Nachruf

Trauer um „Mord im Quadrat“-Autor Walter Landin aus Mannheim

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Der Mannheimer Schriftsteller Walter Landin am 11. September 2018 bei seiner Buchvorstellung "Späte Schatten" im Städtischen Leihamt. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Vollkommen unerwartet ist Schriftsteller Walter Landin am 28. Oktober den Folgen einer unentdeckten Herz-Kreislauf-Erkrankung erlegen. Das teilte sein Sohn Florian Landin am Montag dieser Redaktion mit. „Eine Woche vorher hat er noch auf der Frankfurter Buchmesse gelesen.“ Nach einem schönen Tag habe sein körperlich sehr aktiver, bis zum Ende jung gebliebener Vater nach der „Tagesschau“ auf dem Sofa das Bewusstsein verloren. „Trotz perfekter Rettungskette kam jede Hilfe zu spät“, berichtete Florian Landin. 

Der am 29. Mai 1952 im pfälzischen Dirmstein geborene und aufgewachsene Schriftsteller zählt mit den Fällen der Kommissare Baumer und Lauer seit den 1990er Jahren zu den Pionieren und erfolgreichsten Vertretern des kurpfälzischen Regionalkrimis. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller veröffentlichte ab 1985 - zunächst unregelmäßig - auch Mundarttexte im „Pälzer Saund“, Theaterstücke oder Lyrik. Auch zeitkritische und historische Inhalte, speziell aus der NS-Zeit, literarisch zu verarbeiten, lag ihm am Herzen. Nach dem Abitur in Frankenthal studierte Landin in Mannheim und Heidelberg Deutsch und Geschichte. Danach unterrichtete er bis 2013 an der Realschule Feudenheim, wo er nach einigen Jahren auf der Rheinau ab 1986 mit seiner Frau Irene und zwei  Kindern lebte.

Großer Durchbruch mit "Mord im Quadrat"

Der Titel der frühen „Kürzestgeschichten“-Sammlung „Plötzlicher Tod“  (1996) liest sich heute fast hellseherisch. 1998 folgte die Kriminalerzählung „Baumers Fall“. Ab 2006 widmete Walter Landin sich professionell dem später boomenden Format Regionalkrimi und landete 2007 mit dem Erzählungsband „Mord im Quadrat" einen sechsmal aufgelegten Dauerbrenner im Mannheimer Wellhöfer Verlag. Dort erschienen auch Roman-Erfolge wie „Mannheimer Karussell" (2008), "Bluthitze. Kommissar Lauer ermittelt“ (2009) und weitere Lauer-Fälle. Landin war ein Meister darin, mit viel ungeschönter Liebe zu den Details seiner Heimat Mannheim und die Region als Kulisse der Handlung plastisch werden zu lassen.

Sein früherer Verleger, der Mannheimer Ulrich Wellhöfer, erinnert sich auf Anfrage: „2006, weit vor dem inflationären Erscheinen von Regionalkrimis, hat Landin bei mir im Verlag seine Mannheimer Kurzkrimisammlung ,Mord im Quadrat‘ herausgebracht. Dieses Buch war und ist bis heute ein außerordentlicher Erfolg und wurde  auch weit über die Region hinaus wahrgenommen. Landin zeigt hier seine große literarische Stärke, mit wenigen Sätzen Spannung und Atmosphäre zu erzeugen und den Leser in den Bann seiner originellen Handlungen zu ziehen.“ Mit diesem Band habe er seinen Ruf als literarischer Autor unter den Regionalkrimi-Autoren begründet. Besonders gut in Erinnerung  habe Wellhöfer „eine besondere Perle im regionalen Krimisegement: die Hörbuchaufnahme von ,Mord im Quadrat‘ im kongenialen Zusammenspiel der Stimmen von  Bettine Franke und Bertold Toetzke mit Gitarrist Hans Reffert (Musik) im Jahr 2007."

Endgültig „Blut geleckt“ als Krimiautor hatte Landin  2006 bei einem Schreib-Wettbewerb  der „Süddeutschen Zeitung“, den er gewann. Wie er bei einem früheren Gespräch mit dieser Redaktion erzählte, war dabei ein Zitat aus den „50 bekanntesten Krimis“ vorgegeben. Dass er sich dabei vom eigenen Erleben habe lösen müssen, fand er spannend: „Das vorgegebene Zitat bot unzählige Möglichkeiten, sich literarisch zu entfalten.“ Als Historiker, Lehrer und Autor beschäftigten ihn nicht nur Kriminalfälle der Zeitgeschichte, sondern vor allem auch die Zeit des Nationalsozialismus. Auch unter dem Eindruck der offenen Hitlergrüße 2018 in Chemnitz schrieb er den Mannheim-Krimi „Späte Schatten“ und erzählte bei der Buchpräsentation von Befürchtungen, die inzwischen ziemlich konkret geworden sind – nämlich dass in Bundeswehr und Polizei schon „rechte Netzwerke“ aktiv sein könnten.

Ein Nachfolger für "Wormser Gift" ist geplant

Zuletzt veröffentlichte Walter Landin  im Worms-Verlag den Roman  „Wormser Gift“ über die reale Serienmörderin Christa Lehmann, die in den 1950er Jahren das Pflanzenschutzmittel E 605 für ihre Taten in der Nibelungenstadt einsetzte und damit Schlagzeilen machte. Laut Florian Landin hatte sein Vater ein letztes Romanmanuskript abgabebereit, was Berthold Röth vom Worms-Verlag bestätigte. Es drehe sich ebenfalls um Mordfälle in Worms in den 1970er oder 1980er Jahren. Eine Veröffentlichung postum ist geplant. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt. Die Familie plant als Gedenkveranstaltung eine Lesung aus Landins Werk, der Termin steht noch nicht fest.

Info: Ein Podcast über „Wormser Gift“ unter wormsverlag.de.

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