Jahren. In deutscher Sprache – mit Übertiteln versehen – kann das Publikum den Gang der Story verfolgen. Die Szenerie zeigt gleich doppelt die Ironie des Plots: eine Probebühne, die auf die Bühne des OPAL gestellt ist. Das Leben hinter der Bühne darf, ja soll aufleben. „Es ist ein einziges Hoch auf das Theater“, sagt Annika Nitsch.

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Ralf-Carl Langhals
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Die Zusammenarbeit mit Anton Legkii, der seit dieser Spielzeit als 2. Kapellmeister das Orchester des Nationaltheaters leitet, ist eng. Es ist luftig aufgestellt: Streicher, zwei Hörner, zwei Oboen und ein Fagott. Mit Legkii ist sich die Regisseurin einig, dass Musik, Libretto und Dramaturgie aus einem Guss kommen müssen: „Es darf nie Langeweile aufkommen“, sagt Nitsch. Den zeitlosen Boulevard mit ernsten Zwischentönen – in hoher Qualität natürlich – zu zeigen, mache einfach Spaß, das Publikum könne sich auf unterhaltsame 90 Minuten freuen.

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