Zeitzeichen

Tote Hosen gegen Die Ärzte in Mannheim

Seit 40 Jahren wird den Toten Hosen und den Ärzten eine Bandrivalität nachgesagt. Nun spielen die Berliner nur sieben Wochen nach den Düsseldorfern auf dem Maimarkt. Da fragt man sich: Wer spielt besser "Schrei nach Liebe"?

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Wie die Toten Hosen bestehen auch Die Ärzte seit unglaublichen 40 Jahren. Und fast genau so lange ist es her, dass versucht wurde, den beiden ikonischen Deutschpunk-Bands eine Rivalität à la Beatles versus Rolling Stones anzudichten. In charmanten Frotzeleien hallt dieses Marketing-Gedöns bis heute nach. Dabei huldigen die Düsseldorfer sogar auf ihrer Jubiläumstournee „Alles aus Liebe“ den Kollegen, in dem sie auf jedem Konzert den Ärzte-Klassiker „Schrei nach Liebe“ spielen. Obwohl sie mit „Sascha (Ein aufrechter Deutscher)“ selbst einen der wichtigsten Anti-Nazi-Songs im Repertoire hätten. Manchen Fans ist längst nicht mehr klar, von wem das Lied eigentlich ist.

Dabei macht das Campino auf der Bühne, wie zuletzt auf dem Mannheimer Maimarktgelände, durchaus transparent. Denn den Hosen sei es von jeher ein Anliegen, hoffnungsvollen Nachwuchs zu fördern: „Uns sind da ein paar Talente in Berlin aufgefallen – wirklich nicht schlecht.“ Die würden vielleicht irgendwann mal von der Musik leben können, wenn sie genug Hörer fänden. „Deshalb haben wir gedacht, wir fangen hier in Mannheim mal damit an: Checkt das mal aus, geht mal zu einer Club-Show, wenn sie vorbeikommen. Dieses Lied hier ist eins von ihnen, es heißt: ,Schrei nach Liebe’!!!“

Nun, die Gelegenheit, die drei Talente aus Berlin mal durch den Musik-TÜV zu schicken, steht schon vor der Tür beziehungsweise im Konzertkalender. Nur spielen, Farin Urlaub, Bela B und Rod nicht im 7er Club, im Alter oder im Café Central, sondern am 11. September 2022 ebenfalls ein Open Air auf dem Maimarkt. Und da können die beiden Bands noch so befreundet sein: Es wird schon interessant sein, ob Die Ärzte in Mannheim mehr als die (in Pandemie-Zeiten beachtlichen) 28 000 Leute anlocken, die am Sonntag bei den Hosen an einem Sonnenstich gearbeitet haben.

Wir werden auch die Ohren Spitzen, welche „Schrei nach Liebe“-Version besser klingt und wessen Fans dabei lauter mitsingen. Band-Rivalitäten mögen albern sein, Spaß machen sie trotzdem. Jörg-Peter Klotz

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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