Die Lese(r)welt trifft sich wieder in Leipzig. Noch bis Sonntag präsentieren über 2000 Verlage ihre Frühjahrs-Neuerscheinungen. Und die Stimmung in der Branche ist ziemlich gut, nach einem Rückgang im Jahr 2011 sei sie "ungebrochen stark", die Zahlen stimmten, so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Und so startete man in Leipzig die "Vorsicht Buch!"-Kampagne, die den Menschen Lust auf Lektüre und deren Kauf beim örtlichen Buchhändler machen soll.
(Vor-)Gelesen wird auf dem Leipziger Messegelände freiwillig. Auf 2900 Veranstaltungen ist das "Leipzig liest"-Rahmenprogramm angeschwollen. Péter Esterházy, Amos Oz, Martin Walser, György Konrad, aber auch Promis wie Axel Schulz, Joy Fleming und vor allem Michail Gorbatschow ziehen mit ihren Erinnerungen die Massen an. Aber auch noch unbekanntere Schriftsteller aus kleineren Verlagen finden ihre Zuhörer. Gelesen wird fast überall, ob im Ägyptischen oder dem Bilder-Museum, in der Trauerhalle des Südfriedhofes etwa gibt es "Die lange Nacht der kurzen Krimis". Zur "Langen Leipziger Lesenacht" treten in der Moritzbastei 55 Autoren an. Und wenn der Schauspieler Christian Berkel aus Joanne K. Rowlings "Ein plötzlicher Todesfall" liest, ist das "Forum Hörbuch und Literatur" schnell zu klein. Und im Jahr seines 200. Geburtstages ist auch Richard Wagner ein Messe-Thema, Opernsänger Bernd Weikl etwa will den Komponisten gegen Antisemitismus-Vorwürfe verteidigen.
Traditionell will man auf der Buchmesse vor allem jungen Lesern Bücher schmackhaft machen. Dazu gibt es nicht nur den Bereich der Comics und Mangas, sondern auch eine "Themenwelt Kinder und Jugend". Auf der Messe gibt es dazu 50 Veranstaltungen mit Bildungs- und Leseangeboten, zahlreiche Lesungen finden direkt im Klassenzimmer statt. Und damit Eltern und Kinder sich mit den vielen digitalen Angeboten zurechtfinden, hat man ein "Digitales Familiencafé" eingerichtet, wo Konsolen und Smartphones ausprobiert werden können, aber auch E-Reader. Die machen aber bisher nur zwei Prozent des Umsatzes aus. Damit junge Leser sich in der Fülle zurechtfinden, bekamen 30 Bücher den "Leipziger Lesekompass", der Lesespaß und Qualität garantieren soll. Und es wird der "Lesekünstler des Jahres 2013" gekürt, der Kinder und Jugendliche am besten fesseln konnte.
Junge, unabhängige Verlage finden auf der Leipziger Buchmesse immer mehr Raum. Und da gibt es selten die normale Lesung mit Tisch, Stuhl und Wasserglas, sondern kleine, scheinbar spontane Happenings mit Buch. Und es wird viel gefeiert, etwa im Alten Landratsamt. Schon zum sechsten Mal gibt es die "LitPop", die Literatur-Party zur Messe im Neuen Rathaus. Bis in die Nacht hinein gibt es Lesungen und Poetry-Slams, selbst im Ratsplenarsaal haben einen Abend lang die Schriftsteller das Wort.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-starke-stimmung-_arid,446551.html