Hintergrund - Die Deutsche Staatsphilharmonie reist zum Persischen Golf – vier Konzerte in Dubais Coca-Cola Arena

Staatsphilharmonie und Beethoven in glühender Wüstenhitze

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Eine andere neue Welt: In Dubai stehen die höchsten Gebäude überhaupt. © dpa

Zweiundvierzig Grad Celsius. Nein, das ist keine gute Temperatur für Brahms und Beethoven. Das wäre also die schlechte Nachricht. Die gute aber ist, dass es an diesem Freitag, wenn die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz um 20 Uhr den ersten B-Dur-Akkord aus Brahms’ Haydn-Variationen spielen wird, nur noch 32 Grad sein werden. Draußen. In Dubai. Drinnen, in der futuristisch anmutenden Coca-Cola Arena wird es dann für die maximal 17 000 Besucher angenehm kühl sein. Der 2019 errichtete Gebäudekomplex des Architektenbüros Populous ist natürlich voll klimatisiert. Vielleicht fühlt sich dann sogar die Musik der dunklen deutschen Romantik wohl darin.

Botschafter für Rheinland-Pfalz

Vier Konzerte wird das Ludwigshafener Orchester am Persischen Golf geben – mit einem Composer in Residence: Alexey Shor, von dem die Staatsphilharmoniker unter Chef Michael Francis drei Werke während der kleinen Tour aufführen werden. Vier Konzerte in vier Tagen mit jeweils unterschiedlichen Programmen – das ist stramm. „Das ist eine Herausforderung“, sagt Intendant Beat Fehlmann dieser Redaktion, „aber vor allem eine große Anerkennung für das Orchester“.

Das Festival sei „sehr international ausgerichtet“ und biete namhafte Solistinnen und Solisten, sagt er. Fehlmann sieht in der Einladung auch, dass die Staatsphilharmonie nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch deutlich darüber hinaus ein Botschafter für Rheinland-Pfalz ist.

Organisiert ist die Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate von der European Foundation for Support of Culture (EUFSC), eine Non-Profit-Organisation, die der Unternehmer und selbst ernannte Menschenfreund Konstantin Ishkhanov auf Malta gegründet hat. Die EUFSC möchte Kultur- und Bildungsprojekte in Europa, dem eurasischen Kontinent, in Amerika und Asien initiieren. Zum Kern der Stiftung zählt nach eigenen Angaben das Ziel, die stärksten Facetten des musikalischen und kulturellen Welterbes in Europa zu verbreiten.

Chefdirigent Michael Francis, der alle vier Konzerte dirigieren wird, fühlt sich auch geehrt, wie er auf Anfrage mitteilt. „Wir fühlen uns geehrt und sind erfreut, Teil des internationalen In Classica-Festivals zu sein. Wir haben vier herausragende Programme mit bedeutenden Komponisten“, sagt Francis, der auch in Florida Chef eines Orchesters ist. „Wir alle freuen uns auf die großartigen Konzerte mit wunderbarer Musik.“

Dubai ist gewissermaßen ein Ersatzort. Eigentlich war das Festival für Malta geplant. Doch dann kam – wie überall auf der Welt – Corona. Im Gegensatz zur parlamentarischen Republik Malta ist Dubai beherrscht von Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum. Und im Gegensatz zum minimalen Inselstaat Malta ist Dubai die maximale Metropole – mit der höchsten Wolkenkratzerdichte und Höchsttemperaturen, bei denen der Hamburger Brahms ganz sicher ins Schwitzen gekommen wäre.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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