Konzert

Ur-Väter des Heavy Metal: Judas Priest in der Mannheimer SAP Arena

Ein wahres Fest für Fans harter Klänge: Judas Priest - die Ur-Väter des Heavy Metal - haben die Mannheimer SAP Arena gerockt. Wie das Konzert war und bei den Fans der Band ankam

Von 
Jakob Roth
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Judas Priest haben 1969 als Blues-Band angefangen. Heute gelten sie als Legenden des Heavy Metal. © Rudolf J. Uhrig

Mannheim. Wenn Judas Priest auf die Bühne kommen, sehen sie auf den ersten Blick aus wie ein lebendes Klischee: Zu harter Musik gesellen sich eine enge Lederkluft, Motorrad, Nieten und Nagelgürtel. Das volle Programm. Ein Klischee sind sie aber, wie gesagt, nur auf den ersten Blick: Judas Priest laufen keinem Trend hinterher. Sie haben den Leder-Nieten-Look erfunden - und das Genre Heavy-Metal geprägt wie kaum eine andere Band. Sie sind das Original.

Priest sind Veteranen der ganz alten Schule, haben 1969 noch als Blues-Band angefangen und aus ihren harten Riffs dann die Ur-Masse des Metal destilliert. Dieser Sound funktioniert bis heute: Mit ihrem neuen Album „Invincible Shield“, das in Deutschland große Chart-Erfolge gefeiert hat, sind sie in diesem Jahr auf Tour - und haben jetzt auch in der SAP-Arena gespielt.

Richie Faulkner beim Judas Priest Konzert in der Mannheimer SAP-Arena. © Rudolf Uhrig

Schon früh am Montagabend wimmelte es vor der Arena von Fans. Viele unter ihnen trugen Kutten mit großen „Judas Priest“-Aufnähern, unterhielten sich und genossen vor dem Einlass ein letztes Bier in der Sonne. An die lockere Stimmung draußen konnte die Vorband drinnen gleich anknüpfen: Die Einheizer waren an diesem Abend „Saxon“.

Wie Judas Priest sind sie echte Urgesteine des Genres. Mit Kunstnebel, rotem Licht und „Hell Fire and Damnation“ kamen sie sogar einige Minuten früher als geplant auf die Bühne. Knallende Trommelschläge von Schlagzeuger Nigel Glockler mündeten in krachende Gitarrenakkorde.

Eine Stunde lang heizte kräftiger Oldschool-Metal durch die Halle, die Fans rumorten nach jedem Song immer lauter. Es lag Spannung in der Luft. Saxon rollten Judas Priest mit ihrem Auftritt den roten Teppich aus.

Judas Priest gelten als Ur-Väter des Heavy Metal

Gegen 21 Uhr dunkelte sich die Arena ein zweites Mal ab. Grelle, weiß leuchtende Scheinwerferstrahlen umrahmten ein riesengroßes Banner. Darauf zu lesen stand das Motto des neuen Priest-Albums: „United we stand, divided we fall (…) as we all raise the invincible shield.“ Also: „Vereint stehen wir, geteilt fallen wir, während wir alle den unbesiegbaren Schild erheben.“

Der unbesiegbare Schild: Eine Metapher, die klar macht, dass Judas Priest als Ur-Väter des Heavy Metal gelten - und diesen Status auch verteidigen möchten.

Und wie ginge das besser als mit zwei Metal-Hymnen gleich zu Beginn. Die erste war alt und kam vom Band: Black Sabbaths „War Pigs“ dröhnte durch die Boxentürme. Die zweite Hymne war dann völlig neu: Pompös thronte eine mehrstimmige, heroische Gitarrenmelodie auf dichten Synthi-Flächen, beides sackte jedoch schnell in sich zusammen.

Das Publikum rockte zu Judas Priest in Mannheim. © Rudolf Uhrig

Am Ende blieb nur noch ein dunkel brummender Basston, zu dem sich züngelnde Synthesizer- und Gitarrenklänge mischten. Im Hintergrund donnerten mehrere Drum-Fills. Das Riesen-Banner hing dabei immer noch. Als die Scheinwerferkegel dann umherzuckten und Sänger Rob Halford mit seiner markanten, etwas nasalen Stimme dazustieß und den ersten Song „Panic Attack“ begann, fiel es herunter - die Fans jubelten lautstark.

Gleich zu Beginn des Konzertes spielte die Band einige ihrer Klassiker ohne große Pause. Kaum war das Echo von „Panic Attack“ nicht mehr zu hören, begann schon das scharf pulsierende Riff von „You’ve Got Another Thing Comin‘“, das um die Kickdrum des Schlagzeugs zuckte. Gitarrist Richard Faulkner stemmte dann seine V-förmige E-Gitarre auf die Oberschenkel, ließ seine langen blonden Haare lässig zurückfallen und feuerte ein virtuoses Solo ab - stark umjubelt von den Fans in den ersten Reihen.

Bei „Painkiller“ spielen alle Bandmitglieder am Limit

Besonders früh in der Setlist tauchte an diesem Abend auch der wahrscheinlich bekannteste Song von Judas Priest auf. „Breaking the Law“ vom ikonischen Album „British Steel“ war schon der vierte Song im Programm.

Ohne Pause knüpfte danach „Riding in the Wind“ an - der Judas-Priest-Mega-Hit blieb beim Konzert in Mannheim also nur eine Randerscheinung. Rob Halfords hohe Schreie und melodiöse Gesangsparts durch alle Tonregister waren technisch brillant. Trotzdem klang seine Stimme zeitweise übersteuert und grell. Es fehlte an Balance. Wie zum Beispiel bei Halfords lautem Schrei beim Song „Rapid Fire“. Der war beeindruckend gesungen, aber so laut, dass das Trommelfell kräftig vibrierte.

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Till Börner
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Gegen Ende des Konzerts gab Sänger Rob Halford eine Ansprache - die erste im Konzert. Nach mehr als einer Stunde Heavy-Metal-Dauerfeuer setzte er sich auf die Bühne und schaute in die Menge. Er kam dann auf die Alben zu sprechen, die Judas Priest aufgenommen haben: von der ersten Platte „Rocka Rolla“ über Erfolge wie „British Steel“ bis zum neuen Release „Invincible Shield“. „Seit 50 Jahren treten wir für den Metal ein - wir haben diese Musik damals mit Kollegen wie Black Sabbath erfunden“, erklärte Halford.

Und dass Judas Priest die Ur-Väter des Metal sind, war gleich darauf zu hören: Schlagzeuger Scott Travis heizte nämlich noch mehr ein, als er die berühmte Frage stellte: „What do you wanna hear?“ Geschlossen rief die Menschenmasse „Painkiller“ zurück. Eingeleitet durch ein Schlagzeugsolo führten darauf bei „Painkiller“ züngelnde Gitarrensoli von Richard „Richi“ Faulkner auf den Gesang von Halford hin. Die Nummer zieht immer noch - auch, weil hier hörbar ist, wie Judas Priest klingt, wenn alle Bandmitglieder am Limit spielen.

Lautstark applaudierten, pfiffen und johlten deshalb auch die Fans. Denn sie haben bekommen, was sie hören wollten. Reinsten Heavy-Metal. Das Original eben.

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