Sommerbühne der Alten Feuerwache

Wie gestaltet man ein Gratis-Konzert, Juliana Blumenschein?

Die Mannheimer Jazz-Sängerin erklärt ihren musikalischen Ansatz für ihren Duo-Auftritt mit Gitarrist Florin Küppers am 12. August bei der kostenlosen Konzertreihe auf der  Sommerbühne vor der Alten Feuerwache

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Sängerin Juliana Blumenschein und Gitarrist Florin Küppers spielen am 12. August als Duo auf der Sommerbühne. © Dumitrita Gore

Mannheim. Es ist durchaus ein Dilemma für Musikerinnen und Musiker: Kostenlose Konzerte wie bei der Sommerbühne des Mannheimer Kulturzentrums Alte Feuerwache im August sind einerseits eine tolle Chance. Man kann neugierige Musik-Fans, zufällig daher flanierendes und neues Publikum von seinen Qualitäten überzeugen. Andererseits setzen Gratis-Shows womöglich ein falsches Signal, denn hinter jedem Konzert stecken viel Arbeit, Kreativität und Hingabe – was dem Publikum etwas wert sein sollte. Gerade in Zeiten, wo leichten Herzens hohe dreistellige Summen für globale Superstars ausgegeben werden, während kleine oder neue Acts Probleme haben, überhaupt ein Auskommen zu finden. Darüber sprachen wir mit der Mannheimer Jazz-Sängerin Juliana Blumenschein, die auch ihren Ansatz für das Sommerbühnenkonzert am 12. August mit Ihrem Duo-Partner Florin Küppers an der Gitarre erklärt.

"Wir wollen nicht, dass Kultur nur einem finanziell wohlhabenden Publikum zugänglich ist“

Die 32-jährige Deutsch-Brasilianerin sieht frei zugängliche Open Airs grundsätzlich eher positiv. Für sie sei beides wichtig: „Dass Konzerte und Musik wertgeschätzt werden und angemessen Eintritt kosten. Gleichzeitig aber auch, dass es ab und zu kostenfreie Kulturangebote gibt. Wir wollen nicht, dass Kultur nur einem finanziell wohlhabenden Publikum zugänglich ist.“

Wohl auch deshalb spielt sie 2024 bereits zum dritten Mal bei der Sommerbühne. 2018 bestritt sie ihre Premiere mit ihrem seinerzeit neu gegründeten Quintett. 2021 dann mit dem Soloalbum „A Vida“. Jedes Mal Teil der Band war stets Gitarrist Florin Küppers, mit dem sie zuletzt auch das aktuelle Duo-Album „In Between einspielte. „Dieses Mal dürfen wir zum ersten Mal mit unserem Duo auf der Bühne stehen“, freut sich die gebürtige Freiburgerin.
Das Programm und die Herangehensweise seien anders als mit dem Quintett: „Größtenteils interpretieren wir Stücke von anderen Komponistinnen und Komponisten. Auch die Spielweise ist eine andere, traditioneller mit etwas weniger Fokus auf den Improvisationen. Hier wollen wir uns auch nicht verbiegen, nur um mehr Leute zu erreichen.“ Die Wahl-Mannheimerin betont: „Egal, ob es ein großes oder kleines Konzert ist: Wir versuchen immer, eine möglichst starke Bindung zum Publikum herzustellen und auf den Raum und die Atmosphäre einzugehen.“ Für die Abwechslung, wie sie sagt, werde ein Gastmusiker eingeladen.

Das starkes aktuelle Duo-Album „In Between“ wird nicht allein im Zentrum stehen

Theoretisch könnten Blumenschein/Küppers am 12. August natürlich einfach das komplette Duo-Album „In Between“ durchspielen. Ihre originellen Interpretationen von brasilianischen und US-Standards sind wie gemacht für ein perfektes Sommerkonzert im Freien. Aber ganz so stellt es sich die Sängerin nicht vor: Eine CD sei zwar ein bisschen wie ein Konzert: „Man überlegt, was für diese Länge eine stimmige, abwechslungsreiche Auswahl ist. Aber natürlich hat ein Konzert eine andere Stimmung. Entsprechend wählen wir hier oft noch andere Stücke, die uns live passend erscheinen.“ Manche Entscheidungen fielen auch ganz spontan auf der Bühne, „denn die Stimmung, der Fokus und die Energie können in jedem Konzert anders sein, insbesondere bei Open-Air-Veranstaltungen mit viel Laufpublikum.“

Nach Beispielen gefragt, antwortet Juliana Blumenschein: „Manchmal sind es die Songs, von denen man dachte, dass sie total untergehen, weil sie zu ruhig sind, die auf einmal alle Zuhörenden in ihren Bann ziehen. Man kann es nicht immer absehen.“ Es erfordere Erfahrung und ein umfassendes Repertoire, um spontan reagieren zu können.

Auf jeden Fall werde es auch einen neuen Song von ihr zu hören geben, der im Oktober als Single erscheinen soll: Eine Hommage an die brasilianische Küstenstadt Salvador da Bahia – und der Vorbote zu einem neuen Quintett-Album, für das sie sich von teilweise wenig bekannten brasilianischen Komponistinnen inspirieren lässt. Klingt alles sehr vielversprechend – und wer die Kreativarbeit unterstützen will, kann nach dem Konzert ja einfach eine CD kaufen.

Blumenschein/Küppers: Montag, 12. August, 20 Uhr, Sommerbühne Alte Feuerwache. Eintritt frei. Bei schlechtem Wetter wird im Saal gespielt.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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