Schauspiel - Daniel Cremer inszeniert neues Familienstück „CHRRRRSCHHHHHH – In den Wald!“ am Mannheimer Nationaltheater

Neues Familienstück „CHRRRRSCHHHHHH – In den Wald!“ am Mannheimer Nationaltheater

Von 
Martin Vögele
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Sarah Zastrau (links) und Eddie Irle als die Wildschwein-Geschwister Kyla und Bacho. © Christian Kleiner

„Chrrrrshhhhhh!“: Daniel Cremer spricht diesen Laut beherzt und knackig knirschend aus. Es mag das Geräusch sein, das entsteht, wenn ein Fuchs durch einen Busch huscht, oder das Füße verursachen, wenn sie auf trockene Herbstblätter und kleine Zweige treten, wie der Regisseur erzählt. Und so heißt auch das neueste Stück, das Schauspiel und Junges Nationaltheater am Mannheimer Nationaltheater, nach einer Pause im vergangenen Jahr, gemeinsam produzieren – Premiere der Uraufführung ist am 13. November im Schauspielhaus. Vollumfänglich und in eigener Schreibweise liest es sich folgendermaßen: „CHRRRRSCHHHHHH – In den Wald! Familienstück von Daniel Cremer & Gäng“.

Fantasievolles Bühnenbild

Der einladend expressive Titel sagt bereits einiges über den Inhalt und die Konzeption des Stücks aus: Es soll die Sinne ansprechen, erläutert Cremer, bewirken, „dass man das Gefühl hat, man ist wirklich mit dem Körper im Wald“. Was wohl nicht nur an den Tannenzapfen liegen wird, die alle beim Einlass erhalten, sondern auch an Carolin Gießners schönem Bühnenbild, das mit seinem verschlungenen Fadenvorhang-Geflecht und dem großen alten Baum, mit „Frau Moosberg“, den hohen Pilzen und dem mit Flechten-Ornamenten bemalten Boden die Fantasie anstupst und sie zu einem Spaziergang einlädt. Und natürlich an all den wundersamen Wesen (Gießner macht auch die Kostüme), denen das Publikum in diesem fantastischen Forst begegnen wird. Diese Sinne-kitzelnde Erfahrung soll auch nicht mit dem Theaterbesuch enden, sondern die Besucherinnen und Besucher ab acht Jahren dazu ermuntern, öfter ins Theater und mit ihren Eltern auch selbst raus in den Wald zu gehen, fügt der Regisseur hinzu. Cremers „Gäng“, mit der er das Stück entwickelt, sind die Ensemblemitglieder Sophie Arbeiter, Patricija Katica Bronic, Rocco Brück, Eddie Irle und Sarah Zastrau (Cremer selbst spielt ebenfalls mit) sowie die Dramaturginnen Kerstin Grübmeyer und Annalena Küspert.

Daniel Cremer und das Familienstück

Der Autor, Performer und Regisseur Daniel Bernhard Cremer wurde 1983 in Mönchengladbach geboren.

Er inszeniert in Oper und Schauspiel, in klassischen Produktionen wie im Bereich der Sozialen Plastik und in kollektiven Arbeitsweisen. Derzeit ist seine künstlerische Heimat vor allem der Mousonturm in Frankfurt.

„CHRRRRSCHHHHHH – In den Wald!“ ist eine Koproduktion des Schauspiels mit dem Jungen Nationaltheater Mannheim.

Die Uraufführung ist am Samstag, 13. November, 16 Uhr, im Schauspielhaus.

Weitere Vorstellungen: 15., 16., 19., und 21. November sowie 7., 8., 12., 14.–16., 19., 21., 22. und 26. Dezember.

Infos unter www.nationaltheater-mannheim.de.

Von Tieren und Robotern

Das Stück hat zwei Teile, sagt der Theatermacher, der erste spielt auf der Vorbühne, die den Waldrand darstellt: „Da hört man, wenn man genau hinhört, vielleicht auch die Autobahn am Käfertaler Wald in der Distanz, und es liegt Müll rum.“ Der zweite Teil führt weiter nach hinten auf die Bühne, in den tiefen Wald, wo selten Menschen sind. Dort leben ein etwas älterer Rabe (Cremer: „So eine Art Öko-Aktivist“), als letzter seiner Art, und die Geschwister-Wildschweine Kyla und Bacho. Während der Rabe klagt: „Überall ist Müll, furchtbar, niemand kümmert sich, der Wald wird immer kleiner, man muss was tun“, sind die Wildschweine „da ein bisschen pragmatischer, weil sie den Menschenmüll richtig aufregend finden und daraus Kunst machen.“

In diesem Müllhaufen findet der Rabe einen halbdefekten und deshalb weggeworfenen Roboter, eine künstliche Intelligenz in einem avancierten Roboterkörper, der (besser: „die“, denn es handelt sich um eine Roboterin) dafür sorgt, „dass das eingefahrene soziale Gefüge im Wald sich verschiebt“ und „fast Telenovela-haft“ Begehrlichkeiten rund um den Neuankömmling entstehen: Die Wildschweine sehen in diesem ein wunderschönes Stück Müll, das sie unbedingt für ihre neue Skulptur brauchen. Der Rabe dagegen findet zum ersten Mal eine Freundin, und ein Glühwürmchen flattert gleichfalls mit ins Gemenge – und verliebt sich in die Roboterdame. „Es ist ein bisschen auch eine Oper“, merkt Cremer an, „fast jedes Wesen hat sein eigenes Lied, das auch gesungen wird.“ Geschrieben werden die Songs von Musiker Fernando Derks Bustamante.

Rückkehr in die reale Theaterwelt

Am Nationaltheater hatte der Regisseur, Autor, Performer und Dramaturg Cremer, der sich seit 20 Jahren in den verschiedensten Theater- und Kunstkontexten bewegt (und unter anderem am Jungen Düsseldorfer Schauspielhaus auch bereits Theater für und mit Kindern machte) zuletzt zwei Stücke auf digitale Distanz inszeniert: einmal per Zoom (die Performance „Ecstatic Mozart“ ) und das andere Mal live auf Instagram („Fräulein Else“). „Toll, und das uneingeschränkt“, findet er die Rückkehr in die reale Theaterwelt. Dort, wo sich echte Menschen auf und vor der Bühne begegnen – und einen Erlebnisraum zauberhafter Möglichkeiten entstehen lassen.

Freier Autor

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