19 Acts mit 130 Musikerinnen und Musikern auf 14 Bühnen: Beim Landesjazzfestival Baden-Württemberg in Mannheim ist ab 30. April ein fein austariertes Programm geboten. Das präsentierten die ehrenamtlichen Veranstalter Juliana Blumenschein, Martin Simon, Florin Küppers und Olaf Schönborn vom Verein IG Jazz Rhein-Neckar am Dienstag erstmals komplett - mit Blick auf den Vorverkaufsstart am 1. März. Zum bereits vorgestellten Headliner, dem zweifachen Grammy-Gewinner Kurt Elling (wie berichtet), kommt mit dem schwedischen Pianisten Martin Tingvall ein weiterer internationaler Star.
Starker Fokus auf Landesszene
Ansonsten geht es inhaltlich vor allem darum, „die ganze Bandbreite der Szene in Baden-Württemberg zu zeigen - und gleichzeitig die Stärke der Mannheimer Kreativen und Veranstaltungsorte“, erklärte Schönborn.
Dafür stehen die Konzerte von Lukas DeRungs, der sein frisch für den Deutschen Jazzpreis nominiertes Debütalbum „Kosmos Suite“ bei einer 360-Grad-Performance mit virtuellem Chor im Planetarium präsentiert. Oder das Piano-Trio Kitsch & Gewitter, das die Grenzen dieser Besetzung mit elektronischen Mitteln auslotet. Für einen ganz zugänglichen Jazz-Ansatz steht Christoph Neuhaus, Landesjazzpreisträger 2021, mit seiner Band Ramblin Bird. Ein weiteres Highlight: Die ukrainische Sängerin Tamara Lukashevain, 2017 Gewinnerin des Neuen Deutschen Jazzpreises.
Mannheimer Spielstätten präsentieren
„Auch wie viele tolle Veranstaltungsorte es hier gibt, ist vielen gar nicht so bewusst, vor allem Leuten außerhalb Mannheims.“ Von daher sind neben den wohlbekannten Spielstätten wie Ella & Louis, Alte Feuerwache oder Klapsmühl’ am Rathaus unter anderem auch der Club Kazzwoo (in K2), das Labarotio 17 oder das Rampenlicht im Capitol-Casino vertreten. Genau wie das Kulturhaus Käfertal, das womöglich noch nicht alle als Jazz-Ort auf dem Schirm haben. Außerdem bietet die IG Jazz bewusst vielen ganz jungen Talenten eine Bühne.
Das Programm des Landesjazzfestivals in Mannheim
- Sonntag, 30. April, 17 Uhr: Ella & Louis Orchestra plays the music of Fritz Münzer (im Rahmen des Buga Jazzclub, mit Professoren der Musikhochschule). Freilichtbühne Parkschale, Spinelliplatz 4.
- Montag, 1. Mai, 20.30 Uhr: Rainer Böhm / Arne Huber / Peter Gall. Rampenlicht im Casino des Capitol, Abendkasse (AK): 10 Euro.
- Dienstag, 2. Mai, 20 Uhr: ToneGallery. Klapsmühl’. AK: 20 Euro.
- Mittwoch, 3. Mai, 20 Uhr: Arne Huber / Domenic Landolf Duo. Kazwoo. AK: 16 bis 20 Euro.
- Donnerstag, 4. Mai, 20 Uhr: Dirik Schilgen Jazzgrooves, Laboratorio 17, AK: 16 bis 20 Euro.
- Donnerstag, 4. Mai, 20 Uhr: Martin Tingvall. Ella & Louis. AK: 30 Euro.
- Freitag, 5. Mai, 20 Uhr: Ramblin Bird feat. Caro Trischler. Ella & Louis, AK: 26 Euro.
- Freitag, 5. Mai, 20 Uhr: Lukas DeRungs „Kosmos Suite 360°“. Planetarium. AK: 26 Euro.
- Am 6. Mai bei den kostenlosen Open Airs von Jazz In The City:
- Groovebühne (voraussichtlich Kapuzinerplanken): Julian Maier-Hauff Project (14.30 bis 16 Uhr), Salomea (16.30 bis 18 Uhr).
- Swingbühne, Konkordienkirche: Barbara Bürkle Quartett (14.30 bis 16 Uhr), South West Oldtime All Stars (16.30 bis 18 Uhr).
- Familienbühne (voraussichtlich Lauergärten) Jazz für Kinder – Herr Hering, die liebe Frau Gerburg und die Jazzband (14 bis 15 Uhr), Jazz Juniors (15.30 bis 16.30 Uhr), Frigo (17 bis 18 Uhr).
- Samstag, 6. Mai, 20 Uhr: Tamara Lukasheva Trio. Christuskirche, AK: 20 bis 25 Euro.
- Sonntag, 7. Mai, 15 Uhr: Landesjugendjazzorchester und Enjoy Jazz Schul-Bigband. Kulturhaus Käfertal, AK: 12 bis 18 Euro, freier Eintritt für Kinder bis zwölf Jahren.
