Mannheim. Mit zehnminütigem Beifall, Jauchzern und einigem Jubel haben die Menschen im endlich wieder einmal voll besetzten Mannheimer Opernhaus den ersten Teil des Großprojekts "Der Ring des Nibelungen" gefeiert. Den meisten Applaus erhielten Generalmusikdirektor Alexander Soddy und sein Nationaltheaterorchester sowie Bariton Joachim Goltz (Alberich).
Mit "Das Rheingold" legte Regisseurin Yona Kim einen trotz weitgehend kulissenlosen Spiels spannenden Abend vor, der sich voll auf Handlung, Text und Musik konzentriert. Kim, Bühnenbildnerin Anna-Sofia Kirsch sowie Kostümbildner Falk Bauer versetzen gleich die erste Szene mit den drei Rheintöchtern in eine Glamourwelt mit Glanz und Glitzer. Auch die Götterfamilie um einen selbstverliebten Wotan mit narzisstischer Störung scheint einer schmierigen Telenovela à la "Traumschiff" zu entstammen, in denen die Protagonisten mehr halbseidenen Schlagersängern gleichen als hehren Göttern. Musikalisch und szenisch bietet das NTM einen guten Abend.
Unterdessen gibt es Gerüchte, dass die aufwendige Produktion eine Eintagsfliege für Mannheim ist. Nachdem die weiteren drei Teile "Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" abgespielt sind, reist die Produktion nach Südkorea. Danach, so einige Stimme, soll Wagners rund 15 bis 16 Stunden dauernde Tetralogie nicht wieder in Mannheim gezeigt werden, weil sie in die Ausweichspielstätte Oper am Luisenpark (OPAL) nicht passen soll. Auf Anfrage teilte das Nationaltheater in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit, dass Kims "Ring" sei "im Endeffekt .der 'Ring' für die OPAL". Er werde dort in der kommenden Spielzeit noch nicht zu sehen sein, sei aber grundsätzlich dort in Planung.
Der deutsche Komponist, Dramatiker, Dichter, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent Richard Wagner (1813-83) darf als revolutionärer Erneuerer des Musiktheaters gesehen werden, der die Idee des Gesamtkunstwerks entwickelte. Durch seine Schriften, vor allem zum „Judenthum in der Musik“, hat er sich antisemitisch geäußert.
Die vier Teile seines „Rings“ amalgamieren das Nibelungenlied mit der nordischen Götterwelt und macht aus beidem das nach Stockhausens „Licht“-Zyklus größte Musiktheaterwerk mit einer Spielzeit von rund 15 bis 16 Stunden. Die enzyklopädische Themenordnung konzentriert sich am Ende auf Kapitalismus und Gier, Natur und Zerstörung, Neid und Hass sowie menschliche Schwächen, die bei Wagner aber auch die Götter an den Tag legen.
Nach „Das Rheingold“ folgen „Die Walküre“ (17.7., 17 Uhr), „Siegfried“ (22.7., 17 Uhr) und „Götterdämmerung“ (30.7., 17 Uhr). Im Herbst gastiert die Mega-Produktion mit mehr als 200 Beteiligten in Südkorea (Info/Restkarten: 0621/1680 150).
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