Es ist ein Konzert, für das der Rahmen kurzfristig erweitert worden ist: Wegen der großen Kartennachfrage findet es in der Christuskirche statt. Denn Nationaltheater-Chordirektor Dani Juris feiert seinen Abschied. Juris wird Mannheim verlassen und zum Chorchef an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin „befördert“. Das war wohl fast unvermeidlich und sei irgendwie „auch richtig so“, vernimmt das Publikum vom Opernintendanten Albrecht Puhlmann. „Sieben fette Jahre“ seien es gewesen.
Was hat Juris seit 2016 aus dem Nationaltheater-Chor mit seinen 56 Mitgliedern gemacht? Zum Abschluss zeigt er es nochmals, indem er sämtliche Register zieht. Auch das Orchester hilft dabei, gleitet mit weichen Holzbläsern in „Nänie“: in ein Werk, in dem sich Brahms der Trauer über die Vergänglichkeit des Schönen hingibt. Während in den folgenden „Fest- und Gedenksprüchen“ massive Klanglichkeit gefordert ist, bis hin zum musikalischen Wilhelminismus: Brahms’ „starker Gewappneter“ im zweiten Stück mag durchaus ein gewisser Bismarck sein. Doch Juris und der Chor singen das herzhaft, ohne falsche Skrupel aus. Es ist schließlich ein Opernchor. Ein sehr persönliches Programm ist dennoch zu erleben. Juris huldigt darin mehrfach seiner Heimat Finnland, wo er lange Jahre Chorknabe gewesen ist. Ein Stück von seinem Lebenspartner Mikko Sidoroff sucht gar den Anschluss an die russisch-orthodoxe Tradition, mit Männerstimmen wie aus einem Mönchschor. Strahlend festlich, inklusive Ferntrompete, endet das Konzert mit Händels „Esther“, wo sich einige Choristen auch solistisch aus der Deckung wagen (müssen). Ehe Mendelssohns „Die Nachtigall“ den Abschied überglänzt.
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