Kunstgeschichte

Wie die Impressionisten zu ihrem Namen kamen

Vor 150 Jahren stellte in Paris erstmals eine Gruppe französischer Maler aus, die man fortan als „Impressionisten“ bezeichnete. Ein Bild von Claude Monet gab der Bewegung ihren Namen

Von 
Thomas Groß
Lesedauer: 
In der Jubiläumsausstellung im Pariser Musée d’Orsay ist auch Claude Monets Gemälde „Impression, Sonnenaufgang“ zu sehen. © Sabine Glaubitz/dpa

Wahrlich Eindruck hat diese Kunstrichtung gemacht, und als beeindruckend wird sie vielfach bis heute empfunden. Ihren Namen „Impressionismus“ trägt sie also mit Fug und Recht, wenngleich dieser Name ursprünglich nicht als sachliche Charakterisierung oder gar Ausdruck besonderer Hochschätzung gemeint war, sondern im Gegenteil eher die Geringschätzung eines Kritikers auf den Punkt brachte.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

150 Jahre ist es her, dass Maler um Claude Monet mit vergleichbaren Absichten erstmals gemeinsam ausstellten. Zu sehen war damals im April 1874 in Paris, neben Arbeiten von Pissarro, Renoir, Berthe Morisot, Cézanne, Sisley oder Degas, auch Monets zwei Jahre zuvor gemaltes Bild „Impression, soleil levant“. Es hält eben den Eindruck des Malers fest, den der Anblick der aufgehenden Sonne auf ihn machte. Ein Kritiker griff den Titel auf und schrieb, hier werde keine Realität gezeigt, sondern nur der Eindruck, den der Künstler davon hat. Zum Eigentlichen, Wesentlichen der Dinge, also des jeweiligen Bildmotivs vorzudringen, das war tatsächlich nicht der künstlerische Antrieb der Gruppe. Sie ging vielmehr der Eigenart des Sehens auf den Grund, indem sie die Dinge zum Flirren brachte; ein klares Bild ergab sich erst beim Betrachten aus einer gewissen Distanz.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Wir sehen eben meistens nicht scharf konturierte Dinge, sondern solche, auf die Licht oder Schatten fällt. Die Impressionisten setzten das alles mit ins Bild, schenkten besonders der Farbgebung (auch bei Schatten) ihre Aufmerksamkeit. Sie stellten keine idealisierten Wirklichkeiten dar, wie es traditionellere Künstler taten, und wählten keine historischen oder mythologischen Themen. Ihre Spezialität waren eher Momentaufnahmen von realen, oft ganz alltäglichen Orten.

Ist es das Ende einer Entwicklung oder etwas ganz und gar Neues?

Im Freien gemalt oder jedenfalls vor Ort skizziert – das hatte auch schon die Schule von Barbizon. Die Impressionisten taten es aber umso mehr. Künstler wie Corot, Daubigny und Millet hatten mit ihrer Orientierung an der Natur immerhin erhebliche Vorarbeit geleistet für die Impressionisten, nicht zuletzt auch durch ihre Kritik an der offiziellen Salonmalerei. Ob der Impressionismus eher am Ende einer Entwicklung steht oder den Beginn von etwas grundsätzlich Neuem markiert, ist deshalb ein Streit unter Experten geblieben. Wahr bleibt jedenfalls, dass auch „echte“ Erneuerer wie der spätere Paul Cézanne oder Vincent van Gogh in jüngeren Jahren im Stil der Impressionisten malten.

Und schon im Impressionismus wird der Eigenwert des Bildes betont, seine Autonomie, indem das Motiv in den Hintergrund tritt. Deshalb aber lässt sich die Richtung insgesamt auch als, nun ja: etwas gefällig empfinden – die unbequeme soziale Realität hatte früher schon bei Millet oder Courbet Ausdruck gefunden und fand dies später wieder im Expressionismus. Wahr bleibt auch, dass die künstlerische Strömung aus Frankreich internationale Nachahmer fand – und ebenso ein Echo in der Musik. Bis heute finden allerdings Ausstellungen mit französischen Impressionisten die größte Aufmerksamkeit. Im Pariser Musée d’Orsay ist es nun erneut zu erleben, wo bis 8. Juli die Jubiläumsschau „Paris 1874: L’instant impressioniste“ zu sehen ist. Das Museum Barberini in Potsdam belegt die Beliebtheit des Impressionismus ebenfalls regelmäßig. Dort befindet sich die größte Sammlung der französischen Vertreter außerhalb Frankreichs. Das Jubiläum feiert man jetzt mit einem Schwerpunktprogramm.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke