Pop - Beim Benefizkonzert im Rosengarten zeigen Rolf Stahlhofen und die Söhne Mannheims, was die Szene der Region zu bieten hat

"W.I.R. feiern Weihnachten": Söhne Mannheims und Freunde brennen Musik-Feuerwerk ab

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Eine der aktuellen Formationen der Söhne Mannheims 2019 (oben von links) im Rosengarten: Andreas Bayless, Kosho, Ralf Gustke, Edward McLean, Billy Davis sowie Florian Sitzmann. Unten von links: Martin Stumpf, Karim Amun, Michael Klimas, Rolf Stahlhofen und Dominic Sanz. © Ruffler

Mannheim. Die Sitzreihen im Mozartsaal des Mannheimer Rosengarten sind zumindest im Parkett gut gefüllt. 900 Zuschauer sind gekommen, das ist aller Ehren wert, wenn man bedenkt, dass relativ wenig Zeit war, um für dieses Benefizkonzert zu werben. Gastgeber Rolf Stahlhofen wird daher auch nicht müde, sich bei den Besuchern dafür zu bedanken, dass sie Couch und/oder Festtafel verlassen haben, um für eine gute Sache zu rocken. Veranstalter BB Promotion hat den Termin vor zwei Monaten spontan an sein Winterfestival im Rosengarten angedockt und beim Co-Frontmann der Söhne Mannheims angefragt, ob er in seit „Menschen am Fluss“ bewährter Manier ein paar Freunde zusammentrommeln kann.

Kaum etwas kann der Soulsänger besser. So entsteht unter dem Motto „W.I.R. feiern Weihnachten“ ein musikalisch hochklassiger, abwechslungsreicher Abend. W.I.R. steht dabei auch für Stahlhofens Stiftung „Water Is Right“, die mit internationalen Projekten dabei hilft, das Menschenrecht auf Wasser zu verwirklichen. Ein Teil der Einnahmen des Konzerts fließt nach Nigeria, wo nach Geschlechtern getrennte Toiletten finanziert werden sollen, um Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen. Außerdem wird das von Xavier Naidoo gegründete Mannheimer Projekt Aufwind unterstützt.

Jason Wright gibt sich die Ehre

Der Gründer der Söhne Mannheims hat es nicht einrichten können, an diesem Abend mitzusingen. Dafür tummelt sich eine bunte, sich permanente abwechselnde Musikerschar auf der großen Bühne. Sie setzt sich aus Mitgliedern der Söhne und ihres Straßenunterhaltungsdienstes, Stahlhofen & Friends, den Soulsneakers und The Wright Thing zusammen. Jason Wright persönlich sitzt zu Beginn der Show bei einer solierfreudigen Version von Santanas „Soul Sacrifice“ an den Tasten. Was seinen zentralen Beitrag zur Vernetzung der hiesigen Musikerszene seit Mitte der 1990er herausstellt.

Denn ohne sein „Heidelberger Wespennest“ (Stahlhofen) vor allem zu Zeiten der legendären Montagssessions in der „Nachtschicht“ hätte manche Karriere nicht so schnell ihren strahlenden Verlauf genommen. Naidoo, Stahlhofen und Michael Herberger hätten sich wohl schwerer getan, die glänzenden Instrumentalisten für ihren ersten großen Auftritt im Mai 1999 zu finden - auch im Rosengarten und ebenfalls bei einem Benefizfestival.

Etwas mehr als 20 Jahre später ist ein harter Kern der Formation immer noch beieinander und - hörbar - freundschaftlich verbunden. Ganz egal, ob sie unter dem Etikett Straßenunterhaltungsdienst oder wie in der zweiten Hälfte als Söhne Mannheims auftreten: Das variable Spiel von Weltklasseschlagzeuger Ralf Gustke, Koshos episch rockende Klanglandschaftsgemälde auf der Gitarre, die Einfühlsamkeit von Keyboarder Florian Sitzmann beeindruckt wie am ersten Tag.

Mit „Gib mir Musik“ gibt es eine routiniert funkige Hommage an einen weiteren großen Katalysator der Szene des Rhein-Neckar-Deltas: Edo Zanki, „der in diesem Jahr in eine andere Sphäre aufgestiegen ist und dem wir sehr, sehr viel zu verdanken haben“, wie Stahlhofen betont. Das Publikum stimmt gern ein. Mit dem Heidelberger Karim Amun rückt dabei eine weitere Entdeckung Wrights ins Rampenlicht, der später für seine einfühlsame Interpretation von Lewis Capaldis Hit „Someone You Loved“ mit Standing Ovations gefeiert wird und sich als fester Teil der Söhne-Sängerriege glänzend schlägt. Was keine große Überraschung mehr ist, denn zuletzt hat der Deutsch-Ägypter schon auf Naidoos Deutschland-Tournee absolut überzeugt. Deshalb verblüfft Sitzmann-Schützling Adina Mitchell mit ihrem eigenen Weihnachtslied „Meine Sehnsucht endet hier“ am meisten - mit Deutschpop locker auf dem Niveau von Lotte, Lea und Co. „Ihr könnt sagen, Ihr habt sie hier in Mannheim zuerst gehört”, ruft Stahlhofen etwas marktschreierisch in den enormen Applaus.

