Zwingenberg. Die Schlossfestspiele Zwingenberg (Neckar-Odenwald-Kreis) starten am Freitag in ihre 39. Saison. Auf dem Programm stehen „Africa meets Classic“, ein Familienfest, „Musicalnacht unter Sternen“, „Rock of Ages“ und die Puccini-Oper „Tosca“.
Es ist angerichtet auf dem romantischen Schloss, das bei Zwingenberg oberhalb des Neckars thront: Bühne und Bestuhlung sind aufgebaut, die Proben laufen und das Wetter verspricht, sonnig und trocken zu werden. Nur die Zuschauer fehlen noch, und darüber macht sich Landrat Dr. Achim Brötel, Vorsitzender des Trägervereins der Festspiele, Sorgen. „Aktuell haben wir eine Auslastung von rund 53 Prozent“, stellte er bei einer Pressekonferenz am Dienstag fest. Das ist weit entfernt von der Spielzeit 2019, als man mit mehr als 8000 Besuchern und einer Gesamtauslastung von rund 87 Prozent einen Rekord erzielte.
Intendant Rainer Roos hat den Eindruck, dass die Leute sich immer später für den Kauf von Karten entscheiden würden. Zudem bevorzugten sie eher fröhliche als traurige Stücke. Brötel sieht darüber hinaus auch eine Entwicklung hin zu Unterhaltungsstücken und weg von anspruchsvollen Werken. So liegt bei den Festspielen die Auslastung bei „Tosca“ bei rund 39 Prozent, bei der Musical-Gala bei rund 70 Prozent.
Stabile Eintrittspreise
Trotz allem gehen die Macher der Festspiele zuversichtlich in die Spielzeit. Brötel wies darauf hin, dass man trotz gestiegener Kosten die Eintrittspreise nicht erhöht habe. Wobei die Ensemblemitglieder nicht zu den Kostentreibern zählen. Denn diese spielen zu den für das Jahr 2020 vereinbarten Gagen.
Den Anfang machen die Festspiele am Freitag- und Samstagabend mit „Africa meets Classic“, einem Crossover der Kulturen. Dazu erwartet die Besucher die Gruppe „MoZuluArt“ aus Simbabwe. Die beiden Vorstellungen sind zu rund 80 Prozent ausverkauft.
Rainer Roos verspricht insgesamt ein „einmalig vielseitiges Programm“, das von der Oper bis zum Musical reiche mit teilweise internationaler Besetzung. „Tosca gehört zu meinen Lieblingsopern“, schwärmt er von dem Puccini-Werk. „Wir haben sogar zwei waschechte Italiener auf der Bühne.“
Michael Gaedt verantwortet die Regie von „Rock of Ages“ (RoA). Der schwäbische Entertainer bezeichnet die Proben als „sehr intimes und reizendes Familientreffen.“ Die Besucher würden „die größten Hits der Rockgeschichte“ zu hören bekommen. In das Textbuch des Musicals hätten Anekdoten der Mitwirkenden Eingang gefunden. „Für mich ist das ein Riesenspaß“, sagt er. „Ich habe bei den Proben so viel gelacht wie in keiner Produktion“, pflichtete ihm Brigitte Oelke bei. Sie stellt mit Justice in dem Stück eine Tabledancebar-Betreiberin dar. „Das Stück verfügt über viel Tragik und Situationscomic“, verspricht sie. „Und trotz Comedy hat jede Rolle auch Tiefe.“
Sascha Krebs spielt den Lonnie in RoA. „Die Musik des Stücks ist der Grund dafür, dass wir alle Musik machen wollten“, erläuterte er. Denn es enthalte Top-Titel der 1980er Jahre, den „Sound unserer Jugend“. Er kenne viele der Mitwirkenden seit Jahren. „Wir verstehen uns blind“, sagte er. Dennoch handele es sich bei „Rock of Ages“ um eines der schwierigsten Stücke, die er gespielt habe. „Es verfügt über viele Handlungsstränge, und bekannte Musikstücke werden ineinander gemischt.“
Großes Festspielorchester
Holger Roos wirkt in RoA und in „Tosca“ mit. Seit 2001 ist er regelmäßig bei den Schlossfestspielen engagiert. Im Musical stelle er einen „fiesen Bauarbeiter“ und in der Oper ebenfalls einen „fiesen Typen“ dar. Dort freut er sich auf das Festspielorchester, das mit insgesamt 55 Musikern besetzt ist, darunter viele vom Nationaltheater Mannheim und von der Staatsoper Stuttgart.
„Das ist eine echte Premiere für uns“, stellte Achim Brötel fest. Drei mal werden die Darsteller mit den Musikern üben, informierte Roos. „Brauchen wir so viele Proben?“, hätten daraufhin die Berufsmusiker gefragt, von denen die meisten „Tosca“ schon dutzende Male gespielt haben.
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