Gleich zwei Mannheimer sind am Samstagabend um 20.15 Uhr beim Auftakt der 16. Staffel der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) zu sehen: der 23-jährige Rammstein-Fan Nico Specht und Soulstar Xavier Naidoo. Wie sich der 47-Jährige bei seiner Premiere in der Jury von Dieter Bohlen schlägt, darauf darf man gespannt sein. Denn neben dem anfangs verbal hart austeilenden Poptitanen ist in den bisherigen 15 Staffeln auf Dauer kaum ein Juror glücklich geworden. Bei Licht betrachtet konnten dem altgedienten Produzentenfuchs und Marketing-Künstler auch nur Ex-Plattenfirmenboss Thomas M. Stein (2002-2004), Fanta-Vier-Manager Andreas „Bär“ Läsker (2008) und Kollege Mousse T. (2018) ernsthaft Paroli bieten.
Schwergewicht neben Chefjuror
Das wird jetzt anders: Denn Naidoo ist nach Stein und Bohlen das bisher größte Schwergewicht in der DSDS-Jury. Er kennt alle Facetten des Musikgeschäfts, nicht nur wegen seiner Erfolge als Popstar und Frontmann der Söhne Mannheims. Der „Nicht von dieser Welt“-Sänger unterhält in seiner Heimatstadt ein kleines Popimperium mit großem Studiokomplex, kontrolliert den Vertrieb seiner Platten weitgehend mit und hat früh die geschäftliche Bedeutung des Musikfernsehens erkannt. Nicht nur als Marketing-Instrument, sondern auch als Plattform für künstlerische Innovation - und Talentscouting.
Dass er an den ersten beiden Staffeln der Vox -Castingshow „The Voice Of Germany“ (TVOG) als Coach mitwirkte, geschah noch in bewusster Absetzung zum rauen Umgangston, den Bohlen lange zum Kult erhoben hat. „The Voice“ kultivierte einen höchst respektvollen Ton gegenüber ausgeschiedenen Talenten, Naidoo war dabei im Urteil vielleicht bisher härteste TVOG-Coach. Mit intuitivem Gespür für Qualität, die Erfolg verspricht.
Unvergessen, wie er im Halbfinale der ersten Staffel 2012 das Publikumsvotum für den zum Favoriten aufgestiegenen Mic Donet radikal überstimmte - und einen Aufschrei bei den Zuschauern im Studio hervorrief. So kam Max Giesinger ins Finale. Der wurde dort zwar nur Vierter - aber der Karlsruher ist mit Hits wie „80 Millionen“ und „Wenn sie tanzt“ auf Dauer gesehen nach Schlagersängerin Beatrice Egli und neben Wincent Weiss der erfolgreichste Kandidat, der durch eine deutsche Castingshow bekannt wurde. Dass Naidoo aus seinem Talenteteam eine Band namens Sing Um Dein Leben formte und mit ihr zwei Alben in den Charts platzierte, gab es in ähnlicher Form auch nur in der ersten DSDS-Staffel.
Inzwischen hat Naidoo außerdem 2014 das Erfolgsformat „Sing meinen Song - das Tauschkonzert“ bei Vox etabliert, das bis heute von seinem Team musikalisch und technisch auf die Beine gestellt wird. Nach drei Staffeln zog er selbst weiter und produzierte in Mannheim für Sky 2017 eine Saison lang die ebenfalls mit prominenten Gästen besetzte interaktive Show „Xaviers Wunschkonzert Live“.
Was das Niveau der Stimmen angeht, wird Naidoo bei DSDS Abstriche machen müssen - wie die überragend besetzte jüngste TVOG-Staffel und „The Voice Senior“ zeigen, zieht es Profis und ausgereifte Sänger weiterhin zuerst in diese mit grandioser Live-Band unterfütterte Show. Aber das reizt den Ex-„TVOG“-Coach“: „Dadurch, dass hier teilweise Talente antreten, die Sätze sagen wie: ,Ich habe noch nie ein Mikro in der Hand gehabt’, ist es natürlich sehr reizvoll. Diese Menschen, bei denen ,rohes Talent’, von dem wir immer sprechen, vorhanden ist, ab dem Zeitpunkt zu begleiten, diese Entwicklung zu erleben und auch den Input, den man gibt, teilweise einen Tag später bereits umgewandelt zu sehen, ist schon sehr besonders“, sagte er RTL im Interview. Er achte sehr stark auf die Stimme, erst danach gehe es ihm „um irgendwelche Gesamtpakete“.
Fans waren besorgt
Nicht alle Fans haben seine Entscheidung für DSDS verstanden. Sie sorgten sich in den sozialen Medien lautstark darum, dass ihr Star „verrohen“ und wie Bohlen auf Talente einkeilen könnte. Naidoo sah sich deshalb am 23. November sogar genötigt, die Gemüter mit einem Facebook-Video zu beruhigen. Erstaunlich für einen Künstler, der sich extrem ungern erklärt. Wenn seine politischen Aktionen Wellen schlugen, brauchte es dazu schon mal die Ankündigung von öffentlichen Solidaritätskundgebungen der NPD in der Quadratestadt (2014) oder ein Ultimatum des Mannheimer Oberbürgermeisters Peter Kurz (2017) zum Anti-Politiker-Lied „Marionetten“..
Trotz aller Qualifikation spielt Naidoo, der sein gutes Verhältnis zu Dieter Bohlen betont, bei DSDS nur die zweite Geige. Das sieht selbst sein Mannheimer Landsmann Nico Specht auf Anfrage so: „Dieters Meinung war mir wichtiger als die der anderen, auch wenn das alles Promis sind. Er ist halt der Poptitan.“ Dass Naidoo wie er Mannheimer ist, „war mir eigentlich ned so wichtig.“
INFO
Die 16. Staffel der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ startet morgen um 20.15 Uhr bei RTL.
Die weiteren Sendungen sind ab 8. Januar dienstags und samstags jeweils um 20.15 Uhr zu sehen.
Zunächst zeigt RTL die Jury-Castings. Die zweite Runde, der Recall, wird in Thailand aufgezeichnet und soll ab März ausgestrahlt werden. Dort kämpfen 25 Kandidaten um den Einzug in die Live-Shows.
Dem Sieger winken ein Plattenvertrag und 100 000 Euro.
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