Konzert

Berührende Klänge in Mannheim-Sandhofen: Konzert des Tannenhof-Ensembles

Musik im Museum: Das Ensemble spielte auf Einladung des Heimatmuseums im Saal der Bartholomäus-Gemeinde im Mannheimer Stadtteil Sandhofen. Wie die Streicher das Publikum verzauberten

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Ließen die Zuhörer in Erinnerungen schwelgen: Wolfram Winterberg, Benjamin Funke, Stephanie Phieler und Bernhard Bischof (v.l.). © mai

Mannheim. Eine kleine, aber ausgesprochen feine Streicher-Formation, ein hoher, lichtdurchfluteter Raum mit einer wohltuenden Akustik und ein fröhlich gestimmtes Publikum: Das Team des Heimatmuseums Sandhofen hatte nach langer Zeit wieder einmal zu einem Gastspiel des Käfertaler Tannenhof-Ensembles eingeladen.

Und von Händel über Brahms und Beethoven bis zu Boccherini nahm es die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal der Bartholomäus-Gemeinde mit zu einer Reise in die Welt barocker, romantischer und klassischer Kompositionen. Unter dem Motto „Konzert zur Kaffeezeit mit beschwingten Melodien bekannter Komponisten“ ließen sie an diesem lauen Sommertag so manchen Gast in wunderschönen Erinnerungen schwelgen.

Saubere Intonation, klarer Strich

Herrlich fröhlich und doch immer wieder tief berührend erklangen die populären Werke. Ursprünglich von ihren Schöpfern für üppig orchestrierte Formationen mit etlichen Bläsern geschrieben, wirkten die Interpretation der vier Streicher in ihrer schlanken Schlichtheit besonders intensiv. Zu den Solisten zählten neben Ensembleleiter Wolfram Winterberg und Benjamin Funke (Geige), die Bratschistin Stephanie Phieler sowie der Cellist Bernhard Bischof. Das Quartett überzeugte durch saubere Intonation und klaren Strich. Harmonisch begleitete Christina Schneider die Streicher am Klavier.

Heimatmuseum Sandhofen

  • Das Museum wurde 1980 gegründet. Regelmäßige Führungen finden in der Bartholomäusstraße 12 jeden ersten und dritten Sonntag im Monat (außer in den Sommerferien) statt. Es können spezielle Führungen für verschiedene Zielgruppen jederzeit vereinbart werden.
  • Der Verein hat 150 Mitglieder. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen.
  • Am 3. September um 11 Uhr öffnet eine neue Sonderausstellung unter dem Titel „Alle Vögel sind schon da“ ihre Pforten.
  • Informationen gibt es bei der Vorsitzenden Helga Weber unter der Telefonnummer 0621/77 21 32. Oder unter kontakt@heimatmuseum-sandhofen.de sowie unter heimatmuseum-sandhofen@t-online.de. mai

 

Den Anfang des melodiösen Reigens eröffnete das „La paix“ aus Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“. Die liebliche, oft schmerzhaft-süße Melodik wechselte mit getragenen Elementen. Kaum entziehen konnten sich die Zuhörer dem klanglichen Charme und den raffinierten Arrangements der Romanze Rubato des in Sachsen geborenen bayrischen Unterhaltungs- und Salonkomponisten Willi Löffler, der auch etliche Werken für Bläserensembles komponiert hat. Heiter und fröhlich folgten zwei Walzer von Johannes Brahms in A- und E-Dur sowie das Menuett in G-Dur von Ludwig van Beethoven. Der Komponist hatte es ursprünglich für Orchester gedacht. Überliefert wurde jedoch nur eine Version für Klavier.

Nachmittagskonzert mit Rahmenprogramm

Von der fruchtig-nussigen Bananen-Ananas-Torte über Käsesahne-Variationen bis zum Nußzopf: Musiker und Publikum genossen die köstlichen Werke der fleißigen Kuchenbäckerinnen vom Heimatmuseum, die die Pause kulinarisch versüßten. Erste Vorsitzende Helga Weber moderierte das heitere Nachmittagskonzert, das etliche Zuhörer an alte Zeiten erinnerte. So wandte sich eine Besucherin an die Streicher: „Ich muss Ihnen unbedingt etwas erzählen.“ Ihr Spiel erinnere den Klassik-Fan an ihren Onkel, der als Solocellist in Dresden und Bayreuth aufgetreten sei, versicherte Gertrud Stückler: „Das sind einfach herrliche Kindheitserinnerungen.“

Nach dem zweiten Satz aus dem Kaiserquartett von Josef Haydn, in dessen majestätisch vorgetragenen Passagen viele Zuhörer die Melodie des Deutschlandlieds erkannten, fand der Melodienreigen mit dem fröhlichen Ungarischen Tanz Nummer 5 von Johannes Brahms seinen Ausklang. Als Zugabe ließen die Streicher das Menuett in A-Dur von Luigi Boccherini erklingen, ein Titel, der den meisten Zuhörern aus der britischen Schwarzen Komödie „The Ladykillers“ bestens bekannt ist.

Das Tannenhof-Ensemble wurde von der Kirchenmusikerin und Organistin Eleonore Fink gegründet. Es steht unter der Leitung des Violinsolisten und ehemaligen stellvertretenden Konzertmeisters des Heidelberger Philharmonischen Orchesters Wolfram Winterberg. Vom Mitglied des Mannheimer Nationaltheater-Orchesters über einen niedergelassenen Anästhesisten und eine Klinikärztin sowie einem Juristen und Pflegedienstleiter bis zum Ingenieur oder Pädagogen: Das Ensemble setzt sich aus einer Gruppe von Profimusikern sowie Laien zusammen. Sie proben regelmäßig in Käfertal, treten in unterschiedlicher Besetzung in verschiedenen Formationen auf und können sich immer wieder auf virtuose Solisten stützen.

Erster Unterricht in Heidelberg

So ist beispielsweise Stephanie Phieler, die ihren ersten Violinunterricht an der Musikschule Heidelberg erhalten hatte und später in Mannheim bei Ferenc Kiss ihr Violin- beziehungsweise Violastudium absolvierte, heute nicht nur in vielen unterschiedlichen Ensembles, sondern auch im Nationaltheater-Orchester tätig. Cellist Bernhard Bischof ist immer wieder als Hornist bei dem Freiburger und Berliner Orchesterprojekt Orso zu hören. Die aktuelle Produktion steht unter dem Motto „Rock Symphony“.

Das Heimatmuseum Sandhofen präsentiert auf zwei Etagen im Gebäude der Bartholomäus-Grundschule Exponate, die das Leben und Wirken der Menschen in Sandhofen anschaulich darstellen: Komplette Wohnungseinrichtungen aus den 1920er- oder 50er-Jahren, verschiedene Handwerksberufe, wie Schuh-, Pfeifen- oder Uhrmacher sowie Exponate aus dem bäuerlichen Alltagsleben samt Tabakanbau.

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