Mannheim. Zeit und Raum verlieren. Es ist wieder Time Warp – und Mannheim nach einigen Höhen und Tiefen wieder Mittelpunkt der internationalen Technoszene. Rückblickend hatten sie einfach ziemlich Pech. Frühjahr 2020, Corona, die Welt hat noch nicht verstanden, was da eigentlich gerade passiert. Die für März geplante Time Warp muss kurzfristig abgesagt werden – „als erste Großveranstaltung weltweit“, wie sich Robin Ebinger erinnert. Der Geschäftsführer von Cosmopop veranstaltet seit fast drei Jahrzehnten den Mega-Rave. Und dann kam der Stillstand. Es folgten Ausweichveranstaltungen, langsames Antasten an die postpandemische Party.
"Vier Jahre sind verdammt lange"
Nun wird von Samstag auf Sonntag die Time Warp am gewohnten Termin und in gewohnter Größe stattfinden. 19 Stunden Ekstase und Euphorie – vor einem Jahr wäre das nicht möglich gewesen. „Wir sind schon sehr aufgeregt“, sagt Ebinger und man hört die Erleichterung. „Vier Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Jetzt ist da vor allem eine Mischung aus Respekt, Aufregung und riesiger Vorfreude.“
Time Warp & Cosmopop
- Nach drei Jahren Pandemie mit Absagen und kleineren Ausgaben kann der Rave zum ersten Mal seit 2019 wieder in voller Größe stattfinden.
- Über 40 DJs sorgen auf sechs Floors 19 Stunden lang für musikalische Ekstase.
Headliner sind unter anderem Sven Väth, Richie Hawtin, Laurent Garnier, Nina Kraviz und Amelie Lens
Robin Ebinger (49) ist Mitgründer der Eventagentur Cosmopop, die nicht nur die Time Warp in Mannheim, sondern inzwischen auch Ableger in New York, Sao Paulo und Santiago de Chile veranstaltet. - Gemeinsam mit der Agentur Polysense betreiben sie auch den Club Zimmer in der Mannheimer Innenstadt sowie die Open-Air-Location Hafen 49.
- Für die Time Warp sind nur noch „Early Monring“-Tickets erhältlich (von 5 Uhr morgens bis 14 h, Kosten: 59€).
- Auf dem gesamten Gelände kann nur bargeldlos mit einem speziellen Armband bezahlt werden, das mit Guthaben aufgeladen wird.
- Weitere Informationen und Timetable: www.time-warp.de.
Dass die Leute wieder bereit sind, zeigte sich schon am Vorverkauf. 20.000 Tickets sind weg, die Time Warp ist ausverkauft. Gut 50 Prozent der Gäste reisen an – ob aus Benelux oder Australien. „Es gibt fast kein Land, in dem wir keine Fans abholen“, bestätigt Ebinger. Die Time Warp, sie ist nicht nur Technoparty, sondern vor allem auch Big Business. „In der Branche gibt es wenig Messen, – unser Event ist nach der Winterpause Kontaktbörse für Veranstalter, für Manager, Künstler und Trendscouts.“ Die Time Warp selbst ist dabei zum Exportschlager geworden. Inzwischen gibt es Ableger in New York, in Chile und in Brasilien.
Mannheim ist dabei das Mutterschiff mit der größten Strahlkraft. Hier wollen die DJs spielen. Viel Platz für lokale Künstler bleibt da nicht – mit Steffen Baumann und Seebase schaffen es gerade zwei, sich zu positionieren. Ein Blick auf das Line-Up zeigt dafür große Namen, die teilweise seit dem Urknall 1994 dabei sind - etwa Laurent Garnier oder Sven Väth. Und es zeigt noch etwas: einen Anteil von männlichen Acts der bei über 80 Prozent liegt. Ein generelles Problem der Szene? „Viele der Künstler sind noch Zusagen aus dem abgesagten Event im Jahr 2020, das immer wieder verschoben wurde. Die Acts wurden also in 2019 gebucht“, versucht sich Ebinger an einer Erklärung. „Daher hatten wir in 2023 leider wenig Flexibilität in der Programmgestaltung“. Besser soll es werden mit dem Jubiläum: „Es gibt viele neue Talente. Die haben wir auf dem Schirm und für 2024 in Planung.“
Egal wie, die DJs scheinen immer wieder gerne zu kommen. Ein Richie Hawtin oder Ricardo Villalobos ist so gut wie jedes Jahr dabei. „Wir sind im internationalen Vergleich sehr deutsch“, erklärt sich das Robin Ebinger. „Das heißt, wir arbeiten sehr korrekt; wir versuchen die Arbeitsplätze des DJs immer perfekt umzusetzen, sodass sie sich wohlfühlen und zu Höchstleistungen kommen. Das spüren auch die Gäste und geben wiederum ein gutes Feedback an die Bühne weiter – das ist ein charmanter Kreislauf.“
„Wir machen nicht nur auf der Bühne Abrakadabra“
Mit Sicherheit liegt es auch an dem, was Robin Ebinger im Gespräch als „Time Warp-DNA“ bezeichnet: ein künstlerischer Dreiklang aus Licht, Ton und Musik. „Wir versuchen, die Räume als Ganzes zu inszenieren“, spezifiziert er. So haben die Artists und Gäste das Gefühl eines intimen, authentischen Clubbesuches– auch wenn sie in einer riesigen Halle stehen. „Das ist etwas, was durch die ganze Nacht trägt.“ Weil er von allen Seiten bespielt wird von Video, Licht, Sound. Daran arbeiten im Vorfeld viele Experten mehrere Monate.
Lärmemissionen
- Kontrolle: Ein unabhängiger Toningenieur wird die Lärmemissionen während der Veranstaltung mithilfe überwachen.
- Info-Hotline: Unter der Nummer 0621/4250985 werden Fragen rund um das Festival beantwortet. Die Hotline ist während der Veranstaltungszeit von 19:30 bis 14 Uhr durchgängig erreichbar
„Wir machen nicht nur auf der Bühne Abrakadabra“, erklärt Ebinger und wird nicht müde, die Arbeit des technischen Direktors Anatol Fried zu loben. „Die Energie, das Geld, und die Ideen gehen in den Dancefloor und das Erlebnis dort. Da, wo es der Gast bewusst spürt und unbewusst wahrnimmt.“
Tausende Raverinnen und Raver werden das am Samstag auf Sonntag erleben: Wenn die Zeit für ein paar Stunden still steht in Mannheim.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-time-warp-2023-respekt-und-vorfreude-_arid,2067333.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html