Mannheim/Bogota. Was muss man für ein Schlagzeuger sein, wenn dich mit Nirvana-Ikone Dave Grohl der vielleicht wichtigste Rock-Drummer der Gegenwart in seine neue Band abwirbt? Und dann machten beide die Foo Fighters binnen 25 Jahren zur derzeit wohl größten US-Rockband, die weltweit Stadien füllt und die größten Festivals anführt. Dementsprechend groß ist die Trauer und Bestürzung über den Tod von Taylor Hawkins über die Musikszene hinaus.
Der 50-Jährige wurde tot in einem Hotel im kolumbianischen Bogotá aufgefunden, wie zuerst das Nachrichtenmagazin „Semana“ online berichtet hatte. Die Band sollte dort beim Musikfestival Estereo Pìcnic auftreten. Die Todesursache war zunächst unklar. Nach ersten Berichten hatte der Schlagzeuger über Schmerzen in der Brust geklagt, ein Krankenwagen wurde gerufen. Als dieser ankam, war Hawkins jedoch schon tot.
Am Samstag bestätigte das zuständige Gesundheitsamt den Hergang. Bei einer ersten gerichtsmedizinischen Untersuchung wurden in Hawkins’ Körper zehn verschiedene Substanzen festgestellt, darunter THC (Marihuana), trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine und Opioide, wie die Generalstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes am Samstag (Ortszeit) mitteilte.
Bei dem Rockfestival in Bogotá kam es zu einer Schweigeminute, Fans pilgerten zum Hotel der Band und zündeten Kerzen an. Wie es mit den Auftritten der Foo Fighters weitergeht, war zunächst unklar. Am 3. April sollten sie bei der Grammy-Gala in Las Vegas spielen. Für den 8. Juni ist ein Deutschland-Termin der 2021 in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommenen Band in Berlin geplant.
Udo Dahmen, künstlerischer Direktor der Mannheimer Popakademie, würdigte seinen Schlagzeuger-Kollegen auf Anfrage dieser Redaktion: „Der Tod von Taylor Hawkins, bei den Foo Fighters das Alter Ego von Dave Grohl, ein energetischer Drummer und Sänger in weiteren Musikprojekten, bedeutet einen großen Verlust für die Welt der Rockmusik. Schon in Alanis Morisettes Liveband hat sein kraftvolles Spiel überzeugt.“ Ex-Beatles-Drummer Ringo Starr reagierte kurz nach der Todesnachricht auf Twitter: „Gott segne Taylor. Frieden und Liebe an seine ganze Familie und die Band.“ Guns-‘n-Roses-Gitarrist Slash twitterte, er sei am Boden zerstört aufgrund des Verlustes „unseres Freunds Taylor Hawkins. Ich habe keine Worte, um all die Gefühle auszudrücken, die dieser Abschied bei mir auslöst.“
Im Lauf des Wochenendes äußerten weitere Stars ihre Betroffenheit: Metal-IKone Ozzy Osbourne (73, Black Sabbath) bezeichnete Hawkins am Samstag als „großartigen Menschen und erstaunlichen Musiker“. Queen-Schlagzeuger Taylor (72) erklärte: „Er war ein freundlicher, brillanter Mann und (...) der beste Freund, den man haben kann.“ Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger (78) teilte auf Twitter mit, er sei „unendlich traurig“. Für den Sänger der Hardrock-Band Guns N’ Roses, Axl Rose (60), war der Foo-Fighters-Drummer ein „wirklich toller Typ, Schlagzeuger und Familienmensch“. Beim Lollapalooza Festival in Brasilien brach US-Sängerin Miley Cyrus (29) in Tränen aus und widmete Hawkins den Song „Angels Like You“.
Neben der enormen Energie und ansteckenden Euphorie mit der Hawkins in einem Wirbelsturm aus fliegenden blonden Haaren auf seine Felle eindrosch, als wolle er Led Zeppelins John Bonham beerben, wird seine Spielfreude unvergessen bleiben. Treffender formuliert: Seine fast kindlich anmutende Verspieltheit, die im kongenialen Zusammenspiel mit Foo-Fighters-Sänger und -Gitarrist Grohl live immer wieder besondere Momente schuf.
Oliver Taylor Hawkins, den mittleren Namen widmete er Queen-Schlagzeuger Roger Taylor konnte selbst Songs schreiben, sehr formidabel singen und beeindruckte häufig mit Freddie-Mercury-Passagen. Stilistisch war er völlig offen, trug auch mal ABBA-T-Shirts auf der Bühne und nannte viele Schlagzeuger als Einflussquellen zwischen Pop, Alternative und Progrock. Neben Starr zum Beispiel Phil Collins, Stewart Copeland von The Police, Budgie (Siouxsie And The Banshees), Jane’s Addictions Stephen Perkins, Jim Gordon von Derek And The Dominos oder Rushs Neil Peart.
Seine Band verabschiedete den gebürtigen Texaner auf Twitter: „Die Familie der Foo Fighters ist durch den tragischen und verfrühten Verlust unseres geliebten Taylor Hawkins am Boden zerstört“, schreibt die Band auf schwarzem Hintergrund. „Sein musikalischer Geist und sein ansteckendes Lachen werden für immer unter uns allen weiterleben.“ Die Foo Fighters sprachen seiner Frau, seinen drei Kindern und Angehörigen ihr Mitgefühl aus und baten darum, deren Privatsphäre zu respektieren. Zur Todesursache wurde zunächst nichts bekannt. (mit dpa)
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