Es gibt verschiedene Faktoren, die Das Vereinsheim so einladend wohnlich gestalten, dass man dort gerne – und immer wieder – seine Zeit verbringt. Sie sind künstlerischer, konzeptioneller und technischer Natur. Auch bei der aktuellen Ausgabe der Konzertreihe ist die Bühne im Zentrum der ausverkauften Alten Feuerwache in Mannheim positioniert worden, auf 360 Grad vom Publikum umgeben.
Das ermöglicht einerseits durch Nähe und wechselnde Perspektiven einen besonderen Bezug zur Band und deren Gästen; andererseits aber (womit wir bei der Technik wären) stellt es ganz besondere Anforderungen an den von Rouven Eller gemachten Sound. Und der ist glasklar, von plastischer Tiefe und scharfer Kontur: Die Stille zwischen zwei Tönen ist frappierend absolut.
Das fällt insbesondere beim Auftritt von Gastmusikerin Emma Elisabeth auf (und ins Gewicht), denn die schwedische Singer-Songwriterin spielt stark mit Dynamik und Kontrasten, mit Farben und Klang-Texturen: Rau und filigran, finster und funkelnd, zart und zerkratzt sind ihre Songs wie „Into The Blue oder „Telescope“ – was glänzend im unerhört pointierten Zusammenspiel mit der Band gedeiht und man sich als Gothic-Folk oder eine Las-Vegas-Show-Musik vorstellen kann, die in einem Zerrspiegel reflektiert wird. Das ist großartig und lässt uns ebenso an PJ Harvey wie Patti Smith oder King Hannah denken.
Die passende Visualisierung liegt in den Händen von Cedric Jack Jankowski, der verfremdete Naturimpressionen oder suggestive geometrische Mantren über die Rundum-Projektionsflächen driften lässt.
David Maier: „Wir alle sind das Vereinsheim“
Stichwort Rundum-Einbettung: „Wir alle sind das Vereinsheim“, betont Sänger und Moderator David Maier, nachdem er und die Band den Konzertabend mit einer feinfühligen Coverversion von David O’Dowdas Ballade „Finding A Place“ eröffnet haben. Das Vereinsheim sei eine Einladung an das Publikum, „Teil des Ganzen zu werden“, gleichsam „der erweiterte Kreis dieser Band zu sein.“ Seit zwölf Jahren ist das so, und inzwischen bespielt Das Vereinsheim neben Mannheim auch die Städte Karlsruhe und Mainz.
Das Kernteam bilden dabei David Maier, Keyboarder Nico Schnepf und Sound-Maestro Rouven Eller, die mit wechselnden Bandbesetz-ungen und Gästen musizieren. Kongenial begleitet werden sie heuer von Dave Mette am Schlagzeug, Arthur Braitsch an der Gitarre und Joël Fonsegrive am Bass.
Zweiter Singer-Songwriter-Gast des Abends ist der aus Tübingen stammende und in Berlin Wahl-beheimatete Sänger und Songschreiber Bayuk, der mit Stücken wie „200 Miles“ oder „You Won“ souverän gespielten und gesungenen Pop mit Folk- und Soul-Noten serviert. Dazwischen sorgen Band-Eigenkompositionen wie das zwischen nachdenklichem Bruce Springsteen und verliebtem Rio Reiser changierende „Auf meinem Weg zu dir“ oder auch ein extravaganter Überraschungsauftritt von Gitarrist Braitsch für ein überzeugendes Gesamtvergnügen. 360 Grad eben.
Weiter in Mannheim geht’s dann nächstes Jahr – und zwar erstmals – mit einem direkten Doppel-Date: Am 2. und 3. April ist Das Vereinsheim wieder in der Feuerwache zu Gast, kündigt Maier an. Am besten gleich notieren!
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-vereinsheim-nimmt-publikum-in-klangkunstkreis-auf-_arid,2270016.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html