Mannheim. Musik kann nicht nur zur „Herzensbildung“ beitragen - ein schönes, zu selten gewähltes Wort, das bezeichnenderweise im Gespräch mit der Viernheimer Gesangsgruppe Belles Couleurs fallen wird. Sondern sie kann auch die Wahrnehmung füreinander sensibilisieren. Die vier Frauen, Ilka von Blücher, Johanna Monnheimer, Petra Faber und Marion Schmidt, die in diesem Ensemble vereint sind, haben kein Dirigat.
Das Chorfestival
- Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
- Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen.
- Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
- Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben.
- Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
- Der Eintritt ist für Gäste der Buga kostenlos.
- Alle Infos zum Chorfestival unter mannheimer-morgen.de/cfrn
„Das heißt, es gibt eine andere Ebene der Kommunikation, der Verständigung“, meint Johanna Monnheimer. Sie stehen sich beim Singen schließlich auch nicht gegenüber, sondern „im günstigsten Fall im Halbkreis“. „Aber ich kann maximal die anderen aus den Augenwinkeln sehen. Das heißt, man wird auch ganz sensibel, wenn man miteinander singt.“ Man kenne etwa die Atmung der anderen sehr gut und findet darüber den Einsatz: „Wir merken genau, wie die anderen atmen, wie viel sie einatmen, wann es losgeht.“ Ilka von Blücher ergänzt: „Es ist tatsächlich eine starke Schärfung der Sinne.“
Gruppe hat zu fünft begonnen
Belles Couleurs treten beim 1. Chorfestival Rhein-Neckar auf, das der „Mannheimer Morgen“ und die Bundesgartenschau am 23. und 24. September in der Baumhainhalle des Mannheimer Luisenparks ausrichten. Die vier Frauen - anfangs waren es fünf, von diesem traurigen Kapitel werden wir noch sprechen - haben sich vor über zehn Jahren beim Erwachsenenchor der Viernheimer Musikschule kennengelernt. Sie waren Hobbymusikerinnen, die schon seit jungen Jahren musiziert und Instrumente gelernt haben und beruflich in den verschiedensten Feldern tätig waren - von der Pädagogik bis zum Wirtschaftsbereich.
"Musik ist an sich schon das Ziel"
Die Fünf waren weiland zwischen 40 und 50 Jahre alt, hatten kleine Kinder, und diese Singstunden seien wie ein wöchentlicher Abend mit „zwei Stunden Wellness“ gewesen, der „Erholung, Abstand vom Alltag“ bot; das gemeinsame Singen habe „unfassbar viel Freude gemacht“, so Monnheimer. Die Viernheimerinnen hatten alsbald diverse Auftritte mit dem Chor, wobei dessen Leiterin sie auch immer wieder solistisch einsetzte. Und es sei auch die Idee der Chorleiterin gewesen, sich im kleinen Stimmverbund auszuprobieren: „Das war toll und ganz was anderes als Chor“, rekapituliert von Blücher. „A capella - da steht man alleine, jeder mit seiner Stimme und ist da sehr exponiert.“ Sie „stolperten“ gleichsam in diese musikalische Unternehmung, fingen einfach an, ohne ausformulierte Zielsetzung, denn: „Musik ist an sich schon das Ziel“, wie von Blücher betont.
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2012 wurde das - noch unbenannte - Ensemble gegründet. Es war im Garten der Kapelle der Klinik St. Josef in Viernheim, nach einem Konzert, das auch in die Patientenzimmer übertragen wurde und wofür sie begeisterte Rückmeldungen erhalten haben, als sie den Namen Belles Couleurs wählten: Schöne Farben - womit die Stimmfarben gemeint sind. „Das ist, was uns fasziniert“, sagt Monnheimer, „die Stimmen auszuprobieren, vor allem auch kennenzulernen und zu spüren, dass sich das im Lauf der Zeit verändert.“
Wenn die Stimme vor Trauer versagt
„Und dass manchmal die Stimme einem die Grenzen zeigt“, bekennt von Blücher. So geschah es im April 2017. Nicht lange nach einem Auftritt zum Internationalen Frauentag bei einem literarischen Abend in der Viernheimer Kulturscheune, verstarb Belles-Couleurs-Sängerin Heidi Goebel unvermittelt. „Wir konnten nicht singen“, erinnert sich von Blücher, „meine Stimme war zwei Oktaven tiefer.“ Die Stimme sei „auch Spiegelbild der Seele“, sagt sie. Die anderen brauchten Zeit, aber machten schließlich als Quartett weiter, auch wenn Stücke wie der fünfstimmige Satz von „Michelle“ von den Beatles fortan nicht mehr gesungen wurden.
Im Repertoire des Ensembles finden sich Lieder wie „Halleluja“ von Leonard Cohen, Billy Joels „And So It Goes“ oder auch Jazzklassiker wie „Sunny“. Einige Songs von den Beatles, etwa „Do You Want To Know a Secret,“ werden im Barbershop-Arrangement präsentiert. „Wir sind musikalisch total offen“, konstatiert von Blücher. Für die Instrumental-Gavotte von Händel, die Belles Couleurs beim Chorfestival singen, hat Monnheimer eigens eine Wortkunst entwickelt.
„Musik macht das Leben so reich“, findet sie. Dazu kommt: „Wir lernen so viele tolle Leute kennen“, so von Blücher, „die wir sonst nicht kennenlernen würden.“ Womit wir bei zwei illustren Lehrerinnen der Gruppe wären: Die Jazzsängerinnen Stephanie Neigel und Juliana Blumenschein. Neigel habe das Quartett bis kurz vor der Pandemie regelmäßig unterrichtet, „und sie hat jetzt auch noch einmal geschrieben, wir dürfen das sagen, dass sie uns immer noch gerne coachen will“, berichtet Monnheimer lachend. Die beiden „inspirieren und helfen uns auch, uns selbst zu finden als Ensemble.“ Blumenschein begleitet das Quartett gerade auf dem Weg zum Chorwettbewerb, wo das Publikum die schönen Stimmfarben von Belles Couleurs mit eigen Ohren genießen kann.
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