Denkwürdig war diese Einlage natürlich trotzdem. Genau wie die Gastspiele der Frankfurter Wohlfühl-Reibeisenstimme Gastone und des Ex-Advanced-Chemistry-Rappers Toni L. Der Heidelberger Deutsch-Rap-Pionier spielt nicht nur gekonnt den „Funkjoker“, sondern lässt sich von Söhne-Rapper Metaphysics im Duett zu Höchstleistungen animieren. Was dieser im bewährten Zusammenspiel mit dem eigens aus Jamaika eingeflogenen Marlon B noch überbietet.

Die Söhne funktionieren wie gewohnt in allen erdenklichen Stilen und Konstellationen - ob zu viert und minimal instrumentiert („Volle Kraft voraus“) oder mit wuchtigen Rock-Breitseiten mit 15, 16 Mitwirkenden. Vor allem die rasanten Reggae-Rhythmen von „Power Of The Sound” holen die Besucher erstmals von den Stühlen und bringen den Weihnachtsbraten mächtig in Wallung. Ein Gefühl wie einst in der SAP Arena oder Maimarkthalle. Die ersten Keyboard-Töne von „Ich will zurück zu Dir” kommentiert Gründungsmitglied Claus Eisenmann treffend: „Das geht sofort ins Herz, oder?” Genau wie der von ihm als Uwe L” ankündigte Überhit „Und wenn ein Lied”, bei dem sich Sanz in einer gefühlvollen Interpretation der Naidoo-Rolle sehr gut schlägt. Auch, wenn er in seinem quietschbunten aussieht wie ein überladener Weihnachtsbaum.

Beseelte Schlusspredigt

Nach einer Art Schlusspredigt von Metaphysics folgt in der Zugabe unter anderem die zwischen Blues und Balkan-Beat neu aufgestellte traditionelle Schlussnummer „Was wird mich erwarten“, zu dem The-Wright-Thing-DJ Joe MC ein Feuerwerk aus Dancehall-Reimen abbrennt.

"W.I.R. feiern Weihnachten" 2019 - das Programm

  • Straßenunterhaltungsdienst: 1. Soul Sacrifice (Santana), 2. Gib mir Musik (Edo Zanki), 3. Besser jeden Tag (Rolf Stahlhofen), 4. Nur für dich (Gastone), 5. Shake It (Gastone), 6. Wenn die Liebe fehlt (Stahlhofen), 7. Rap/Raggamuffin-Jam (Metaphysics/Marlon B), 8. Volle Kraft voraus (Söhne Mannheims), 9. Der Funkjoker (Toni L), 10. Funk-Jam-Session (Toni L/Metaphysics), 11. Große Mädchen weinen nicht (Stahlhofen), 12, Someone You Loved (Lewis Capaldi), 13. White Christmas (Bing Crosby).
  • Söhne Mannheims1. Geh davon aus, 2. Wir leben im Jetzt, 3. Power Of The Sound, 4. Vielleicht, 5. Lieder drüber singen, 6. Ich will zurück zu dir, 7. Meine Sehnsucht endet hier (Adina Mitchell), 8. Und wenn ein Lied, 9. Wir wehr’n uns, 10. Dein Leben.
  • Zugabe: 11. Das hat die Welt noch nicht gesehen, 12. Was wird mich erwarten, 13.Gute Nacht (Stahlhofen).
  • Besetzung: Karim Amun, Claus Eisenmann, Michael Klimas, Dominic Sanz, Rolf Stahlhofen (Gesang), Metaphyscics, Marlon B (Rap), Gastone, Adina Mitchell, Toni L, DJ Joe MC (Gäste), Andreas Bayless, Michael „Kosho“ Koschorreck, Christoph Menzel (Gitarre), Edward Maclean, Martin Stumpf, Florian Sitzmann, Jason Wright, Toni Farris (Keyboards), Ralf Gustke (Schlagzeug).
Rosengarten

Starke Benefiz-Show mit den Söhnen Mannheims

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