Mannheim. Einen neuen Chor zu gründen in Zeiten von Corona: Das ist ein mutiges Unterfangen. Genau das haben Johannes Schulz und einige seiner Freunde aus der Musikhochschule getan und sich den Namen Kammerchor MAgnifico e. V. gegeben. Anfang Oktober (9.10., 17 Uhr) gibt es ein erstes a-cappella-Projekt in der Mannheimer Schlosskirche, und da die jungen Profis dies in Ihrer Freizeit machen, wird der Eintritt kostenlos sein, um Spenden wird freilich gebeten – ein Gespräch.
Was hat Sie veranlasst, einen neuen Chor zu gründen und nicht in einem der bestehenden zu singen?
Johannes Schulz: Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Sängerinnen und Sänger und auch Leute, die mit uns den Verein gegründet haben, stammen aus der Mannheimer Musikhochschule oder deren Umfeld. An der Musikhochschule gibt es eine sehr gute Chorarbeit, die leider während der letzten zwei Jahre oft eingeschränkt war. So entstand die Idee, einen Chor zu gründen, der eigenständig und ohne institutionelle Abhängigkeit planen und arbeiten kann, auch nach dem Studium.
Und wer ist der Chorleiter?
Schulz: Das ist Timur Ahmad. Er ist auch Vereinsvorsitzender und studiert noch an der Hochschule Dirigieren mit Schwerpunkt Chorleitung sowie Schulmusik. Seine gute Ausbildung ermöglicht uns, Konzertprojekte mit kürzeren Probenphasen zu meistern.
Johannes Schulz, Timur Ahmad und das Konzert
- Johannes Schulz, 27, stammt aus Bad Säckingen. Er hat in Mannheim und Heidelberg die Fächer Schulmusik und Geschichte auf Lehramt studiert und wird ab kommendem Jahr sein Referendariat an einem Gymnasium absolvieren.
- Timur Ahmad, 30, studiert Schulmusik und Dirigieren mit Schwerpunkt Chorleitung bei Harald Jers an der Musikhochschule Mannheim. Ahmad hat auch Informatik an der Universität Mannheim studiert.
- Konzert: Der Kammerchor MAgnifico singt am 9. Oktober um 17 Uhr in der Schlosskirche Mannheim (Eintritt frei, um Spenden wird gebeten). dms
Wenn das Studium zu Ende ist, werden die Mitglieder zerstreut. Wie soll das dann gehen?
Schulz: Viele werden ihr Studium in Mannheim bald abschließen und dann beispielsweise als Musiklehrerinnen und -lehrer an Schulen in ganz Baden-Württemberg verteilt arbeiten. Wir möchten mit den voraussichtlich jährlichen Projekten einen Ort schaffen, der die Verbindungen und Freundschaften aus dem Studium in Mannheim aufrechterhält. Neben diesem sozialen Aspekt können wir mit unseren Konzerten der Stadt Mannheim auch etwas zurückgeben – schließlich verdanken wir der Stadt mit ihrem reichen kulturellen Leben viele tolle Konzerte, was unser Musikstudium ergänzt und bereichert hat.
Machen Sie da nicht dem Kammerchor der Hochschule Konkurrenz?
Schulz: Wir verstehen das nicht so, auch nicht als Konkurrenz zu anderen Chören in Mannheim. Die Sängerinnen und Sänger wirken alle bei vielen Chören der Region mit, teilweise auch selbst als Leitung. Vielmehr möchten wir die Kulturlandschaft mit hochwertigen Konzerten ergänzen.
Konzentrieren Sie sich im Repertoire auf etwas Bestimmtes – etwa auf a-cappella-Literatur, was ja günstiger zu organisieren ist?
Schulz: Das erste Programm ist a-cappella, ja. Wir bilden einige Epochen ab, von alter Musik über die deutsche Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Wir möchten gerade auch die jüngeren Sängerinnen und Sänger an anspruchsvolle Werke heranführen und im Ergebnis dem Publikum ein abwechslungsreiches Konzert bieten.
Die aktuelle Musik hat es immer schwer. Welche Zeitgenossen singen Sie?
Schulz: Wir singen das Stück „Die Stimme des Kindes“ des finnischen Komponisten Jaako Mäntyjärvi. Ein zutiefst romantischer Text von Nikolaus Lenau, der den Schlaf eines Kindes in der lauten Welt verklärt, liegt dem Stück zugrunde.
Sie nennen sich MAgnifico! Wie viel Großartigkeit garantieren Sie?
Schulz: Ja, unser Name heißt übersetzt großartig oder prächtig. Mit dem „MA“ im Namen soll unsere Verbindung zur Stadt zum Ausdruck gebracht werden. Wir haben gute Voraussetzungen, diesem Namen bereits beim ersten Konzert gerecht zu werden! Unsere Sängerinnen und Sänger, allesamt mit langjähriger Chorerfahrung und ausgezeichneten Stimmen, sind sehr motiviert und engagiert. Mit ihnen hat Timur Ahmad die großartigen Stücke erarbeitet und ein hochwertiges Konzertprogramm gestaltet.
Sie selbst singen gar nicht mit?
Schulz: Ich singe auch mit und freue mich sehr darauf.
Haben Sie über die Gründung mit Chorprofessor Harald Jers gesprochen?
Schulz: Nein, bisher nicht. Wir haben den Verein selbstständig gegründet.
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