- Sonntag, 7. Mai, 17 Uhr: Kitsch & Gewitter. Freilichtbühne Parkschale, Spinelliplatz 4.
- Sonntag, 7. Mai, 20 Uhr: Kurt Elling feat. Charlie Hunter. Alte Feuerwache. AK: 30 bis 37 Euro.
- Vorverkauf (ab 1. März) und mehr unter landesjazzfestival-mannheim.de. Ermäßigungen für Mitglieder der IG Jazz.
Niedrigschwelliges Angebot
Ganz wichtig sei ihnen, mit diesem kompakten Programm echtes Festivalgefühl zu erzeugenu nd „möglichst viele Leute niedrigschwellig mit Jazz in Kontakt zu bringen“, betonte Schönborn. Deshalb seien die Eintrittspreise bewusst niedrig gehalten. Am 6. Mai könne man das Genre beim von Küppers vorgestellten „Jazz In The City“-Programm auf drei Open-Air-Bühnen in der Innenstadt kostenlos und quasi im Vorbeigehen erleben. Dass die Swingbühne an der Konkordienkirche Platz findet, ist schon klar. Für die Standorte Kapuzinerplanken (Groovebühne) und das Familienangebot in den Lauergärten fehlt noch eine städtische Genehmigung, wie Juliana Blumenschein auf Nachfrage erläutert. „Zur Not gibt es natürlich auch einen Plan B, C und D.“
Eröffnung auf der Buga
Schönborn hatte vor sieben Jahren beim Landesjazzbüro den Hut für die dritte Ausrichtung des Festivals in der Quadratestadt für 2023 in den Ring geworfen - mit Blick auf die Bundesgartenschau (Buga). Dort startet das Festival auch am 30. April, dem International Jazz Day der Unesco, mit einer regionalen All-Star-Band im Rahmen von Thomas Sifflings Buga Jazzclub: Das Ella & Louis Orchestra zollt dem großen Saxophonisten Fritz Müntzer Tribut.
75000 Euro Etat
IG-Jazz-Vorstand Simon machte die Finanzierung des Festivals transparent: „Der Gesamtetat beträgt 75 000 Euro.“ 15 000 Euro habe das Land beigesteuert, 25 000 Euro die Stadt über das Kulturamt (zum Teil anstelle des derzeit ausgesetzten Neuen Deutschen Jazzpreises), von privaten Sponsoren stammten 10 000 Euro. Die restlichen 25 000 Euro erwarte man aus Kartenverkäufen.
Ewa Wojciechowska, neue Leiterin des Kulturamtes Mannheim, erklärte in einer Stellungnahme: Festivals wie dieses haben einen hohen Stellenwert für unsere gesellschaftliche Entwicklung und bieten sowohl regionalen, als auch internationalen Jazzmusikern eine Plattform.“ Ihr Amt freue sich, dass das Landesjazzfestival dieses Jahr in der Unesco City of Music Mannheim stattfinden könne. „In einer Stadt, in der der Einfluss des Jazz auf die Kulturszene eine lange Geschichte hat und in der Vielfalt in allen Facetten gelebt wird.“
Staatsekretär: "Hier tobt der Beat"
Arne Braun, Staatssekretär im baden-württembergischen Kunstministerium ordnete das Festival in den Förderzusammenhang seines Hauses ein: „Jazzland Baden-Württemberg - hier tobt der Beat. Wir unterstützen die Jazz-Szene jährlich mit rund 550 000 Euro.“ Mehr als 60 Spielstätten, viele Festivals, kreative Labels und experimentierfreudigen Musikerinnen und Musikern bereicherten das Land. „Besonders pulsiert die Mannheimer Jazzszene, die das Landesjazzfestival nun bereits zum dritten Mal ausrichtet. Vielen Dank dafür“, so der Staatssekretär.
Kulturbürgermeister Michael Grötsch ließ mitteilen: „Das Landesjazzfestival ist ein Konvolut unterschiedlichen Konzertveranstaltungen, das die Musiklandschaft der Region und der Unesco City of Music Mannheim bereichert, die Vielfalt der Mannheimer Musikszene unterstreicht und die Wahrnehmung Mannheims als Musikstadt stärkt.“
Bedauern über geringen Frauenanteil auf den Bühnen
Einen kleinen Webfehler hat das Programm: Für heutige Verhältnisse sind Musikerinnen unterrepräsentiert. Da scheierten die guten Vorsätze des IG-Jazz-Teams an der Realität „Jazz ist immer noch ein sehr männerdominiertes Genre“, erklärte Küppers. Blumenschein betonte, dass die IG Jazz in ihren Konzertreihen sehr darauf achte, Frauen ein gleich großes Podium zu bieten: „Aber für das Landesjazzfest war das Angebot nicht da.“
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