Das Gespräch

Warum das BodyLeaks-Festival Tabus rund um Körper und Sexualität brechen will

Von 
Julia Brinkmann
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Organisiert das BodyLeaks-Festival: Kate Weyerer. © Melissa Holstein

Es ist Frühling: Viele haben wieder mehr Lust, aus dem Haus zu gehen und Dinge anzupacken. Dies gilt aber nicht nur für den Frühling, der draußen in der Natur herrscht, sondern auch für den „inneren Frühling“, die Follikelphase im Menstruationszyklus, wenn der weibliche Körper den Eisprung vorbereitet.

Unter anderem um die verschiedenen Zyklusphasen, um die Vulva, aber auch um Lust und Intimität geht es beim BodyLeaks-Festival (auf Deutsch in etwa: Informationen über Körper sickern durch). Von diesem Samstag an bis Samstag, 8. Mai, werden diese Themen in Vorträgen und Workshops verhandelt. Außerdem werden die Fotoausstellung „Women in the Forest“ sowie mehrere Filme gezeigt. Pandemiebedingt läuft das Festival online. Ein Programmpunkt kann aber in Präsenz stattfinden: die Baumumhüllungsinstallation „Hanami“. Der Ort wird noch bekannt gegeben. Die Performance „Das Baubo-Reenactment“ soll im November im Zeitraumexit Mannheim nachgeholt werden, auch die Fotoausstellung wird dann nochmals zugänglich sein. Das Festival kooperiert zudem mit mehreren Institutionen in Mannheim, der Falafaelbude Bodhi, der Odeon Bar sowie dem Unverpacktladen Eddies. In drei DM-Märkten in Mannheim können Tampons, Binden und Slipeinlagen gespendet werden, die der DRK-Kreisverband Mannheim e.V. an Bedürftige verteilt. Die Aktion soll auf das Thema Periodenarmut aufmerksam machen.

Positive Zugänge schaffen

Der BodyLeaks-Gründerin Kate Weyerer ist Diversität wichtig: Die Programmpunkte richten sich an Personen aller Geschlechter. Aber warum braucht es ein Festival, in dem über den weiblichen Körper und weibliche Sexualität gesprochen wird? Im Gespräch erklärt Weyerer: „Wir möchten diese Themen enttabuisieren und positive Zugänge dazu schaffen.“ Katja Vogt, die beim Festival einen Workshop über die Zyklusphasen leitet, ist der Meinung, dass dem Sprechen über weibliche Körper die Scham genommen werden muss: „Viele sind mit ihrem Zyklus nicht vertraut, haben deswegen das Gefühl, er ist ein Problem, eine Fehlfunktion.“ Die fehlende Aufklärung lasse Nachteile für Menstruierende entstehen. Vogt und Weyerer sehen kritisch, dass vielen jungen Mädchen die Pille verschrieben wird. „Jede kann natürlich die Verhütungsmethode wählen, die zu ihr passt“, sagt Weyerer, „aber oft wird zu wenig über die Nebenwirkungen der Pille aufgeklärt.“

Auch mit Sexualität gebe es immer noch einen zu schamhaften Umgang: „Kinder in der Schule haben keine lustorientierte Aufklärung, es geht mehr um reproduktionsorientierte Sexualität. Wenn sie dann ihre ersten sexuellen Kontakte haben, wissen sie gar nicht, was ihnen Lust bereitet. Das Problem ist: Wenn eine weiblich gelesene Person nicht weiß, was ihr Lust macht, kann sie das auch nicht so kommunizieren – und kann auch ihre Grenzen nicht kommunizieren.“

Kurzum: Das Tabu, über Körper und Sexualität zu sprechen, könne zu einem schwierigen Umgang damit führen – bei Frauen wie bei Männern. Das BodyLeaks-Festival will dem entgegenwirken. „Den Körper lesen zu lernen, ist sehr ermächtigend“, sagt Weyerer.

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.

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