Serie: - Der gebürtige Heidelberger Liedermacher, Schriftsteller und Kabarettist lebt in Italien und betreibt dort ein Gästehaus

Was macht… Ekkes Frank?

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Der Liedermacher Ekkes Frank bei einem Fotoshooting am 13.03.1979 in Dortmund. © Klaus Rose

„Einer aus der Zeit, als es noch BRD und DDR gab - und politische Lieder, die sich mit den Fragen jener Jahre befassten.. . “ So stellt sich Ekkes Frank auf seiner Internetseite vor. Der gebürtige Heidelberger, der schon während des Jura-Studiums die Liebe zum Kabarett entdeckte, wird am 24. Juli 80 . Auch wenn er seinen Blog „Nichts“ genannt hat, hält der Italien-Auswanderer nichts davon, nicht mehr kreativ zu sein. In seinen „Wenn man älter wird“-Betrachtungen sinniert er: „Meine Lieder werden zunehmend leiser - sie sind nicht mehr rot, sondern blau. Oder grau.“

Auf Internet-Fotos, die einen renovierten zwei Jahrhunderte alten Bauernhof umgeben von Zypressen, Oleander und Rosmarin zeigen, gibt es allerdings kein „Grau“ - dafür blauen Himmel, rötliche Mauern, grüne Umgebung. Seit 2003 lebt Frank vorwiegend in Italien „in den Marken“ zwischen Adria und Apennin. Mit seiner zweiten Frau Ingelis Gnutzmann, der früheren Fernsehjournalistin und Doku-Filmemacherin, betreibt er die „Casa Adagio“: ein Haus für Gäste, die nahe und doch abgeschottet von dem idyllischen Dorf Corinaldo Landschaft samt darin verwurzelter Kultur genießen möchten.

Ins „Traumland“ ausgewandert

Persönliche Begegnungen haben den Charme, dass sich Mimik und Gesten beredt mit Worten und Sätze vereinen. Mailen und der Griff zum Telefonhörer sind für ein Gespräch eigentlich zweite Wahl. Umso erfreulicher, dass sich unser Telefonat als wunderbar offen erweist. Italien sei schon immer sein „Traumland“ gewesen, erklärt Ekkes Frank und ergänzt, zwei bis drei Mal jährlich in Köln zu sein. Dort hat er vor noch nicht allzu langer Zeit in einem Café ein Konzert gegeben und dabei gemerkt, dass jüngere Besucher manche seiner alten Lieder gar nicht begreifen - „weil sie beispielsweise nicht wissen, dass es bei uns mal Berufsverbote und einen Radikalenerlass gegeben hat“.

Wer seinen Lebenslauf studiert, staunt über biografische Sprünge, die gleichwohl geradlinig erscheinen. Wieso entscheidet man sich, das Studium der Philosophie und Kunstgeschichte gegen ziemlich konträre Rechtswissenschaften zu tauschen? Ein Onkel, dessen Kanzlei er übernehmen sollte, habe ihn überredet. Als Frank nach fünf Jahren im Anwaltsberuf beschloss, politisch-satirisches Schreiben juristisch-trockenen Schriftsätzen vorzuziehen, erschien ihm dies konsequent. Schließlich hatte er das Münchner Studentenkabarett „Die Stichlinge“ mit gegründet, war er vom Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“ und anderen Kabaretts als Autor entdeckt worden.

Wenn Ekkes Frank auf die hohe Zeit des Polit-Kabaretts mit Liedern als künstlerischem Transportmittel zurückblickt, kommt er ins Schwärmen: Klar, haben ihn Größen wie Dieter Hildebrandt, Mitbegründer der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, oder der Liedermacher Franz Josef Degenhardt (wie er Anwalt) „nachhaltig geprägt“ . Mit dem heutigen Genre Comedy kann er wenig anfangen: „zu unpolitisch“ für einen, der sich als Stimme der 1968er Bewegung sah und mit Karl Marx sympathisierte - „wenngleich kritisch“, wie er betont. Allerdings sei er nach der Wende ob seiner Enttäuschung über das, was von der DDR bekannt wurde, „in ein tiefes Loch gefallen“.

Glossen, Satiren, Hörspiele, Drehbücher für Funk und Fernsehen, außerdem Bücher und unzählige Bühnenauftritte - „es hat Spaß gemacht“, bilanziert der Noch-Endsiebziger. Würde er rückblickend seine Laufbahn anders gestalten? Die Antwort kommt prompt: „So wie sich alles ergeben hat, war es gut!“

Allerdings hätte er nichts gegen „ein paar weitere Auftritte“. Wer weiß, vielleicht beschert ihm das neue Lebensjahrzehnt solche in der Wahl-Heimat. Jedenfalls hat Frank 2017 mit dem italienischen Musiker und Liedermacher Lorenzo Franceschini in Senigallia ein Konzert gegeben - erfolgreich, wie er sich freut. Und weil die Texte von einem Freund fürs Programmheft übersetzt wurden, kann sich Ekkes Frank auf seine alten Tage rühmen, auch künstlerisch ein deutsch-italienisches Kapitel aufgeschlagen zu haben.

Kreativ in vielen Bereichen

  • Ekkes (Ekkehard-Frieder) Frank, geboren am 24. Juli 1939 in Heidelberg, studierte erst in seiner Heimstadtstadt Philosophie und Kunstgeschichte, dann ab 1960 Jura in München, wo er das Studentenkabarett Die Stichlinge mitbegründete.
  • Der Jurist wirkte ab 1970 beim SDR-Fernsehen als Produzent und Drehbuchautor der Unterhaltungsabteilung, später auch als Mitarbeiter des aufmüpfigen Jugendprogramms „Diskuss“ . Zudem lieferte er Beiträge, darunter 127 Hörspiele, für zahlreiche Rundfunkanstalten, war Mitarbeiter der WDR-Satiresendung „Zugabe“.
  • Als Liedermacher stand Frank zwischen 1972 und 1993 um die 950 mal auf der Bühne, gab fünf Langspielplatten, darunter „Du lässt dich gehen, ach SPD…“ (1978), heraus.
  • Einer „schöpferischen Pause“ folgte 1998 das Bühnenprogramm „Deutsch zu sein bedarf es wenig…“ Das Kölner Horizonttheater führte 2006 sein Liederprogramm „Ein Alter im Heim“ auf.
  • In Italien schrieb Frank den 2010 erschienen Roman „Störungen“ über Verwicklungen zweier Freunde in die 1968er Ereignisse.
  • Ekkes Frank ist aus erster Ehe Vater von Tochter (geboren 1966) und Sohn (geboren 1970) mit damals noch unüblichem Einsatz als Hausmann. Er hat zwei Enkel.

Freie Autorin

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